Nach 30 Jahren ist Schluss – am 22.02. endet die "Stubbe"-Ära (20.15 Uhr im ZDF). Von Anfang an dabei: Stephanie Stumph, die im Interview nach vorne statt zurückblickt und festhält: "Ich freue mich auf alle Dinge, die da hoffentlich noch kommen."
Im Alter von neun Jahren stand
Die heute 40-Jährige spricht über die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit ihrem Vater, in die sie "sozusagen reingerutscht" sei. Zudem blickt sie auf das Zusammenspiel mit "Der Alte"-Kollege
Frau Stumph, vor 30 Jahren begann die "Stubbe"-Reise. Nun soll sie mit dem abschliessenden Film "Familie in Gefahr" enden. Wie gross ist der Abschiedsschmerz – sowohl in der Stubbe- als auch in der Stumph-Familie?
Stephanie Stumph: Bei beiden Familien hält sich der Abschiedsschmerz in Grenzen. Wir sehen das ganz pragmatisch und sind dankbar dafür, dass wir Teil einer Reihe sein durften, die 30 Jahre lang erfolgreich lief. Von daher ist es völlig in Ordnung, dass so eine Ära dann irgendwann zu Ende geht. Ich freue mich auf alle Dinge, die da hoffentlich noch kommen.
Stumph ist Stubbe und Stubbe ist Stumph – teilen Sie diese Sicht mit Blick auf Ihren Vater Wolfgang?
Ich finde, mein Vater ist ein bisschen dynamischer und wirkt jünger als der Stubbe. Deswegen mag ich meinen Papa im Privaten lieber.
Stephanie Stumph ist ein "Kontrollfreak"
Anlässlich des "Stubbe"-Abschieds hat er erklärt, dass er einen gewissen "StumphSinn" in die Figur des Wilfried Stubbe eingebracht hat. Was steckt dahinter?
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Sämtliche Titelfiguren oder Rollen, die er erschaffen hat, beginnen mit "St" – von Struutz ("Go Trabi Go"; Anm. d. Red.) über Stankoweit ("Salto Postale") und Stille ("Stilles Tal") bis hin zu Stubbe. Es gibt noch einige weitere Beispiele. Auch mein Vorname, Stephanie, beginnt schliesslich mit "St". Grundsätzlich ist er eben nicht nur Schauspieler, sondern von der ersten bis zur letzten Sekunde engagiert dabei. Vom Buchkonzept bis zum Schlussschnitt und zum Trailer ist er immer komplett involviert. Das kostet viel Zeit. Vielleicht ist es gut, dass all das in Zukunft ein bisschen in den Hintergrund rücken und er sich auf seinen Schauspielberuf konzentrieren kann.
Hat er Ihnen den "StumphSinn" mit in die Wiege gelegt?
Das kann man schon so sagen. Auch ich bin ein Kontrollfreak und würde am liebsten alles mitgestalten. Bei bereits existierenden Produktionen geht das nicht. Wenn man sich aber sein eigenes "Baby" erschafft, dann ist man schon von Anfang bis Ende dabei.
Haben Sie beruflich gesehen eigene "Babys" in der Pipeline?
Sicherlich wäre es schlau, sich darüber Gedanken zu machen und proaktiv etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen haben ja bewiesen, dass das geht. Ich denke da an Florian David Fitz oder Karoline Herfurth. Die beiden haben sich über die Schauspielerei hinaus einen Namen machen können und das bewundere ich. Meine Kreativität lebe ich eher über die Musik aus.
Warum Thomas Heinze für Stephanie Stumph "eine Challenge" ist
Sie arbeiten nun bereits sehr lange mit ihrem Vater zusammen. Für viele Kinder wäre das unvorstellbar. Warum ist das bei Ihnen anders?
Nun ja, ich habe mit neun oder zehn Jahren angefangen. Ich bin da sozusagen reingerutscht. So hatte ich früh die Möglichkeit, mich auszuprobieren und meine Interessen zu schulen. Das ist natürlich ein grosses Glück. Umso mehr mit jemandem an der Seite, der Erfahrung im Business hat. Mein Vater hat mir auf schonende Art und Weise alles beigebracht, was zu diesem Beruf dazugehört – einschliesslich der Arbeit mit den Medien.
Wie wichtig ist es trotzdem, dass Sie sich als Kommissarin Annabell Lorenz in "Der Alte" ein eigenes Standbein ohne Ihren Vater an Ihrer Seite aufbauen konnten? Sie sind seit zehn Jahren Teil der Krimiserie, am 28.03. starten im ZDF acht neue Folgen.
Tatsächlich konnte ich abseits von "Stubbe" schon relativ früh meinen eigenen Weg einschlagen. Sei es mit dem Zweiteiler "Die Muschelsucher" (2006) mit Vanessa Redgrave, Maximilian Schell und Sebastian Koch, sei es mit Theater und meinem Schauspielstudium. Was meine zehn Jahre bei "Der Alte" angeht: Die Zeit verging wie im Flug. Ich bin nach wie vor sehr gerne Mitglied in dieser "Ersatzfamilie". Wie lang es mich dort hält, werden wir sehen.
