Dua Lipa tut es, Barack Obama und Reese Witherspoon auch: Celebritys lieben es, Bücher zu empfehlen. Was steckt hinter dem Trend – und welche Promi-Buchclubs gibt es?

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Nichts tut die Buchbranche lieber, als ihren eigenen Untergang zu beschreien. Und es ist auch wahr, dass die Leserzahlen seit Jahren rückläufig sind. Gleichzeitig aber nimmt die Anzahl junger Leserinnen und Leser seit einiger Zeit wieder zu. Ein wichtiger Grund dafür dürfte der Erfolg von BookTok sein, der wie kein anderes Medium die Zielgruppe der Unter-25-Jährigen wieder oder erstmals zum Lesen animiert.

Ebenso auffällig ist, dass viel Celebritys in den vergangenen Jahren Buchclubs gegründet haben. Zumeist monatlich wird gemeinsam ein ausgewähltes Buch gelesen und dann – je nach Struktur – entweder gemeinsam in Zoom-Gesprächen, Facebook-Gruppen oder dem Kommentarfeld von Instagram diskutiert, oder aber die Promis führen Interviews mit den Autorinnen und Autoren und liefern weitere Denkanstösse. Das ist primär ein US-amerikanisches Phänomen; in Deutschland führte Tennisstar Andrea Petković zu Beginn der Pandemie den "Raquet Book Club", ansonsten ist dieser Trend hierzulande noch nicht angekommen.

Vom Bestseller zum Kinohit

Was genau die Motivation für die Sängerinnen oder Schauspieler ist, digitale Leseclubs zu führen, darüber lässt sich spekulieren. Oprah Winfrey hat es bereits in den 1990er Jahren vorgemacht. Die meisten ihrer seitdem mehr als 100 ausgesprochenen Empfehlungen landeten auf der "New York Times"-Bestsellerliste, zeitweise war sie die wichtigste Buch-Influencerin in den USA, lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab.

Reese Witherspoon hat das konsequent weiterentwickelt. 2017 gründete sie "Reese’s Book Club" unter dem Schirm ihres Medienunternehmens "Hello Sunshine". Ähnlich wie bei Oprah werden auch die von Reese Witherspoon besprochenen Bücher regelmässig zu Bestsellern, aus denen sie dann Filme macht – die Romane "Der Gesang der Flusskrebse", "Little Fires Everywhere" und "Daisy Jones & The Six" beispielsweise wurden alle in ihrem Buchclub gelesen, bevor "Hello Sunshine" sie verfilmte. Während es bei Oprah Winfrey wohl primär um Lesebegeisterung geht, hat Reese Witherspoon eindeutig auch ein geschäftliches Interesse daran, ihre Bücherempfehlungen populär zu machen.

Gemeinschaftlicher Austausch

Das bedeutet natürlich nicht, dass Reese Witherspoon nicht auch eine leidenschaftliche Leserin ist, die, wie die meisten, gerne über die Bücher spricht, die sie mag. Einen ähnlichen Antrieb werden alle Celebritys haben, die sich um ihre Buchclubs und Leseempfehlungslisten kümmern. Gleichzeitig wirkt es natürlich gebildet und kultiviert sagen zu können: Seht her, ich bin nicht nur Schauspielerin oder Model, ich habe auch was im Hirn.

Und zuletzt wäre da noch der soziale Gedanke – nicht nur Leseclubs und BookTok, auch gemeinsame Lesepartys boomen derzeit. Aus dem ursprünglich sehr einsamen Akt des Lesens wird durch den Austausch etwas Gemeinschaftliches. Da hilft natürlich auch das Internet, um sich nicht nur mit anderen Leserinnen und Lesern im eigenen Umkreis, sondern weltweit vernetzen zu können. Allen Untergangsbeschwörungen der Buchbranche zum Trotz erleben wir aktuell eine neue Ära des gemeinsamen Lesens.

Die wichtigsten Leseclubs und -empfehlungslisten:

Dua Lipa

Seit Februar 2022 empfiehlt Sängerin Dua Lipa nicht nur zumeist literarische Romane, darunter viele Übersetzungen, sie hat mit Service95 eine richtiggehende kulturelle Plattform gegründet, die nicht nur den Leseclub, sondern auch einen Newsletter und einen Podcast hostet. Ausser Büchern gibt es Filme, Musik-, Fashion- und Gastronomietipps, oft auch von anderen Stars und Influencerinnen.

Barack Obama

Zu den berühmtesten Lesern der USA gehört ohne Zweifel Barack Obama. Bereits seit 2009 teilt er sommerliche Leseempfehlungen, seit dem Ende seiner Präsidentschaft im Jahr 2017 gibt es zudem seine Best-of-Liste zum Ende des Jahres, neben Büchern auch Musik- und Filmempfehlungen. Listen, die in den sozialen Medien rauf und runter diskutiert werden und die für einige Autoren eine grössere Auszeichnung noch als der Bestsellerliste-Sticker sind. Übrigens: Einer Reportage der Journalistin Sophie Verhsbow für "Esquire" zufolge gibt es keine Anzeichen dafür, dass Obama diese Bücher nicht wirklich selbst liest und selbst auswählt.

Kaia Gerber

Ursprünglich 2020 während der Pandemie gegründet, erlebte Kaia Gerbers Buchclub Anfang dieses Jahres als Library Science einen Relaunch. Die Tochter von Cindy Crawford, die ebenfalls als Model und mitunter als Schauspielerin arbeitet, empfiehlt primär Titel für ein hippes, feministisches Publikum mit literarischem Interesse, zum Beispiel Virginie Despentes, Eve Babitz oder Marguerite Duras.

Jenna Bush

Die vielleicht erstaunlichste Person in dieser Liste ist Jenna Bush Hager, die Tochter des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush. Seit 2019 hat sie mehr als 70 Titel empfohlen, die primär auf Facebook und Goodreads diskutiert werden. Die meisten Romane sind das, was man als Upmarket Fiction bezeichnet, also gehobene Unterhaltungsliteratur. Daneben gibt es aber auch literarische Romane, (moderne) Klassiker und Sachbücher.

Noname

Die Chicagoer Rapperin Noname verfolgt mit ihrem Buchclub das Ziel, schwarze, indigene und Autorinnen und Autoren of Color zu unterstützen. Ihr Engagement geht weit über blosse Bücherempfehlungen hinaus: Sie ist offline ebenfalls sehr aktiv, hat in mehreren Städten Lesekreise gegründet, verschickt Bücher an Inhaftierte und eröffnete im Jahr 2021 in Los Angeles die "Radical Hood Library".

Dakota Johnson

Auch Schauspielerin Dakota Johnson ("Fifty Shades of Grey") führt seit diesem Jahr mit TeaTime einen erfolgreichen Buchclub auf Instagram, bei dem es neben dem monatlich gelesenen Buch zahlreiche weitere Leselisten sowie anderen popkulturellen Content gibt, zum Beispiel Playlists, Memes oder Filmempfehlungen.

Verwendete Quellen

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