"Singen ist ganz schön schwer", urteilt das Quokka nach seiner Demaskierung in der jüngsten Folge von "The Masked Singer" und jeder, der nicht nur unter der Dusche singt, dürfte dem zustimmen. Dementsprechend überzeugte das Quokka diesmal weniger mit seinem Gesang, sondern vielmehr mit dem Gesicht, das unter der Maske steckte. Denn mit Henning Baum hatten wohl die wenigsten gerechnet.

Christian Vock
Eine Kritik

Mehr Infos zu "The Masked Singer" finden Sie hier

Mehr News zu "The Masked Singer"

Jeder kann singen. Mit diesem Slogan werben gerne Musikschulen oder Gesangslehrer und er ist so richtig wie falsch. Denn singen kann, zumindest theoretisch, tatsächlich fast jeder Mensch. In der Praxis sieht es aber anders aus, denn zum Singenkönnen gehört dann doch ein bisschen mehr, als nur die anatomischen Voraussetzungen dafür zu haben.

Das zeigt sich in der Regel darin, wie gerne man demjenigen zuhören möchte, der zwar theoretisch singen kann, aber praktisch dann eben doch wieder nicht. Und damit wären wir auch schon bei "The Masked Singer". Denn in den beiden ersten Shows mussten ausgerechnet die beiden Kandidatinnen ihre Maske fallen lassen, die erst am Anfang ihres Singenkönnens stehen.

Das soll die Leistung von Katrin Müller-Hohenstein als das Schwein und von Franziska van Almsick als das Einhorn nicht schmälern, aber offenbar mögen die Zuschauer bis hierhin lieber Kandidaten, die nicht nur theoretisch singen können, sondern auch praktisch.

Steven Gätjen ist Gast in der Ratejury von "The Masked Singer"

Und da es noch genügend Kandidaten gibt, bei denen weniger der Gesang als vielmehr die Kostüme und das Gerummel aussen herum im Mittelpunkt stehen, kann man sich natürlich nicht ohne Grund fragen, ob sich der Nicht-singen-können-Trend auch in Folge drei fortsetzt.

Die beginnt mit der unnötigen, weil nicht lustigen, Showeinlage, dass der Monstronaut und der Dino auf die Bühne rennen, um dort von Steven Gätjen in Empfang genommen zu werden, der dort wiederum Moderator Matthias Opdenhövel begrüsst. Das macht Gätjen nicht etwa, weil man bei ProSieben inzwischen grössenwahnsinnig geworden ist und eine Anmoderation für den Moderator braucht, sondern weil Gätjen diesmal in der Rate-Jury zu Gast ist.

Das ist vor allem deshalb erwähnenswert, weil Gätjen eine Bereicherung für die Show ist, weil er wiederum das tut, was er am besten kann: sympathisch sein und verhalten humorvoll. So humorvoll zumindest, dass ihn Opdenhövel zur Begrüssung gleich auf den Arm nimmt. "Würdest du theoretisch Ryan Gosling erkennen, wenn er unter einer Maske ist?", fragt Opdenhövel mit Blick auf Gosling-Gate, als Gätjen 2017 die Goldene Kamera moderierte und von Joko und Klaas einen falschen Ryan Gosling untergeschoben bekam.

Gätjen nimmt's mit Humor und in dieser ausgelassenen Stimmung geht es auch schon los und Flamingo, Schildkröte und Co. zeigen, ob sie praktisch singen können oder nur auf dem Papier, was manchmal gar nicht so einfach zu beurteilen ist, wie der Monstronaut gleich zu Beginn zeigt. "AC/DC kann man nicht so leicht singen", urteilt Rea Garvey nachdem der Monstronaut "T.N.T." der australischen Hardrocker auf die Bühne brachte. Das ist in der Sache vollkommen richtig, aber trotzdem weder Kompliment noch Verriss.

"The Masked Singer": Ist Thomas Anders die Schildkröte?

