Von 2006 bis 2011 war Senna Gammour neben Mandy Capristo und Bahar Kizil Mitglied der erfolgreichen Popband Monrose. Inzwischen ist die heute 44-Jährige erfolgreiche Autorin und hat ihr neuestes Buch "Liebeskummer lohnt sich, my Darling" veröffentlicht.

Ein Interview

Im Interview mit unserer Redaktion spricht die Sängerin und Autorin über Liebeskummer, Verlust und den Schmerz, den sie nach der Trennung von Monrose im Jahr 2011 erlebt hat.

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Frau Gammour, im November erscheint Ihr drittes Buch "Liebeskummer lohnt sich, my Darling". Ist das die Fortsetzung Ihres ersten Buchs "Liebeskummer ist ein Arschloch"?

Senna Gammour: Wer "Liebeskummer lohnt sich, my Darling" lesen möchte, muss "Liebeskummer ist ein Arschloch" nicht zwingend gelesen haben. Alle meine Bücher sind so geschrieben, dass man sie auch unabhängig voneinander verstehen kann. Trotzdem gehören die drei in gewisser Weise zusammen.

"Liebeskummer ist und bleibt ein Arschloch."


Der Buchtitel impliziert, dass Liebeskummer sich lohnt – ist Liebeskummer also doch kein Arschloch?

Liebeskummer ist und bleibt ein Arschloch. Dennoch kann Liebeskummer sich lohnen und darum geht es in dem Buch. Mir wurde in meinem Leben schon häufig Schmerz angetan, sowohl von Partnern als auch von Menschen, denen ich vertraut habe. Und so kurios es klingen mag, bin ich mir selbst in dieser schweren Zeit, in der mein Herz in tausend Stücke zerrissen wurde, sehr nahe gekommen und habe Selbstliebe erfahren. Genau das ist die Essenz von "Liebeskummer lohnt sich, my Darling".

Wie gelingt der Schritt von Liebeskummer zu Selbstliebe?

In meinem konkreten Fall merke ich, dass ich den Schmerz, den Liebeskummer in mir auslöst, schon häufig in eine gewisse Dynamik umgewandelt habe, mit der ich in einer rasanten Geschwindigkeit sowohl zum beruflichen als auch zum privaten Erfolg komme. Dabei geht es vor allem darum, sich die richtigen Fragen zu stellen – und darauf eigene Antworten zu finden. Statt mich also zu fragen, warum eine Person mein Vertrauen missbraucht hat, gilt es beispielsweise, sich damit zu konfrontieren, warum man dieses Verhalten zugelassen hat. Es geht ausserdem um die Frage, warum man sich zu Menschen hingezogen fühlt, die einem nicht guttun. Ich habe mir und meinem Schmerz die höchste Priorität zugeschrieben und wollte herausfinden, was es mit meinen Verhaltensmustern auf sich hat.

Bei Ihrem Buchtitel denke ich an den fast gleichnamigen Song "Liebeskummer lohnt sich nicht my Darling" von Siw Malmkvist. Stammt die Inspiration für den Titel von diesem Schlager-Klassiker?

Wenn wir über deutschsprachige Musik sprechen, schlägt mein Herz eher für die Neue Deutsche Welle als für Schlager (lacht). "Liebeskummer lohnt sich nicht my Darling" als Zitat beziehungsweise als geflügeltes Wort war mir durchaus bekannt und daraus habe ich meine Version in Form von "Liebeskummer lohnt sich, my Darling" gemacht. Den Song kannte ich aber nicht. Inzwischen habe ich ihn aber gehört und kann Siw Malmkvist volle Sympathiepunkte für diesen starken Track aussprechen.

Neues Buch ist Senna Gammours "grosser Liebe" gewidmet

Das Buch haben Sie Ihrer "grossen Liebe" gewidmet, die leider nicht mehr in Ihrem Leben ist. Wer ist diese grosse Liebe?

