"Also, es fängt damit an, dass ich bei Fisch-Gosch in List auf Sylt stehe und ein Jever aus der Flasche trinke. Fisch-Gosch, das ist eine Fischbude, die deswegen so berühmt ist, weil sie die nördlichste Fischbude Deutschlands ist". So beginnt Christian Krachts Sensationsroman "Faserland". Ob die Liebesgeschichte zwischen Krachts Namensvetter Christian Lindner und Franca Lehfeldt auch auf Sylt begann, ist unbekannt.

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Fakt ist: Christian Lindner und Franca Lehfeldt feiern, in Abwesenheit von Christian Kracht übrigens, diese Woche die nördlichste Hochzeit Deutschlands. Ihre eigene. Auf Sylt. Lange hatte man unter Politik-Berichterstattern im parlamentarischen Berlin gedacht, Lindner würde eines Tages den Markt heiraten. Also jetzt nicht den Markt Terenzi, sondern den regelnden Markt. Der, für den das "F" in FDP letztendlich steht. Aber: Sie lagen falsch.

Lindner heiratet sogar schon zum zweiten Mal. Dieses Mal Franca Lehfeldt. Als Chefreporterin Promi-Hochzeiten bin ich natürlich dabei. Also, quasi. Aus Transparenzgründen sei erwähnt, dass ich mit Franca Lehfeldt schon mal im Urlaub war. Dafür hat Christian Lindner mich auf Twitter geblockt. Ich denke, damit ist ein Gleichgewicht geschaffen, das meine Neutralität bei der folgenden Schilderung der Star-Hochzeit des Jahres zweifelsfrei untermauert. Was also hat Franca und Christian auf Sylt zusammengeführt – und: Wie war das rauschende Fest? Ein (beinahe) Tatsachenbericht:

Zunächst muss festgestellt werden: Christian Lindner ist eine gute Partie. Nicht unbedingt wegen seines Monatsgehalts von rund 25.000 Euro, sondern eher, weil er offensichtlich eine Art langfristiger Win-Win-Vereinbarung mit dem Axel-Springer-Verlag hat und daher seine Partnerinnen regelmässig bei der einstmals zu den wichtigsten Tageszeitungen des Landes gehörenden "Welt" unterbringt. Schon Lindners Ex-Frau Dagmar Rosenfeld (Scheidung 2018 "heimlich im verflixten siebten Ehejahr", wie "Bunte" wusste) heuerte einst bei der "Welt" an. Lehfeldt ist dort inzwischen "Chefreporterin Politik".

Ironischerweise beschäftigen sich Boulevard und Fachmedien deutlich weniger damit, ob Lehfeldt als Gattin von Lindner tatsächlich die optimale Besetzung für eine Chefposition im Ressort "Politik" ist (Stichwort Interessenskonflikt), als die Belegschaft der "Welt" selbst. Und für die Clickbait-Müllhalden der Gossip-Gazetten ist ohnehin nur von Interesse, ob sich zwischen Neu- und Ex-Gattin nun ein beruflicher Rosen(feld)krieg entwickelt. Man kann über die Liaison Lehfeldt/Lindner viel lamentieren oder spekulieren. Dass Lehfeldt für das Aus von Lindners erster Ehe verantwortlich sein könnte, gehört nicht dazu. Und wie hart Rosenfeld es abfeiert, wie man neudeutsch sagt, dass Lehfeldt nun ihre Kollegin ist, geht uns schlichtweg nichts an.

Franca Lehfeldt hat eine geklebt bekommen. Also eine Brust.

Das gesellschaftliche Event des Sommers, quasi das deutsche Harry und Meghan, hält die ansonsten von wenig euphorischen News gebeutelte Nation in Atem. Die Headlines des Landes überschlagen sich mit Insider-Infos. Die FAZ weiss: "Die Braut kommt im Cabrio". Klingt im ersten Moment wie ein semilustiger Dreiteiler auf Sat.1 mit Heino Ferch als Lindner und Veronica Ferres als Lehfeldt. T-Online, das Polit-Magazin für Menschen mit Festnetzanschluss, geht noch investigativer vor und enthüllt ein "Kleines Modemalheur vor der Kirche".

