Es wird das Society-Event des Jahres: Am 13. September ehelicht Richard Lugner die Deutsche Cathy Schmitz. Knapp 60 Jahre Altersunterschied trennen "Mörtel" und sein "Spatzi". Kann diese Ehe gutgehen? Wir haben mit der Linzer Psychologin und Psychotherapeutin Christa Schirl gesprochen.

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Frau Schirl, Richard Lugner ist 81, seine neue Flamme Cathy Schmitz gerade mal 24. Sind Beziehungen mit solch grossem Altersunterschied üblich?

Christa Schirl: Nein, solche Partnerschaften sind sehr unüblich. Natürlich gibt es Paare, die altersmässig etwa um die zehn bis 15 Jahre auseinander sind, aber 60 Jahre ist schon sehr ungewöhnlich. Man muss bedenken, dass diese Menschen allein schon von ihrem Elan und Esprit her in gänzlich anderen Lebensbereichen stehen. Der ideale Altersunterschied wären etwa drei bis fünf Jahre, solche Beziehungen haben sich als am tragfähigsten erwiesen.

Christa Schirl hat eine Praxis in Linz.
Christa Schirl hat eine Praxis in Linz.: Christa Schirl hat eine Praxis in Linz. © null/Anette Friedel-Prenninger / zvg

Die beiden sprechen ja von Liebe, und sein Geld spiele keine Rolle. Aber ganz ehrlich: Was findet eine so junge Frau an einem so reifen Herrn?

Nun ja, zu denken, dass nur Liebe ein Motiv für eine Ehe wäre, ist weit hergeholt. Schon früher haben Menschen aus ganz anderen Gründen geheiratet. Ich denke da jetzt an Arrangements und persönliche Interessen genauso wie an gemeinsame Ziele und Verbundenheit auf anderer Ebene.

Welche Motive die beiden zur Heirat bewegen, kann man als Aussenstehender nicht beurteilen, aber möglicherweise gibt es ja gemeinsame Ziele, die den Altersunterschied nebensächlich erscheinen lassen. Etwa das Interesse, gemeinsam in der Öffentlichkeit zu stehen oder im Gespräch zu bleiben: Und damit über jemanden gesprochen wird, muss er etwas Besonderes bieten - 60 Jahre Altersunterschied sind etwas Besonderes. Dazu hat ja auch Cathy Schmitz eine spezielle Geschichte. Sie ist eine Frau, die allein schon kraft ihres Lebenslaufes als Krankenschwester und Playboy-Model Interesse weckt.

Also ist es möglich, dass man in dieser Konstellation eine gute Ehe und eine glückliche Beziehung führen kann?

Generell ist es eher so, dass sich Gegensätze anziehen, aber Gemeinsamkeiten, seien es Hobbys, Einstellungen oder Werte, beisammen bleiben. Solange es also mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt, kann natürlich auch eine Beziehung mit einem grossen Altersunterschied genauso gut funktionieren, wie jede andere auch.

Allerdings, in einem solch unüblichen Fall wäre es für das Paar ratsam, sich bewusst zu machen, dass alles im Leben nur geborgt und das Leben selbst endlich ist. Denn dann kann man die gemeinsame Zeit gut nutzen, auf die Harmonie in der Beziehung und auf das Verbindende schauen und jeden geschenkten gemeinsamen Tag wertschätzen und geniessen.

Nun hat ja eine 24-Jährige völlig andere Interessen als ein Mensch mit über 80. Wie geht man als Paar am besten damit um?

Zwar sprechen wir hier von Extremen, dennoch ist jedes Paar, unabhängig vom Alter, kein siamesischer Zwilling. Jeder hat auch eigene Ziele und Interessen, die er auch in der Beziehung verfolgen und pflegen soll.

Jede Partnerschaft benötigt Nähe und Distanz, ein Grundverständnis sowie Wertschätzung für die Hobbys und Interessen des Partners muss vorhanden sein. Es muss in einer Beziehung möglich sein, eigene Werte und Ziele verfolgen zu können. Und dann gilt es natürlich, das Verbindende gemeinsam zu leben und sich über das Individuelle auszutauschen.

Welchen Herausforderungen werden sich Richard Lugner und sein "Spatzi" stellen müssen?

Die Verbindung der beiden ist ja noch nicht von langer Dauer, biologisch und psychologisch gesehen findet die Hochzeit in der Phase der Verliebtheit statt, in der man noch über Schwierigkeiten hinwegsieht. Beziehungen gehen etwa nach drei Jahren - oder auch früher oder später - von der Verliebtheits- in die Konfliktphase über. Ist die chemische Reaktion, der Hormonrausch und die Vitalität und Spritzigkeit der ersten Zeit einmal vorüber, erkennt man den anderen, sieht genauer hin.

Von der Körperhaltung auf Bildern der beiden her, würde ich jetzt zwar nicht auf innige Verbundenheit oder körperliche Anziehung schliessen, aber ein Paar kann sich ja, wie schon gesagt, auf anderen Ebenen treffen. Und auch in diesem Fall ist die Tragfähigkeit der Beziehung noch nicht geprüft - es ist noch nicht geklärt, ob auftretende Konflikte gemeinsam bewältigt werden können und zusammenschweissen.

Probleme zwischen Richard Lugner und Cathy Schmitz können natürlich, wie überall sonst auch, dann auftreten, wenn sich die Werte und Ziele der Partner verändern. Diese sind ja für sich nichts Starres. Es kann im Laufe eines Lebens immer etwas anderes in den Vordergrund rücken und bedeutend für einen Menschen werden. Solange sie die gemeinsamen Motive verfolgen und an einem Strang ziehen, sind sie aber "gut verbunden".

Und die Öffentlichkeit sieht dabei zu...?

Natürlich, zusätzlich zur Bewertung durch das persönliche Umfeld - sie ist Mutter einer kleinen Tochter, er hat vier erwachsene Kinder - kommen hier noch die Phantasien und Meinungen der Öffentlichkeit dazu, und klarerweise kann das sehr belastend sein. Lugners Ex-Frau "Mausi" könnte Cathy Schmitz im Prinzip im Umgang mit Medien und Publikum eine grosse Stütze sein: Sie kennt ihren Ex-Mann gut und ist das Leben in der Öffentlichkeit gewöhnt.

Das "Mitschauen" von aussen ist Herausforderung und Chance zugleich, und zwar dann, wenn man es nutzt, um sich als Paar vor anderen "zusammenzureissen". Denn natürlich wird darauf geschaut werden, wie reif, würdig und wertschätzend die beiden mit der Situation umgehen - wie sie es schaffen werden, das Beste daraus zu machen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Mag. Christa Schirl ist Psychologin und Psychotherapeutin in Linz. In ihrer Praxis bietet sie psychologische Beratung, Coaching und sinnzentrierte Psychotherapie an.
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