Um diese Frage beantworten zu können, möchte ich kurz erklären, was ich unter einer grossen Liebe verstehe. Denn Jamani, meine grosse Liebe, habe ich bedingungslos geliebt. Diese Liebe hat mich immer zum Lachen gebracht, mir Wärme gegeben und mich in den schwersten Zeiten aufgefangen, indem sie mir ein Gefühl von Zuhause und Familie gegeben hat. Sie hat von mir nie Dinge verlangt, die ich nicht geben konnte, und hat mich so genommen, wie ich bin. Doch leider ist sie, ganz plötzlich, in meinen Armen gestorben. Jamani war meine Katze. Deswegen widme ich ihr dieses Buch, weil sie mir als Mensch bedingungslose Liebe gezeigt hat und ein sehr wichtiges Kapitel in meinem Leben war, durch das ich menschlich wachsen konnte. Wer schon einmal ein Tier verloren hat, wird wissen, wovon ich spreche. Denn Haustiere sind nicht irgendwelche Tiere, sie sind Familienmitglieder.

Lassen Sie uns bei Liebeskummer bleiben: Wie beschreiben Sie den Schmerz, den Liebeskummer in einem Menschen auslöst?

Ich vergleiche die Symptome gerne mit einer Grippe. Der Körper ist geschwächt und sendet uns Signale. Wir Menschen neigen daraufhin dazu, zu Medikamenten zu greifen, die die Symptome lediglich unterdrücken. In der Folge leiden wir immer wieder an dieser Grippe, die sich immer mehr im Körper ausbreitet und im schlimmsten Fall auch das Herz schädigen kann. Deswegen vergleiche ich Liebeskummer mit einer Grippe, weil ich finde, dass wir den Schmerz von Liebeskummer zulassen und entsprechend ausleiden sollten. Wie bei einer Grippe sieht man einige Tage lang schrecklich aus, man fühlt sich schwach und weint womöglich viel. Und wie bei einer Grippe braucht auch Liebeskummer seine Zeit, bis er geheilt ist. Das kann aber nur passieren, wenn die richtigen Knöpfe gedrückt werden, und dann kann Liebeskummer auch nur eine kurze Zeit andauern. Aber Faktoren wie die sozialen Medien erschweren diesen Prozess manchmal.

Inwiefern?

Social Media ermöglicht es beispielsweise, nonstop mitzuverfolgen, was der oder die Ex gerade tut. Das erhöht den Leidensdruck, und der Kummer wird künstlich in die Länge gezogen. Meiner Meinung nach hängt das mit der häufig fehlenden Selbstliebe zusammen und ich habe das Gefühl, dass vor allem Frauen häufig zu diesem Verhalten neigen. Umso wichtiger ist es, sich damit ehrlich zu konfrontieren, warum die Beziehung auseinandergegangen ist. Nur so kann die Liebe zu sich selbst aufgebaut und das Leiden beendet werden.

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"Was ich will, ist ein Level-up."

Bei Instagram haben Sie kürzlich augenzwinkernd gepostet, dass Sie Single bleiben möchten, weil Sie weder Bett noch Fernbedienung oder Essen teilen wollen. Sehen Sie sich nicht mehr in einer Partnerschaft?

Die Liebe kann jeden Menschen völlig unerwartet treffen. Es kann also passieren, dass ich plötzlich die Person treffe, mit der ich mein Bett, meine Fernbedienung und meine Pizza teilen möchte. Bis dieser Punkt erreicht ist, werde ich mein Leben nicht mit jemandem teilen, bei dem ich mir nicht zu 100 Prozent sicher bin. Es muss dieser eine Mensch sein. Ich merke aber auch, dass ich darin aufgehe, alleine zu sein, und diese Freiheit werte ich als absoluten Luxus. Natürlich glaube ich an die grosse Liebe, aber ich werde keine halbherzige Bindung zu einem Menschen mehr eingehen. Das wäre für mich ein Downgrade. Was ich will, ist ein Level-up.