Als da wäre: "Lehfeldt passierte ein kleiner Fashion-Fauxpas. Denn beim Aussteigen verrutschte ihr Kleid so, dass ihr hautfarbener Klebe-BH zu sehen war. Viele Stars und Sternchen setzen in solchen Fällen gerne auf doppelseitiges Klebeband. Darauf scheint die Braut jedoch verzichtet zu haben". Für mich unverständlich, dass T-Online noch immer ohne Pulitzerpreis dasteht. Lindner übrigens verrutschte am zweiten schönsten Tag seines Lebens nicht mal sein Lächeln. Dabei war der Bräutigam noch 2020 von der ehemals feministischen "EMMA" zum "Sexist Man Alive" gekürt worden. Sie verstehen? "Sexist" wie in Oliver Pocher. Nicht "sexiest" wie in George Clooney. Getreu seinem Motto "Besser nicht heiraten als falsch heiraten" hatte er die zunächst geplante rauschende Grossfestivität in der Toskana gnadenloser gecancelt als die hyper-woke Twitterbubble Lisa Eckhart.

Ein Fehler, mutmassten viele, denn bis Mittelitalien kommt man mit dem 9-Euro-Ticket nicht, nach Sylt aber schon. Während also Teilzeit-Comedians bereits eifrig Witzchen darüber reissen, wie Hochzeitsgast Friedrich Merz zu spät zur Hochzeit erscheint, weil ihn Deutschlands Punk-Elite vor dem Edeka in Westerland erst noch zwingt, auf einem Bierdeckel ihre Steuererklärungen zu machen, reibt sich die seriöse Journaille bereits die Hände. Endlich wieder ein echtes Glamour-Paar. Egal, wie krank Du bist, Christian und Franca sind "Chranca" – halb Christian, halb Franca. Und wir Deutschen, wir alle, sind fast wieder Papst!

Nachdem es still wurde um Bettina und Christian Wulff (geschieden, oder?), Karl Theodor und Stephanie zu Guttenberg (Missverständnis bei Doktorarbeit), Michael Wendler und Laura (zur Verschwörungs-Plattform Telegram gewechselt) oder Janine und Kostja Ullmann (er spielt nicht so gut Fussball wie Neymar) endlich wieder Glanz in der Hütte.

Rezepte für eine gelungene Hochzeit: Promiauflauf

Und das will natürlich gebührend gefeiert werden. Sylt im Ausnahmezustand. Mehr Promis findet man auf der Lieblingsinsel von Johannes Baptist Kerner sonst nur, wenn im "Pony Kampen" wieder Rosa-Polohemden-Wochos sind. Die Gästeliste der Lehfeldt-/Lindner-Hochzeit jedenfalls liest sich wie ein Who is Who der Bundespolitik. Friedrich Merz lässt es sich zur Feier des Tages nicht nehmen, Unions-Kollegin Doro Bär zur Seite zu springen und eigenhändig Deutschlands erstes Flugtaxi auf das Nordsee-Eiland zu steuern. Vorprogrammierter Nebeneffekt: Die für konstruktive Kritik bekannten Kommentarspalten glühen durch. Vor Social-Media-Schnappatmung beinahe weghyperventilierte Mobilitätsexperten echauffieren sich im Sekundentakt, wie die politische Elite das gemeine Volk seit Monaten einpeitscht, es würden Jahre des Verzichts auf uns zukommen, während Merz zwar auch den Gürtel enger schnallt, aber nur den Anschnallgurt in seinem Privatjet.