Ganz anders die Lage bei der Leopardin. Nach deren Auftritt muss man gar nicht diskutieren, ob diejenige unter der Maske praktisch singen kann oder nur theoretisch. Ihre Version von Lady Gagas "I'll Never Love Again" sorgt für offene Münder bei der Jury und so tippen die Herren und die Dame dann auch gleich auf Menschen, die ganz oben auf der Gesangskunstleiter stehen: Sarah Connor oder Leona Lewis sollen es gewesen sein.

Man muss auch bei der Schildkröte kein absolutes Gehör haben, um zu erkennen, dass der Promi unter der Maske schon ein, zwei Mal gesungen hat. "Es war so schön gesungen", urteilt Ruth Moschner nachdem die Schildkröte "Way Down We Go" von Kaleo gesungen hat. Entsprechend gehen die Tipps der Jury in Richtung Profi-Sänger: Gätjen tippt auf Thomas Anders, Moschner auf Howard Carpendale und Rea Garvey glaubt, Jürgen Drews zumindest anhand der Indizien erkannt zu haben.

So viel zu den wohl besten Auftritten des Abends, bei denen es schon mit dem Teufel zugehen müsste, wenn die Promis unter den Masken ihr Singenkönnen nicht zum Beruf gemacht haben. Das lässt sich bei anderen Kandidaten zwar nicht völlig ausschliessen, aber es liegt zumindest nahe, dass nicht alle Promis, die bei der aktuellen Staffel von "The Masked Singer" mitmachen, ausgebildete Sängerinnen und Sänger sind.

Zum Beispiel das Küken. Dessen Version von Meghan Trainors "All About That Bass" lässt einen an die Abo-Klingeltöne der Klingelton-Industrie von Anfang der 2000er Jahre erinnern und das sind keine guten Erinnerungen. Dementsprechend fällt das Urteil von Rea Garvey aus: "Gesang ist vielleicht nicht die grösste Kompetenz." Steven Gätjen versucht, es freundlich zu umschreiben: "Ich hätte gerne so viel Selbstbewusstsein auf der Bühne wie das Küken."

Wer ist das Quokka?

Erster Kandidat, wenn man nach der Nicht-Singen-können-Trend-Theorie geht, an diesem Abend seine Maske zu verlieren, ist aber das Quokka – zumindest im direkten Vergleich mit den anderen Kandidaten. Dass sich das Quokka für seinen Auftritt für eine Drum-Machine-Stampf-Version von "One" von U2 entschieden hat, die man aus musikalischer Sicht gerne wieder vergessen möchte, dürfte noch dazu nicht geholfen haben, in der Show zu bleiben.

Und so sollte es am Ende auch kommen. Das Quokka muss "The Masked Singer" in Folge drei verlassen und bevor die Maske fliegt, dürfen Moschner und Co. noch Tipps abgeben. "Ein DJ sollte eigentlich wissen, wo die 1 und die 4 ist", spielte Rea Garvey bereits darauf an, dass das Quokka nicht immer im Takt war, tippt aber dennoch auf DJ Sven Väth.

Steven Gätjen hatte zwar ein ähnliches Gefühl, legt sich aber auf Ralf Moeller fest, Ruth Moschner glaubt hingegen, dass es Comedian Torsten Sträter ist. Am Ende liegen alle daneben, denn als die Maske fällt, grinst Schauspieler Henning Baum in die Kamera.

Nachdem sich das erste Erstaunen in der Jury gelegt hat, lobt Henning Baum seinen Gesangslehrer, der mit ihm "durchs dunkle Tal" gegangen sei, gibt sich aber dennoch bescheiden: "Ich hab' jetzt seit Wochen jeden Tag irgendwie gesungen. Ich hab' ehrlich gesagt, gedacht, es würde besser werden, als es geworden ist, aber singen ist ganz schön schwer."

Das sind die Kostüme in der vierten Staffel:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.