Gegen Schauspieler Gérard Depardieu läuft ein Disziplinarverfahren. Er könnte dadurch den Ehrenlegion-Verdienstorden, Frankreichs höchste Auszeichnung, verlieren. Der Filmstar ist wegen Vergewaltigung und sexueller Gewalt angeklagt.

Mehr News zu Stars & Unterhaltung

Gérard Depardieu droht der Verlust des Ehrenlegion-Verdienstordens, Frankreichs höchster Auszeichnung. Laut Kulturministerin Rima Abdul-Malak sei ein Disziplinarverfahren gegen den Schauspieler ("Cyrano") eingeleitet worden, sagte sie im Fernsehsender "France 5" am Freitag. Ein Rat des Ordens werde zusammentreten, um zu entscheiden, ob Depardieu die Auszeichnung aberkannt werden soll, erklärte sie.

Die Aufnahme in die Ehrenlegion ist die höchste Auszeichnung, die in Frankreich verliehen wird. Depardieu war 1996 vom damaligen Präsidenten Jacques Chirac aufgenommen worden. Der Kodex der Ehrenlegion sieht vor, dass ein "gegen die Ehre verstossendes Verhalten" mit einer Rüge, einer Aussetzung der Mitgliedschaft oder einem Ausschluss geahndet werden kann.

Als "ekelhaft" hatte die Kulturministerin am Freitag die Äusserungen des Schauspielers in der Anfang Dezember ausgestrahlten Fernsehreportage über seine Reise nach Nordkorea im Jahr 2018 bezeichnet. Darin gibt er immer wieder frauenfeindliche und fragwürdige Kommentare von sich. In einer Szene, die ihn auf einem Gestüt zeigt, meinte er, dass Frauen gerne reiten würden, weil ihre Klitoris am Sattel reibe. Sie seien grosse Schlampen, fuhr er fort. Depardieus Anwälte nannten die Sendung "umstritten und anfechtbar". Diese habe "Bilder ausstrahlt, die in der Sphäre des Intimen und Privaten aufgenommen wurden". Kulturministerin Abdul-Malak bezeichnete Depardieus Verhalten gegenüber Frauen als "Schande für Frankreich".

Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigungsvorwürfen

Wie die Anwälte Depardieus am Samstag mitteilten, stellt der Schauspieler seinen Orden der Kulturministerin zur Verfügung. Zugleich kritisierten sie die Äusserungen Abdul-Malaks, der sie "einen weiteren Schlag gegen die ohnehin schon sterbende Unschuldsvermutung" vorwarfen.

Gegen Depardieu läuft seit Ende 2020 ein Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigungsvorwürfen. Die Schauspielerin Charlotte Arnould wirft dem Schauspieler vor, sie 2018 im Alter von 22 Jahren in seiner Pariser Wohnung zwei Mal vergewaltigt zu haben.

In der vergangenen Woche hatte zudem die Schauspielerin Hélène Darras den Kollegen wegen sexueller Übergriffe bei Dreharbeiten 2007 angezeigt. Depardieu weist sämtliche Vorwürfe zurück. Zahlreiche weitere Frauen haben Depardieu in der Vergangenheit sexuelle Übergriffe vorgeworfen, erstatteten bislang jedoch keine Anzeige. Depardieu bestreitet die Vorwürfe vollständig.

Depardieu ist einer der bekanntesten französischen Schauspieler. Er arbeitete mit den bekanntesten Regisseuren und Schauspielerinnen Frankreichs zusammen und kommt auf mehr als 200 Filme. Darin verkörperte er den wortgewandten Cyrano de Bergerac ebenso wie einen abgehalfterten Schlagersänger, einen Schlachthofarbeiter, einen Alzheimer-Patienten und Obelix. (dpa/AFP/tas)

Hilfsangebote

  • Wenn Sie selbst von häuslicher oder sexualisierter Gewalt betroffen sind, wenden Sie sich bitte an das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" (116 016 oder online), das Hilfetelefon "Gewalt an Männern" (0800/1239900 oder online), das Hilfetelefon "Sexueller Missbrauch" (0800/225 5530), in Österreich an die Beratungsstelle für misshandelte und sexuell missbrauchte Frauen, Mädchen und Kinder (Tamar, 01/3340 437) und in der Schweiz an die Opferhilfe bei sexueller Gewalt (Lantana, 031/3131 400)
  • Wenn Sie einen Verdacht oder gar Kenntnis von sexueller Gewalt gegen Dritte haben, wenden Sie sich bitte direkt an jede Polizeidienststelle.
  • Falls Sie bei sich oder anderen pädophile Neigungen festgestellt haben, wenden Sie sich bitte an das Präventionsnetzwerk "Kein Täter werden".
  • Anlaufstellen für verschiedene Krisensituationen im Überblick finden Sie hier.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © picture alliance //