Der Schauspieler Fritz Wepper ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Beim deutschen TV-Publikum war er beliebt wie kein zweiter Star.
Er hat sich darauf vorbereitet. Auf den letzten Weg. Seit Wochen, seit Monaten. Nun ist er gegangen.
Nach einem Bericht von "Bild" war Wepper zuletzt geistig klar, doch sein körperlicher Zustand sei stark geschwächt gewesen. Auf seinen Wunsch habe man die therapeutischen Massnahmen eingestellt und die Verabreichung von Medikamenten gestoppt.
Berühmt durch "Derrick"
Er war eines der bekanntesten Gesichter des deutschen Fernsehens und auf den Bildschirmen präsent wie kaum ein anderer. Jahrzehntelang war er in "Derrick" Harry Klein, der Assistent des Oberinspektors (Horst Tappert). Er spielte in der beliebten Serie "Um Himmels Willen"(ARD) den Bürgermeister Wolfgang Wöller. Und in der Krimireihe "Mord in bester Gesellschaft" (ARD) stellte er die Hauptfigur dar, den Psychiater Dr. Wendelin Winter.
Alles hatte im München der Nachkriegszeit begonnen. Fritz Weppers Vater, der Jurist Friedrich Karl Wepper, wurde seit Anfang 1945 als vermisst gemeldet. Die Mutter musste ihn und seinen fast drei Jahre jüngeren Bruder Elmar durchbringen: "Unser Haus war bombardiert worden. Wir konnten nur mit dem Ofenrohr in der Küche heizen."
In dieser Zeit habe er auch erfahren, was Hunger bedeutet. "Richtigen Hunger vergisst man nicht... Richtiger Hunger tut weh. Wir wurden um fünf mit einer Mohrrübe ins Bett geschickt, um das zu überbrücken. Das ist die grösste Entbehrung meines Lebens", sagte er einst in einem Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung".
Bereits als Neunjähriger wirkte er im Kinderfunk des Bayerischen Rundfunks mit, als Gymnasiast hatte er mit elf in einer "Peter Pan"-Aufführung im Residenztheater sein Bühnendebüt.
Nach dem Abitur stieg Fritz Wepper, der nie eine Schauspielausbildung genossen hat, ins Filmgeschäft ein - mit grossem Erfolg: 1959 verkörperte er in Bernhard Wickis preisgekröntem Antikriegsfilm "Die Brücke" den 16-jährigen Schüler Albert Mutz, der mit sechs Freunden als Kindersoldat einen Flussübergang verteidigen soll. Der Film erregte internationales Aufsehen.
Sein grösster Erfolg
Seinen grössten Erfolg hatte er 1972 mit dem grossartigen amerikanischen Filmmusical "Cabaret" an der Seite der Weltstars
Dieses cineastische Highlight war jedoch nicht der Auftakt einer internationalen Karriere, die sein Talent durchaus ermöglicht hätte. Fritz Wepper blieb dem deutschen Film treu, besser gesagt: dem deutschen Fernsehen. Schon seit 1969 spielte er in der ZDF-Serie "Der Kommissar" den Assistenten Harry Klein von Kommissar Keller (Erik Ode), der dann 1974 in die Serie "Derrick" als Gehilfe des Oberinspektors Derrick wechselte.
24 Jahre (oder 281 Episoden) war er der nette Hiwi von Derrick, doch Fritz Wepper schaffte es, dieser Figur Kultstatus zu verleihen, der in dem symptomatischen Satz (der so nie gefallen war) gipfelte: "Harry, hol schon mal den Wagen!"
Fritz Wepper wurde zum "Marathonmann des deutschen Fernsehkrimis" (SZ), gern auch mal mit Familienmitgliedern, wie beispielsweise in der ZDF-Reihe "Zwei Brüder" (1994-2001) mit Elmar. Oder im ARD-Format "Mord in bester Gesellschaft", bei dem seine Tochter Sophie (42) in 17 Folgen mitspielte.
Im Gegensatz zu Elmar, zu dem er ein ungewöhnlich enges Verhältnis hatte, blieb Fritz Wepper seinen Stereotypen treu. "Während sein Bruder sich spätestens seit Doris Dörries Kinofilm "Kirschblüten - Hanami" zunehmend als Charakterdarsteller profilierte, musste sich Fritz Wepper als serieller Unterhaltungslieferant schauspielerisch nicht mal mehr gross verausgaben. Er wird geliebt für den geerdeten Typus Durchschnittsmensch, den er für die meisten auch persönlich verkörpert", schrieb die "Süddeutsche Zeitung".