Vor rund drei Jahren wurde auch Thomas Heinze als Hauptkommissar Caspar Bergmann in Ihre "Ersatzfamilie" aufgenommen. Welchen Eindruck haben Sie von ihm?
Thomas und ich haben viel Spass am Set, es fühlt sich manchmal wie eine grosse Hofpause an. Trotzdem arbeiten wir sehr konzentriert und kämpfen für die Sache. Als Kollege ist Thomas Heinze eine Challenge – aber im positiven Sinne. Ich freue mich, ihn jetzt für die Dreharbeiten zur nächsten Staffel wiederzusehen. Es wird die 50. Staffel von "Der Alte" sein.
Inwiefern ist Ihr Kollege eine "Challenge"?
Man muss gut dagegenhalten und mit stolzer Brust vorangehen. Andernfalls zieht man gegen ihn den Kürzeren (lacht).
"Je häufiger man in den Spiegel guckt, desto mehr kommt man zu der Erkenntnis, dass das Alter vielleicht doch passen könnte."
Wäre es nach fünf Kommissaren nicht mal an der Zeit für eine Kommissarin? Stünden Sie also als "Die Alte" zur Verfügung?
Es hat ja schonmal eine ganze Weile gedauert, bis überhaupt eine Frau als Kommissarin zum Team dazustossen durfte. Thomas Heinze hat meines Wissens nicht vor, seinen Dienst zu quittieren. Bis er eines Tages aufhört, bin ich vermutlich wirklich schon alt. Und dann könnte ich mit dem Begriff "Die Alte" sogar leben. Allerdings würde es mich sehr überraschen, wenn sich das ZDF darauf einlassen sollte. Insofern denke ich, dass eher andere Formate für mich als Protagonistin interessant werden.
Sie haben vor Ihrem 40. Geburtstag im Interview mit unserer Redaktion gesagt: "Manchmal denke ich, dass die 40 gar nicht wirklich zu mir passt." Nun sind Sie 40. Wurde das, was zunächst nicht zu passen schien, mittlerweile passend gemacht?
Sie meinen, dass mithilfe von diversen Mitteln vielleicht ein paar Falten entfernt werden konnten (lacht)? Ich befürchte, da sind eher neue hinzugekommen.
Wo denken Sie hin! Mich interessiert lediglich, ob Sie sich mit der "4" davor arrangiert haben?
Man gewöhnt sich mehr und mehr daran. Je häufiger man in den Spiegel guckt, desto mehr kommt man zu der Erkenntnis, dass das Alter vielleicht doch passen könnte. Letztendlich ist es nur eine Zahl und man sollte froh sein, dass man schon so weit gekommen ist. Gott sei Dank ist man damit nicht alleine, in meinem Freundeskreis gibt es einige Ü-40er. Aber ich gebe zu: Eine "3" davor ist schon cooler, jünger aber nicht.
Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die Szenen und Fotos Ihrer ersten "Stubbe"-Schritte? Kommt Ihnen wie ein anderes Leben vor?
Es stimmt schon: Wenn ich alte "Stubbe"-Fotos sehe, dann gucke ich eher von aussen drauf. Ich habe dann nicht das Gefühl, dass ich das bin. Aber wahrscheinlich bin ich es, die Bilder belegen es ja (lacht).
Welche Stephanie sehen Sie da?
Ich sehe da eine Stephanie, die mit einer erstaunlichen Unbefangenheit daherkommt. Ich sehe überhaupt keine Schüchternheit. Die kam erst später, mit dem Älterwerden, dazu. Ich bin froh, dass ich mir diese Unbefangenheit und das Selbstbewusstsein später in Teilen zurückholen konnte. Zwischenzeitlich, während der Pubertät, war das nämlich alles weg.
Woran machen Sie fest, dass Sie heute schüchtern sind?
Damit meine ich eher gewisse Unsicherheiten, die immer mitspielen, wenn man etwas Neues beginnt. Zum Beispiel ging es mir so, als ich zum ersten Mal "Riverboat" oder den Semperopernball moderiert habe. Die Erfahrung hilft einem dabei. Doch es ist immer ein Prozess, bis man diesen "Was soll mir schon passieren"-Gedanken verinnerlicht hat. Ich musste mir das erarbeiten. Letztlich hat es unheimlich geholfen, diese Challenges anzunehmen – vor allem mit Blick auf darauffolgende Projekte. Ich habe eine chronische Angst, Dinge zu bereuen. Und ich möchte nicht in die Situation kommen, etwas abzusagen, nur weil ich denke, dass ich es vielleicht nicht kann. Den Grund, etwas aus Angst abzusagen, gibt es nicht. Ich habe das abgelegt, denn dabei kann ich nur verlieren. Diese Einstellung hat mir in meinem bisherigen Leben immer geholfen.
Über die Gesprächspartnerin
- Stephanie Stumph ist eine deutsche Schauspielerin und Fernsehmoderatorin. In der Rolle der Christiane Stubbe in der ZDF-Krimireihe "Stubbe – Von Fall zu Fall" hatte sie 1995 ihren Durchbruch. Seit 2015 verkörpert sie die Kommissarin Annabel Lorenz in der seit 1977 laufenden ZDF-Krimireihe "Der Alte". Stumph lebt in Dresden und ist Mutter eines Sohnes.
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