Jimmy Carter war nicht nur der am längsten lebende Präsident der USA, sondern auch der am längsten verheiratete. Stolze 77 Jahre ging er mit seiner Rosalynn durchs Leben. Die beiden lernten sich schon als Kinder kennen und hielten fest zusammen.
Rund um den Globus herrscht Trauer über den Tod von Jimmy Carter (1924-2024), der am 29. Dezember im Alter von 100 Jahren gestorben ist. Der frühere US-Präsident prägte nicht nur die Welt durch seine Friedensbemühungen, auch privat setzte er auf Harmonie und Loyalität.
77 Jahre lang war er mit seiner Frau Rosalynn (1927-2023) verheiratet, bis diese im November 2023 starb. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er an ihrer Gedenkfeier. Dazu erschien er mit einer Decke über dem Schoss, die mit den Gesichtern des Paares bestickt war. Die beiden waren seit ihrer Kindheit eng verbunden - und aus ihrer langen Beziehung kann man einiges lernen.
Rosalynn und Jimmy Carter: Verbundenheit von Anfang an
Das Paar soll sich bereits kurz nach der Geburt von Rosalynn begegnet sein. "Sie wurde von Jimmy Carters Mutter, einer Krankenschwester, entbunden, und ein paar Tage nach der Geburt des Babys brachte die Krankenschwester, Jimmys Mutter, Miss Lillian Carter, ihren dreijährigen Sohn herüber, um das Baby zu sehen", berichtete Biograf Jonathan Alter. Die Familien waren gut miteinander bekannt, Rosalynn wurde die beste Freundin seiner jüngeren Schwester Ruth. 1945 bat er sie um ein Date im Kino. "Ich fühlte mich einfach mit ihr kompatibel", erinnerte er sich in Phil Donahues und Marlo Thomas' Buch "What Makes a Marriage Last". "Sie war wunderschön und unschuldig, und es gab eine Resonanz. Wir fuhren auf dem Notsitz eines Ford-Pickups - Ruth und ihr Freund vorne - und ich küsste sie bei diesem ersten Date. Daran kann ich mich noch lebhaft erinnern."
Ein Jahr später wurde schon geheiratet, obwohl sie seinen ersten Antrag abgelehnt hatte. Doch Carter blieb hartnäckig. Die Hochzeit fand am 7. Juli 1946 in ihrer Heimatstadt Plains im Bundesstaat Georgia statt, wo sie bis zuletzt lebten. Das Paar bekam drei Söhne und eine Tochter. Seit dem 19. Oktober 2019 war die Ehe der Carters die längste in der Geschichte der amerikanischen Präsidenten.
Gegenseitige Unterstützung
Das Paar hielt fest zusammen, und Rosalynn Carter unterstützte ihren Mann erst während seiner militärischen Laufbahn und später in der Politik. Sie beriet ihn, und er sah sie als ebenbürtige Partnerin an. Während seines Präsidentschaftswahlkampfs in den 70er-Jahren bezeichnete Jimmy Carter seine Frau als seine "Geheimwaffe". Natürlich stand sie ihm auch zur Seite, als er am 20. Januar 1977 als 39. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt wurde. Auch in ihrem Glauben waren sie vereint: Die Christen engagierten sich jahrzehntelang in der Maranatha Baptist Church in Plains.
Das Paar war dafür bekannt, sich jedes Mal einen Kuss zu geben, wenn eine sogenannte "Kiss Cam" auf sie schwenkte. Und das passierte im Laufe der Jahre häufig bei verschiedenen Sportereignissen in ihrer Heimat Georgia - selbst im fortgeschrittenen Alter busselten sie noch. Auch bei anderen Terminen herzte sich das Paar gerne, sodass es etliche Kussbilder der beiden gibt.
Freiraum geben
Trotz aller Gemeinsamkeiten und der vielen Auftritte im Doppelpack: Das Paar setzte auch darauf, sich gegenseitig Freiräume zu lassen. "Wir haben eine Art gemeinsame Strategie", verriet der Demokrat einst. "Wir geben einander viel Freiraum, um unsere eigenen Dinge zu tun."
Sie hätten schon früh beschlossen, "einander viel Freiraum zu geben. Wenn Rosalynn an etwas interessiert ist, macht sie es auf ihre eigene Art und nimmt meine Hilfe an, wenn sie sie braucht. Und sie gibt mir viel Freiraum, um an meinen eigenen Projekten zu arbeiten, hilft mir aber, wenn ich sie brauche."
Zu viel Freiraum durfte es aber offenbar auch nicht sein. Denn die Carters suchten sich gerne gemeinsame Interessen und blieben auch im Alter zusammen aktiv. So hätten sie mit dem Skifahren begonnen, als er 62 Jahre alt war, erzählte er. "Wir haben angefangen, Vögel zu beobachten, Tennis zu spielen und Fliegenfischen zu betreiben. Wir haben also viele gemeinsame Dinge, die wir zusammen tun."
Versöhnung vor dem Schlafengehen
So harmonisch sich das Paar präsentierte - wie in anderen Ehen auch herrschte nicht nur eitel Sonnenschein. "Wir haben schon vor langer Zeit herausgefunden, dass Meinungsverschiedenheiten zwischen zwei willensstarken Menschen unvermeidlich sind", schilderte Carter in "What Makes a Marriage Last". In einem Interview mit dem Sender PBS zum 75. Hochzeitstag betonte er allerdings die wichtige Regel: "Bevor wir ins Bett gehen, versuchen wir alle Meinungsverschiedenheiten zu bereinigen. Wir vertragen uns und geben uns einen Kuss und wir lesen jeden Abend in der Bibel."
Ihre grosse Liebe habe wohl auch zu ihrem hohen Alter geführt, überlegte er 2019 im "People"-Interview. "Ich denke, die beste Erklärung dafür ist, den besten Partner zu heiraten: jemanden, der sich um Sie kümmert, sich engagiert und Dinge tut, die Sie herausfordern und Sie am Leben und am Leben interessiert halten." Bald sind beide für immer vereint: Jimmy Carter soll seine letzte Ruhestätte neben seiner Rosalynn unter einer Weide am Rande eines Teiches auf dem Grundstück in Plains finden. (ae/spot) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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