In der neuen Doku-Reihe "Mit 80 Jahren um die Welt" schickt das ZDF sechs Senioren auf Weltreise. Die Botschaft: Nutze den Tag – egal, wie alt du bist. Das transportiert die Doku-Reihe ebenso charmant wie eindringlich, zumal der Trip vom Tod eines Teilnehmers überschattet wird.
"Keiner kann mir mehr nehmen, dass ich das erlebt habe", erzählt Christina glücklich. Wenige Minuten zuvor hat die 77-Jährige noch Weintrauben geerntet, auf einem Weinberg in Südafrika. Und so erfüllt sich, was die Kölnerin noch vor ein paar Tagen als Maxime ausgegeben hatte: "Ich muss doch was machen. Ich kann doch nicht nur herumsitzen und Kaffee trinken."
Dass sie nicht nur Kaffee trinkt, dafür ist das ZDF verantwortlich. Für die neue Doku-Reihe "Mit 80 Jahren um die Welt" hat der Mainzer Sender eine sechsköpfige Gruppe Senioren arrangiert. Die schickt er auf Weltreise: sechs Länder in vier Wochen.
Neben einem Fernsehteam begleiten eine Ärztin, ein Rettungsassistent und als Reiseleiter Moderator
Gesehen hat sich die Reisegruppe vorher nämlich noch nie. Ein kurzes Kennenlernen im Flughafenrestaurant muss reichen. Der Rest wird sich von selbst geben.
"Hauptsache, es ist nicht zu heiss"
Anders als in Jules Vernes Klassiker "In 80 Tagen um die Welt", müssen die Protagonisten von "Mit 80 Jahren um die Welt" keine Wette bestreiten. Ihr einziges Ziel: etwas erleben und Spass dabei haben.
Das können die Damen und Herren zunächst in Südafrika, wie Gätjen der Gruppe verkündet. Die Freude ist riesig, auch wenn die ehemalige Lehrerin Marianne gleich Bedenken äussert: "Hauptsache, es ist nicht zu heiss."
Neben Christina und Marianne sind noch dabei: Lothar (80 Jahre), ehemaliger Fliesenleger und Bürgermeister aus Norddeutschland; Norbert (81) aus Berlin, Erika (82), ehemalige Krankenschwester; Bernd (77) aus Mühlheim, der seine Frau Christel zu Hause lässt. Was die Teilnehmer beim Abflug noch nicht wissen: Jeder bekommt während der Reise einen Herzenswunsch erfüllt.
Todesfall während der Reise
Am Flughafen entsteht auch eine Szene, die ihre tiefe Bedeutung erst im Nachhinein bekommt: Lothar verabschiedet sich von seinen Enkelinnen: "Kommt gut nach Hause!"
Lothar, der ehemalige Bürgermeister, wird während der Reise an den Folgen einer Lungenentzündung sterben. Der Zuschauer erfährt das schon in Folge eins und wird so, noch bevor der Flieger nach Südafrika abhebt, auf die eigentliche Botschaft der Doku gestossen: Dass es nie zu spät ist, nach den Sternen zu greifen, sich seine Träume zu erfüllen und auch im Alter noch einmal Neues zu wagen.
Hier funktioniert die Doku prima. Etwas fürs Herz, ein einziges "Carpe Diem!". Die Senioren-Version von "Eat Pray Love", nur ohne das Pray und das Love. "Gerade im Alter muss man ja mal solche Sachen erleben. Um zu sagen: Wir sind doch noch da", fasst es der 81-jährige Norbert zusammen.
Ein Wermutstropfen der Doku ist, dass Neues erleben allzu eng mit dem Reisen verknüpft ist - dabei ist das kein Privileg von Reisenden und ein fatales Signal an jene Menschen, die nicht reisen können oder wollen.
"Mein Herz, das bumpert jetzt ein bisschen"
Und wie steht es um den Unterhaltungsfaktor des Formats? Die erfüllt die Doku auch, denn "Mit 80 Jahren um die Welt" ist eine gelungene Mischung aus Reise-Doku, Reality-Soap und Gute-Laune-Film.
Sie funktioniert immer dann besonders gut, wenn die Seniorentruppe auf Unerwartetes trifft. Etwa, wenn Bernd erste Erfahrungen mit dem Eincheck-Automaten am Flughafen macht: "Hier, schieb rein, mehr als explodieren kann das Ding nicht!"
Oder wenn der ehemalige Bauschlosser Norbert zuerst die Tragfähigkeit des Daches der südafrikanischen Gäste-Lodge inspiziert: "Solide gebaut, anständige Schrauben sind da drin."
Oder wenn die ganze Truppe aufgeregt wie eine Schulklasse auf Klassenfahrt zu neuen Abenteuern aufbricht: "Mein Herz, das bumpert jetzt ein bisschen", gesteht Christina, als es zur Safari geht. Oder, oder, oder.
In den folgenden Wochen reist die Gruppe nach Indien, Schweden, Dubai, die Mongolei und Vietnam - und Christina schmiedet noch während der Safari in Südafrika zusätzliche Pläne: "Ich bin total begeistert. Aber eins weiss ich: Bei meiner nächsten Afrika-Tour habe ich Englisch gelernt."
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