Wer sind Sie, wenn Sie lieben?

Ich bin liebevoll und lustig, verhalte mich manchmal aber auch wie ein junges Mädchen. Und trotz des gemeinsamen Lebens mit einem Partner führe ich weiterhin mein eigenes Leben.

Wenn Liebeskummer nicht zwingend mit einer Paarbeziehung einhergehen muss, würde ich gerne mit Ihnen über eine Trennungssituation sprechen, die Sie vor 18 Jahren durchlebt haben: die Auflösung von Monrose. Hatten Sie damals auch Liebeskummer?

Während dieser Zeit war ich in einer Beziehung mit einem Mann, der mir das Leben sprichwörtlich zur Hölle gemacht und mich betrogen hat. Dazu kam die Trennung der Band, und ich war in dieser Phase meines Lebens sehr enttäuscht – sowohl privat als auch beruflich. Hätte ich mich nach dem Aus von Monrose in einer funktionierenden Beziehung fallenlassen können, hätte ich mich vermutlich anders gefühlt. Doch diesen Halt hatte ich nicht und ich habe mich sehr verloren gefühlt. Verstärkt wurden diese Gefühle durch Vergleiche von aussen. Mandy zum Beispiel lebte ein vermeintlich glückliches Leben und wurde für zahlreiche Formate angefragt, während bei mir Anfragen ausblieben. Ich hatte zwar keine finanziellen Probleme, dennoch gab es immer Vergleiche, die etwas mit mir gemacht haben. Damals kamen hässliche Gefühle wie Neid in mir hoch, doch so wollte ich nicht sein. Mit der Zeit habe ich dann gelernt, Neid in Ehrgeiz zu verwandeln, und konnte den Auftakt für etwas Neues setzen.

Monrose-Comeback? Senna wäre dabei!

Können Sie sich ein Monrose-Comeback vorstellen?

Ich habe mir in den vergangenen Jahren eine erfolgreiche Marke aufgebaut. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, könnte ich mir heute ein Monrose-Comeback vorstellen. Dieses Comeback würde ich aus purer Leidenschaft machen, weil ich echt Bock hätte, unsere Lieder wieder zu singen. Ausserdem interessiert es mich, wie Mandy und Bahar sich weiterentwickelt haben. Wir haben uns seit der Trennung nicht gesehen. Mit Bahar hatte ich zwar immer mal Kontakt, aber gesehen haben wir drei uns nicht in all den Jahren. Von Bahar kam häufiger der Vorschlag eines Comebacks, aber ich habe mich lange Zeit nicht bereit dafür gefühlt und wollte mich auf meine eigene Karriere fokussieren. Heute ist es anders: Bei einem Monrose-Comeback wäre ich sofort dabei. Ich hätte auch Lust, eine Reality-Show mit Bahar und Mandy zu machen, damit die Menschen da draussen die Chance hätten, uns wieder kennenzulernen. Vor 18 Jahren kannte uns ganz Deutschland, aber inzwischen sind wir erwachsene, gestandene Frauen, und sowohl zwischen uns als auch in unserem Leben ist viel passiert, das erzählt werden sollte. Natürlich müssten aber auch Bahar und Mandy bereit für eine Reunion sein.

Über die Gesprächspartnerin

  • Senna Gammour ist eine deutsche Sängerin, Podcasterin und Autorin. Von 2006 bis 2011 war sie Mitglied der erfolgreichen Popband Monrose. Ihr Podcast heisst "Frag die Abla". Bei Instagram folgen ihr mehr als 1,2 Millionen Menschen. Nach dem grossen Erfolg ihrer Bücher "Liebeskummer ist ein Arschloch" und "In dein Gesicht" ist im November Gammours drittes Buch "Liebeskummer lohnt sich, my Darling" erschienen.
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