• Richard Lugner zählt zu den schillerndsten Figuren Österreichs.
  • In den 1960er-Jahren startete der gebürtige Wiener seine Baufirma und verdiente sich damit nicht nur den Spitznamen "Mörtel", sondern auch Millionen.
  • Aus dem Baugeschäft hat sich Lugner längst zurückgezogen, heute ist vor allem das nach ihm benannte Einkaufszentrum "Lugner-City" im Westen Wiens sein ganzer Stolz.
Ein Interview

Er liebt das Licht der Öffentlichkeit, seine prominenten Ball-Begleiterinnen sind beinahe eine grössere Attraktion als der Opernball selbst. Kaum vorstellbar, dass eine österreichische Klatschzeitung ohne die Privatnummer von Richard Lugner über die Runden kommt – denn Einblicke in seinen privaten Liebeszoo aus "Mausis", "Bambis" und "Kolibris" teilt Lugner gern und freigiebig.

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Fünfmal war er verheiratet, fünfmal wurde er geschieden. Dokumentiert wurde das in Teilen in seiner eigenen Realityserie "Die Lugners", die ab 2004 in zwölf Staffeln auf dem österreichischen Privatsender ATV ausgestrahlt wurde. Nun wird der Mann, der sich über die Jahre vom Bau- zum Salonlöwen entwickelt hat, 90 Jahre alt. Kurz vor seinem Geburtstag spricht er im Interview über seine Lieben, sein Leben und über den Tod.

Herr Lugner, Sie mussten zuletzt aus gesundheitlichen Gründen mehrere Termine absagen. Wie geht es Ihnen jetzt?

Richard Lugner: Die Verkühlung habe ich überstanden. Es geht mir generell gut, nur die letzten drei Nächte habe ich praktisch nicht geschlafen.

Vielleicht war’s die Aufregung vor Ihrem 90. Geburtstag?

Nein, das glaub' ich nicht. Ich bin die letzten Tage nur im Bett gelegen, vielleicht war das zu viel. Heute habe ich einen Termin beim Herrn Ludwig, dem Wiener Bürgermeister, wegen meines Geburtstags, danach gehe ich ins Büro. Dann komme ich wieder etwas in die Gänge und hoffe, dass ich heute Nacht ordentlich schlafe.

Wie blicken Sie auf Ihren 90. Geburtstag?

Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, so alt zu werden. Als Jugendlicher dachte ich, das Leben eines Mannes ist mit 60 zu Ende. Als ich 50 geworden bin, habe ich schon Angst bekommen und zur Sicherheit meine Alpin-Ski verkauft. Diese runden Geburtstage, der 50., 60. und 70., das waren immer Schreckstufen für mich. Später habe ich mir wieder Alpin-Ski gekauft und trotzdem die 90 erklommen.

Was ist denn Ihr Rezept für ein langes Leben?

Ich mache viel für meine Gesundheit. Das ist gescheiter, als erst zu agieren, wenn man schon krank ist. Ich nehme Nahrungsergänzungsmittel, mache einmal im Jahr für zwei Wochen die Mayr-Kur – da werden Magen und Darm gereinigt, was auch den Vorteil hat, dass man abnimmt. In Leipzig bin ich regelmässig bei Professor Bader. In seiner Klinik wird mir Blut entnommen und mit einer Substanz vermischt, die der Plazenta ähnelt. Stammzellentherapie heisst das und soll sich auf alle möglichen Organe positiv auswirken. Ob es was nutzt, weiss ich nicht – aber schaden tut's sicher nicht. Seit Kurzem gehe ich einmal die Woche in eine Kältekammer. Für zwei Minuten bei minus 110 Grad – da aktiviert der Körper alles, was möglich ist, um nicht zu erfrieren. Danach kann ich im Treppenhaus zwei Stufen auf einmal nehmen, wie in meiner Jugend. Und generell bin ich einfach ein positiver und fröhlicher Mensch. Rückschläge nehme ich einfach hin und vergesse sie. Es gibt da diesen Spruch: 'Glücklich ist, wer vergisst, was nicht zu ändern ist'. Das gilt auch für den 90. Geburtstag.

Richard Lugner ist momentan Single - seine grosse Liebe ist schon lange her

Sie hadern mit dem Alter?

Freilich wäre ich gerne ein jüngerer Bursche. Aber ich war eigentlich mit allen Altersstufen zufrieden, mir geht’s gut. Das Einzige, was mir fehlt, ist eine schöne Frau in meinem Leben. Momentan habe ich keine Beziehung, aber einen sogenannten Zoo aus zehn Damen, die gelegentlich mit mir ausgehen. Aber da ist nix Ernstes.