Seine letzte grosse Paraderolle war die des umtriebigen Bürgermeisters Wöller, der ständig Querelen mit den Nonnen des örtlichen Klosters hat. Fast 20 Jahre, genauer 260 Folgen, spielte Fritz Wepper diesen Provinzpolitiker in "Um Himmels Willen".
Turbulentes Liebesleben
Diese Rolle hat seiner Popularität den letzten Schliff gegeben. Das Publikum hat ihn gemocht, daran haben auch einige Skandale nichts geändert. Ob er nun wegen Kokainbesitzes zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, oder als 70-Jähriger noch mal Vater wurde (von seiner Freundin, obwohl er noch verheiratet war) - die Menschen haben ihren Fritz Wepper wie einen der ihren geliebt.
Daran hat auch sein zeitweise turbulentes Liebesleben, das zum Teil in der Öffentlichkeit ausgetragen wurde, nichts geändert. Nach einer frühen Liaison mit der jungen Iris Berben (73) hatte Fritz Wepper 1979 Angela von Morgen (1942-2019) geheiratet, 1981 kam ihre Tochter Sophie zur Welt.
2009 geriet die Wepper-Ehe in die Schlagzeilen, als Fritz die 33 Jahre jüngere Kamerafrau und Regisseurin Susanne Kellermann (49) kennengelernt hatte. Mit ihr bekam er zwei Jahre später Tochter Filippa. Kurz nach der Geburt kehrte Wepper zu seiner Ehefrau zurück. Nachdem die 2019 nach 40 Ehejahren mit 76 an einer Hirnblutung gestorben war, heiratete er noch im selben Jahr Susanne Kellermann, die Mutter seiner zweiten Tochter.
Viele gesundheitliche Rückschläge
Die letzten zehn Jahre waren geprägt von Krankheiten und weiteren Schicksalsschlägen. 2011 ist er mit einer Blutvergiftung nur knapp dem Tod entronnen. Von dieser Sepsis hat er sich nie richtig erholt. 2016 wurde ihm bei einer neunstündigen OP eine neue Herzklappe eingesetzt.
Im Februar 2021 wurde bekannt, dass Wepper an Hautkrebs, der bereits Metastasen gestreut hatte, erkrankt war. Einen Monat später wurde er an einem Tumor im Bauchraum operiert, worauf seine Freundin Liza Minnelli via "Bild" einen "Genesungs-Befehl" geschickt hat: "Du bist der grösste Schauspieler, Tänzer und Star, mit dem ich die Chance hatte zusammenzuarbeiten. Ich liebe Dich so sehr! Werde gesund! Das ist ein Befehl! Werde gesund, mein schönes Baby!"
Danach führte eine Corona-Erkrankung zu einem langen Klinikaufenthalt. Als am 31. Oktober 2023 Bruder Elmar völlig überraschend mit 79 starb, schien es, als hätte Fritz Wepper jeglichen Lebensmut verloren, so schwer hatte ihn der plötzliche Tod des geliebten Bruders getroffen. Im vergangenen Dezember musste er erneut mit einer Blutvergiftung ins Krankenhaus. Von diesem Klinikaufenthalt ist er nicht mehr nach Hause an den Tegernsee zurückgekehrt.
Als ihm Anfang März klar wurde, dass es keine Aussicht auf Heilung mehr gab, hat er sich ins Hospiz überweisen lassen. Seine zwölfjährige Tochter hat das Zimmer ihres sterbenskranken Vaters liebevoll mit Bildern dekoriert.
2021 hat seine Frau Susanne einen Film über ihren Mann gedreht: In "Mein Fritz" spricht ihr Mann auch über Buddhismus, über den er sich Gedanken gemacht hat. Da sagt er Sätze, die wie ein Vermächtnis klingen: "Beerdigt werden möchte ich in meinem schwarzen Kimono, den ich zum Meditieren trage. Am Handgelenk möchte ich ein buddhistisches Armband mit hölzernen Perlen tragen. Beides Symbole des Loslassens." (ln/spot)
© spot on news
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.