Ausführlich zu Ende gedacht ist der Gedanke nicht. Der Begriff "Privatjet" im Zusammenhang mit Merz wird stets kontextualisiert, als würde der CDU-Chef in einem 280 Millionen Euro Airbus einschweben, der etwa die CO2-Bilanz eines chinesischen Kohlekraftwerks hat. Die Diamond DA62, mit der Merz dann samt Ehefrau landet, ist allerdings kaum grösser als ein durchschnittlicher SUV – und liegt auch im Dieselverbrauch nur unmerklich höher. Viel interessanter wäre da die Frage, warum es trotz Hochzeitsparty noch immer keine neuen Tanzvideos von Dancefloor-Ikone Merz gibt.

Schatz, Schink mir ein Foto von Dir

Merz ist aber nicht der einzige A-Promi im Aufgebot. Bundeskanzler Olaf Scholz ist zugegen – und auch der Kanzler der ruinösen Start-ups, Frank Thelen. Nicht offiziell geladen dagegen: Mats Hummels. Dabei ist der Weltmeister von 2014 ja normalerweise immer in Strafraumnähe, wenn junge hübsche Frauen mit Instagram-Account ausgelassen feiern.

Zweifelsfrei dokumentiert hingegen ist die Anwesenheit von Bild-TV-Anchorfrau Nena Schink. Die Top-Virologin und Masken-Expertin, die mit evidenzbasierten Meinungen zum Thema Corona zu bundesweiter Bekanntheit gelangte, gilt als beste Freundin Lehfeldts. Ob die Lindner-Gattin auch die ominöse Freundin ist, die der mit Abstand besten News-Moderatorin aller TV-Formate mit nicht messbarer Quote regelmässig die SMS schickt, aus denen Boulevard-Wortakrobatin Schink dann evidenzbasierte Sharepics-Slogans für Twitter bastelt, ist nicht überliefert. Spielt auch keine Rolle, denn solange sie nicht mit Wladimir Putin in den Urlaub fliegt oder Kim Jong-un Taufpate der "drei bis vier Mädchen und Jungs" wird, die Lindner laut "Bunte" gerne alsbald hätte, geht es uns ebenfalls nichts an, mit wem Lehfeldt eng befreundet ist.

Als weiterer stark diskutierter Vorwurf an Lindners Sylt-Hochzeit gelten die hohen Kosten für Sicherheitsmassnahmen. Auch da sollte man – und ich gelte gemeinhin sicher nicht als ausgewiesener Fan von Christian Lindner – bei aller berechtigten Kritik an Lindners politischen Ansichten und Äusserungen etwas seriöse Recherche vorschalten. Lindner ist demokratisch gewähltes Regierungsmitglied und als Bundesminister automatisch bestimmten Sicherheitsbedingungen unterworfen. Dazu zählt Personenschutz. Das sollten alle Steuergeld-Experten bedenken, bevor sie sich zum selbstgerechten Aburteilen tribunalisieren. Lindner hätte immerhin auch dann Personenschutz gehabt, wenn er diese Woche zum Minigolf in die Uckermark gefahren wäre, anstatt auf Sylt Franca Lehfeldt zu heiraten.

Für die über die persönliche Sicherheit von Lindner hinausgehende Security ist das Paar privat aufgekommen. Wer hier einen Vorwurf zu konstruieren versucht, scheint mir eher von Neid, Missgunst oder politischen Interessen geleitet zu sein als vom heroischen Drang nach Gerechtigkeit oder der Vermeidung von Steuergeldverschwendung. Mein Fazit lautet daher: Die Hochzeit war ein voller Erfolg. Zehn von zehn Punkten. Gerne wieder. Wenn man jetzt noch mit einrechnet, dass man dank seines Privatjet-Manövers ohne Fake News zu verbreiten schreiben kann: "Merz fliegt von Lindner-Hochzeit", eigentlich eine 12/10. Und vor allem: Von Herzen alles Liebe an Franca Lehfeldt und Christian Lindner.

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