Warum gibt es in Deutschland noch immer keine aktiven, öffentlich homosexuellen Fussballspieler? Thomas Hitzlsperger hat mehrere Erklärungsansätze - auch aus seiner eigenen Erfahrung.
Auch im Jahr 2024 gilt es aus Sicht des ehemaligen deutschen Fussball-Nationalspielers
Seiner Meinung nach ist die deutsche Medienlandschaft sowie die Tatsache, dass "man keinen aktiven homosexuellen Fussballer kennt in Deutschland", hierfür verantwortlich. "Man sieht die Symbole, die Fan-Kurven und man denkt: alles kein Problem mehr. Aber bei den Hauptakteuren, den Spielern, da ist es ein Problem." Ein mögliches Coming-out würde den jeweiligen Akteur sofort ins Zentrum der hiesigen Berichterstattung spülen.
Ein Profi zeigt, wie es gehen könnte
Für Hitzlsperger eine nachvollziehbare Form von Interesse, die den wenigsten davon betroffenen Akteuren jedoch recht sein dürfte: "Eine Neugierde ist schon noch da. Aber die Fans mögen persönliche Geschichten, man schreibt über Trennungen, man schreibt über eine neue Liebe, über Kinder, über Hochzeit, über alles, das gehört nun mal zum Profifussball dazu. Wir dürfen nicht so tun, als würde das keinen interessieren. Was aber noch anders ist: Dieser Zwischenschritt, es vielleicht öffentlich sagen zu müssen, dass man schwul ist."
Zugleich gebe es in Person des Cagliari-Profis Jakub Jankto (28) bereits ein gutes Beispiel, wie reibungslos das Coming-out eines aktiven Spielers aus einer grossen Liga (Serie A, Italien) verlaufen kann: "Der hat das einmal öffentlich gemacht und seither wenig darüber gesprochen. Da hat man gemerkt, dass es keine grosse Sache sein muss." Vor genau einem Jahr, am 13. Februar 2023, machte der tschechische Nationalspieler mit einem Twitter-Video seine Homosexualität öffentlich.
Wurde er selbst schlecht beraten?
2010 hatte Hitzlsperger sein letztes Spiel für die Nationalmannschaft absolviert, drei Jahre später beendete er auch auf Vereinsebene seine Karriere. Ein Jahr danach erklärte er dann im Interview mit "Die Zeit", homosexuell zu sein. Damit bis nach seiner Profikarriere gewartet zu haben, bereue er nicht. "Es hätte mich schon interessiert, wie die Kollegen reagieren, die Öffentlichkeit. Die Erfahrung kann ich leider nicht mehr machen. Aber mir geht es jetzt gut."
Er könne sich aber noch gut daran erinnern, wie ihm 2012 ein eingeweihter Medienanwalt den Rat gab: "Auf keinen Fall darüber reden!" Damals war Hitzlsperger noch Spieler beim VfL Wolfsburg und ging zu dem Anwalt, "um zu fragen, ob ich das Interview über das Coming-out führen soll. Eine Stunde später bin ich raus und wusste: Ich sage gar nichts mehr." (stk/spot) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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