Die neue ZDF-Spielshow "1000 – Wer ist die Nummer 1?" sorgte schon nach der Aufzeichnung für einen mächtigen Medienwirbel: Kollaps eines Kandidaten, 20 Leichtverletzte, von einem "Hauen und Stechen" war die Rede. Was muss das für eine Hölle von Spielshow sein, die das ZDF sich da ausgedacht hat? Bilder von römischen Gladiatorenkämpfen schiessen einem in den Kopf, von blutigen Duellen oder zumindest vom Winterschlussverkauf bei Kik. Man hätte es besser wissen müssen.
Johannes B.
Aber wer sonst "Der Quiz-Champion" oder "Das grosse Schlüpfen" moderiert und in seiner Freizeit für Geflügelwurst posiert, für den muss das wirklich eine ganz schöne Aufregung gewesen sein. Dabei hat das ZDF bei der Show zuvor alles getan, um sein Langeweile-Image nicht zu gefährden. Angefangen beim Namen, der sich offenbar gegen die Rivalen "1000 – hoffentlich kommen auch so viele" und "1000 – ich hab' schon bei Blöderem mitgemacht", durchgesetzt hat. Auch das Konzept, das immerhin zusammen mit der BBC entstanden ist, kann die verantwortlichen Redakteure nicht Nächte voller Kopfzerbrechen gekostet haben: Tausend Kandidaten treten in einer Melange aus Hindernisparcours, Spielchen, Intelligenztests und Quizduellen gegeneinander an. Wer am Ende übrig bleibt, gewinnt 100.000 Euro.
"Mann, war das ein Parcours!"
Wie spannend so ein Spielchen-Fragen-Wettbewerb für Zuschauer sein kann, das macht
Damit Kerner so viel Spannung nicht alleine aushalten muss, wurde ihm Moderatorin Kate Abdo als "Reporterin" zur Seite gestellt, die laut ZDF "mit ihrem sportlichen Fachwissen und ihrer journalistischen Kompetenz dafür sorgt, dass die spannenden Geschichten der KandidatInnen nicht zu kurz kommen." In der Praxis hat sie den Teilnehmern dann Fragen gestellt wie "War das gerade schwer für dich?" oder einfach nur die Regeln der Spiele erklärt. Die bewegten sich zwischen all den Kindergeburtstag- und Kneipensportspielchen, die man eben aus "Schlag den Raab" bereits kennt.
Die drei wichtigsten Antworten des Abends
Jetzt mal im Ernst, liebes ZDF: Es macht überhaupt nichts, dass Johannes B. Kerner nicht Stefan Raab ist. Aber wenn 1.000 Kandidaten gegeneinander antreten, dann hat der Fernsehzuschauer einfach niemandem, mit dem er mitfiebern kann. Und ohne Mitfiebern ist jeder Wettkampf maximal für die Teilnehmer interessant. Am Ende stehen dann zwei Kandidaten im Finale, die man als Zuschauer nach über zwei Stunden zum ersten Mal wahrgenommen hat. Wer die Show schlussendlich gewinnt, ist dann auch schon Banane.
Wenn der Moderator die fehlende Spannung dann auch noch damit kompensieren will, dass er simples "Auf-einem-Bein-Stehen" mit Sätzen wie "das nächste Spiel ist ein wirklich nervenaufreibendes" hochjubelt und seine Show ohne Schamesröte im Gesicht als "grosses Fernsehspektakel aus Berlin" feiert, dann muss jemand in Mainz mal dringend über die eigenen Ansprüche nachdenken.
Eine einzige Frage stellte die Show im Vorfeld und warf doch 1.000 andere beim Zuschauer auf. Daher sind hier nun die Antworten, auf die drei wichtigsten Fragen, die Sie sich, lieber Zuschauer, während der Show gestellt haben dürften: 1. Sie hätten während dieser Show etwa 21 Hemden bügeln oder endlich den Keller ausmisten können. 2. Nein, diese Lebenszeit bekommen Sie nicht wieder zurück. 3. Ihre Fernsehgebühren auch nicht.
"1000 – Wer ist die Nummer 1?" - spätestens seit dieser Show weiss man, dass es der ZDF-Zuschauer sicher nicht ist.
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