Sie lassen sich in Liebes-Dingen von einer Astrologin beraten …

Ich habe mich erst nach der vierten Ehe von einer Astrologin beraten lassen. Gerda Rogers liegt mit ihrer Einschätzung nie falsch, sie hat eine hohe Trefferquote. Das hat bei mir nichts mit Spiritualität zu tun, sie hilft mir einfach bei der Partnerwahl. Aus Deutschland haben sich zwei Damen für mich interessiert, aber Frau Rogers hat mir davon abgeraten. Das wäre auch schwierig, so eine Fernbeziehung, weil ich ja in Wien so viel ausgehe. Ich lass' mich zwar von einer Astrologin beraten, ziehe daraus meine Schlüsse, aber leben tu' ich so, wie ich es für richtig halte.

Glauben Sie an die grosse Liebe?

Ja sicher. Ich war viele Male in meinem Leben verliebt, darunter auch in zwei verheiratete Frauen – das war schmerzhaft. Aber meine grosse Liebe war meine Jugendliebe Christine, meine erste Frau.

Sie waren insgesamt fünfmal verheiratet und sind fünfmal geschieden. Wieso haben Sie eigentlich so oft geheiratet?

Das hat sich einfach so ergeben. Das erste Mal mit Christine war ich 17 Jahre verheiratet. Als es aus war, habe ich mich in eine neue Beziehung gestürzt – aber das ging schief. Meine zweite Frau hat sich in den damaligen Opec-Generalsekretär verliebt. Ich sollte sie ihm für eine Weltreise ausborgen, da hab‘ ich mich scheiden lassen. Meine dritte Frau (Susanne Dietrich, Anm. d. Red.) ist bei einer Schönheitsoperation gestorben, danach war ich mit "Mausi" (Christina Lugner, Anm. d. Red.) 17 Jahre verheiratet. Cathy hat sich bei mir eingeschlichen – das Horoskop hab‘ ich erst bekommen, als es zu spät war. Auch diese Ehe ist schiefgegangen. Aber wenn die Richtige kommt, würde ich noch einmal heiraten.

Sie sind ohne Vater aufgewachsen in einem weiblichen Haushalt bei Mutter und Tante. Wie hat das Ihr Frauenbild beeinflusst?

Das hatte keinen Einfluss auf mein Frauenbild. Meine Mutter und die Frauen, die ich später kennengelernt habe, das sind zwei verschiedene Dinge. Aber es hat sicher mein Leben geprägt. Mein Vater war im Zweiten Weltkrieg nahe Odessa Kommandant. Er kam in russische Gefangenschaft, drei Tage ohne Essen, Trinken und ohne Schuhe bei minus 20 Grad durch den Schnee – das hat er nicht überlebt. Kriege sind einfach etwas Grausliges. Aus meiner Erfahrung heraus braucht ein Kind Mutter und Vater. Mir hat mein Vater sehr gefehlt, ich habe später in meinen Chefs eine Vaterfigur gesucht. Die wussten davon nichts, aber das hat mein Leben geprägt und ich habe versucht, ihnen alles recht zu machen.

Lugner: "Generell habe ich alles richtig gemacht."

Würden Sie sagen, Sie haben in Ihrem Leben alles richtig gemacht?

Generell habe ich alles richtig gemacht. Wenn nicht, habe ich das rasch verdrängt. Dass man Fehler macht, kommt vor, aber das Positive überwiegt. Ich bin ein positiver Mensch, ich befasse mich grundsätzlich nicht mit negativen Dingen. Schon gar nicht mit dem Tod.

Spielt Endlichkeit in Ihren Gedanken tatsächlich gar keine Rolle?

Damit habe ich mich noch nicht befasst. Irgendwann ist es halt mal zu Ende, daran kann niemand etwas ändern, egal, ob er viel oder wenig Geld hat.

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Haben Sie Angst vor dem Tod?

Überhaupt nicht. Ich bin Katholik, aber schwer zu sagen, was danach kommt. Warten wir's ab. Vor meiner Geburt war auch nix, zumindest kann ich mich nicht erinnern. Ich habe das Lugner-Einkaufszentrum gebaut, es trägt meinen Namen – das wird mich noch eine Weile in Erinnerung halten. Aber irgendwann vergeht auch das. Das ist der Lauf der Dinge.

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