Haben Sie schon mal etwas erfunden? Also, etwas anderes als eine Ausrede? Wenn nicht, dann ist die neueste Folge "Kaulitz Hills" vielleicht etwas für sie. Darin erzählt Bill nämlich von seinem Lebenswerk als Erfinder, und sein Bruder Tom gibt den amerikanischen Zulassungsbehörden Tipps, wie man der Erfindung des Jetpacks endlich zum Durchbruch verhelfen könnte.
"Es ist wieder früh, früh am Morgen", stellt Tom zu Beginn der neuesten Folge "Kaulitz Hills" fest. Ja, das ist der grosse Nachteil an einem Morgen, er ist immer so früh. Begänne der Morgen später, wäre ich auch ein grosser Morgen-Fan. So gegen 15 Uhr würde mir vollkommen reichen. Dann würde ich morgens auch nicht mehr zu spät kommen. Und ich würde so merkwürdigen Dingen aus dem Weg gehen können, Einladungen zum Brunchen etwa. Tom und Bill haben zwar auch Probleme mit dem morgendlichen Aufstehen, aber gleichzeitig auch eine Lösung gefunden.
Denn trotz der frühen Stunde zünden sich die Zwillinge traditionsgemäss die Lampen an, diesmal mit einem "Moscow Mule". Das ist ein Cocktail mit Wodka, wie Tom erklärt, und von Wodka am Morgen ist der Weg nicht weit zum Frühstücksei. Tom, so erfährt man von ihm, mag seine Eier lieber zu hart als zu weich. Erst heute habe er sich zum Frühstück ein Ei bestellt. "Und wie viele Minuten bestellst du dann?", fragt Bill, und Tom antwortet: "sieben." "Ah, das hast du aber von mir, die sieben", behauptet daraufhin Bill.
Bill, der Meisterkoch
Da kann man doch froh sein, die aktuelle Folge gehört zu haben, denn dass Bill der Erfinder des Sieben-Minuten-Eis ist, wusste ich zum Beispiel gar nicht. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass Bill noch andere Dinge erfunden hat, es aber ebenfalls nie an die grosse Glocke gehängt hat. Bill ist ja nicht nur erfinderisch, sondern auch sehr bescheiden. Ich kann mir also gut vorstellen, dass auch andere Erfindungen auf Bills Konto gehen. Heisses Wasser zum Beispiel. Oder Herbstlaub. Oder Bartwuchs.
Möglich ist auch, dass Bill das Sechs-Minuten-Ei erfunden hat, und zwar kurz vor dem Sieben-Minuten-Ei. Vielleicht war das Sieben-Minuten-Ei ja nur die Verbesserung, weil Tom das Sechs-Minuten-Ei zu weich war. Vielleicht hat er ja auch einfach nur die Zeit vergessen. Das Penicillin soll ja auch nur durch einen Zufall entdeckt worden sein. Inzwischen hat Bill aber offenbar die Erfindungen im Eier-Bereich eingestellt, wahrscheinlich, weil er zu erfolgreich wurde: "Ich koche das perfekte Ei", kann Bill heute über sich sagen – und tut es auch.
Ein, zwei Gedanken weiter geht es bei den Zwillingen wieder um kulinarische Erfindungen, genauer gesagt: um Mozzarella. Tom habe nämlich in einem Restaurant "überbackenen Mozzarella" gegessen. Ehe ich mich fragen kann, womit man denn Mozzarella überbacken könnte, korrigiert sich Tom zu einem "gegrillten Mozzarella" und ist auch schon wieder beim nächsten Thema. Bill erzählt nämlich, wie gerne er sich aus der Komfort-Zone wage, um die Welt neu zu entdecken – echter Pionier-Geist eben.
Bill bricht die Regeln
Ich persönlich bin bei Reisen aus der Komfort-Zone skeptisch, es hat seinen Grund, warum es Komfort-Zone heisst. Aber Bill hat es gewagt und ist E-Roller gefahren. Er sei "wahnsinnig schnell" gewesen und mit dieser Geschwindigkeit dann über die Komfort-Zone hinaus in die Illegalitäts-Zone gerauscht. "Wir standen da zu zweit drauf", erzählt Bill, und auch, dass die Polizei einem deswegen den Führerschein abnehmen würde. Da hat Tom sofort einen Blick fürs Detail: "Und was, wenn du keinen hast?", fragt Tom empört und wittert eine Ungerechtigkeit im System: "Das ist ja bescheuert – die kriegen dann keine Strafe, oder was?"
Da können wir Tom zum Glück beruhigen. Natürlich bekommen auch Führerscheinlose bei Verkehrsverstössen eine Strafe. Wer ohne Führerschein mit einem E-Roller zu schnell oder zu zweit unterwegs ist, der muss natürlich erst seinen Führerschein nachmachen und bekommt ihn dann abgenommen. Justitia ist vielleicht blind – aber nicht blöd. Eine Ungerechtigkeit entdeckt Tom aber doch noch: E-Roller würden nämlich in Bezug auf ihre Verkehrstauglichkeit eher lax gehandhabt.
Bei seinem bevorzugten Verkehrsmittel, dem Jetpack, werde hingegen viel strenger verfahren, denn es sei als "Fluggerät" eingestuft. Eine wirklich verrückte Idee, einen Raketenrucksack als Fluggerät einzustufen, aber laut Tom brauche man nun eben Flugschein, Anmeldung, TÜV sowie Start- und Landeerlaubnis. So viel Erwachsenenkram frustriert Tom: "Die Idee von einem Jetpack ist ja, dass du den ganzen Scheiss nicht machen musst, sondern dass du einfach wie Ironman ganz schnell von A nach B kommst, ohne viel Drumherum."
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Ich denke, bei Ironman rennt Tom mit dieser Forderung offene Türen ein. Bei anderen Superhelden wahrscheinlich auch. Regeln, gerade bei Erfindungen, sind einfach lästig. Ironman müsste nämlich für jede seiner Erfindungen erst umständlich ein Patent anmelden. Und bis die Mühlen der Behörden gemahlen hätten, hätten Sauron, Darth Vader und Graf Zahl – ich kenne mich bei Bösewichten nicht aus – die Welt schon vernichtet. Das kann ja keiner wollen. Gäbe es in der Welt der Superhelden Regeln und Gesetze, sässe Superman mit seinem Röntgenblick schon längst als Spanner hinter Gittern.
Aber Tom wäre nicht Tom, würde diese Zulassungsungerechtigkeit nicht seinen Kampfgeist wecken: "Dafür sollten wir kämpfen, dass es nicht so viele Regeln gibt", fordert Tom seinen Bruder auf, und er hat völlig recht: Wenn es etwas gibt, wofür man kämpfen sollte, dann dafür, dass alle ohne Regeln mit einer Rakete auf dem Rücken durch die Luft fliegen können. Was soll schon passieren? Lasst uns also mit Tom für weniger Vorschriften bei Jetpacks auf die Strasse gehen. Oder, Alternativgedanke: Geben wir Tom vielleicht noch bis zur nächsten Folge Zeit, darüber nachzudenken. Es war vielleicht wirklich ein bisschen früh am Morgen.
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