Es ist vorbei. Je nach eigenem Gusto kann jeder diesen Satz für sich selbst interpretieren. Fakt ist, dass RTLs Anatomie-Unterricht "Adam sucht Eva" am Mittwochabend seinen Abschluss fand. Was bleibt, ist die Frage nach dem Warum. Eine Annäherung.

Christian Vock
Eine Kritik
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Wer auch immer sonst auf der Insel der Versuchung lebt, er hat jetzt wieder seine Ruhe. Die Nackten sind weg. Warum genau sie überhaupt da waren, darüber kann man nur spekulieren. Der wichtigste Grund für die Kandidaten dürfte der Wunsch gewesen sein, einen Partner oder eine Partnerin zu finden. Dieses Verlangen ist ebenso verständlich wie legitim, schliesslich ist wahrscheinlich jeder im Leben auf der Suche nach dem passenden Deckel. Der eine sucht ihn in der Disco, der andere per Kontaktanzeige und wieder andere vermuten ihn eben auf einer Insel mit Nackten.

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Wo man seine Chancen am grössten einschätzt, muss natürlich jeder selbst wissen. RTL hat zumindest im Vorfeld offenbar sein Bestes getan, den Kandidatenkreis von "Adam sucht Eva" so homogen wie möglich zu halten. Über die Auswahlkriterien für die Kandidaten verriet der Sender nämlich auf Anfrage: "Grundvoraussetzung für eine Dating-Show dieser Art ist natürlich, dass die Kandidaten Single sind und einen Partner suchen. Zudem sollten sie keine Probleme damit haben, nackt vor der Kamera zu agieren." Eine gewisse Schnittmenge an gemeinsamen Interessen sollte also schon gegeben sein, das hat RTL erkannt.

"Adam sucht Eva" Nacktheit ist kein Selbstläufer

Es könnte natürlich auch sein, dass der eine oder andere die Insel besucht hat, um etwas für seine mediale Bekanntheit zu tun. Eine Partnersuche muss nämlich nicht zwangsläufig im Fernsehen übertragen werden, Millionen andere Beispiele beweisen das. Eine solche Suche nach dem Scheinwerferlicht, sollte das der wahre Grund sein, ist nicht verwerflich. Wir leben in einer Mediengesellschaft und eine solche Show kann unter Umständen eine Abkürzung auf dem Weg zum Ruhm oder zumindest zur Fünf-Minuten-Bekanntheit sein. Und wer sich als Zuschauer von so viel Unbedecktheit belästigt fühlt, der kann auf zahlreichen anderen Kanälen den Grad der ihm erträglichen Nacktheit selbst regulieren.

Es darf dennoch die Frage erlaubt sein, wie förderlich eine solche Teilnahme tatsächlich für eine Karriere sein kann. Bei anderen Shows, nehmen wir eine der zahlreichen Gesangswettbewerbe, kann man hinterher immerhin als Talentnachweis in seinen Lebenslauf schreiben: "Ich war 35. bei der 47. Staffel von 'Deutschland sucht den Superstar'." Bei "Adam sucht Eva" wäre das schon schwieriger. Zum einen lässt die mögliche Aussage "Ich war Kandidat in der 15. Staffel von 'Adam sucht Eva' und habe es in Folge 21 tatsächlich auf die Insel der Liebe geschafft" immer noch die Frage nach der eigentlichen Qualifikation offen. Eine solche Berühmtheits-Strategie ist offenbar aber kein Selbstläufer. Ein Blick auf den Bekanntheitsgrad bisheriger Kandidaten genügt.

Wissenschaft verliert wichtige Erkenntnisse

Bleibt noch ein letzter möglicher Grund für eine Teilnahme an "Adam sucht Eva": wissenschaftliches Interesse. Bildungssender RTL hat - das wissen wir inzwischen - die Show nämlich als "Dating-, bzw. Sozial-Experiment" ausgewiesen. Allerdings überlässt der Sender einzig den Kandidaten die Auswertung des Experiments, wie RTL mitgeteilt hat: " Ein Experiment ist 'Adam sucht Eva' insofern, als dass es eine Dating-Show in dieser Form noch nie im deutschen Fernsehen gab. Unter anderem stand die Frage im Raum, ob das Klischee 'Kleider machen Leute' tatsächlich der Realität entspricht. Darauf hat jeder Kandidat nach seiner Teilnahme eine persönliche Antwort gefunden."

Es ist bedauerlich, dass leider keine Szene zu sehen war, in der sich einer der Kandidaten Notizen oder sonstige Aufzeichnungen gemacht hätte, um diese persönliche Analyse des Experiments schriftlich zu fixieren und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Forschung gehen so wertvolle Erkenntnisse grundlos verloren.

Aber wer weiss, vielleicht startet RTL bald ein neues Experiment. Forschungsansätze dafür gibt es genügend. So könnte man die Kandidaten diesmal nackt auf Bäume setzen, nur mit einer Kuckucksuhr als Kommunikationsmöglichkeit. Oder man filmt vierzehn Marmeladengläser auf einem Kaminsims, während die Kandidaten "An der Nordseeküste" singen. Oder aber man lässt es, so könnte Fernsehen wunderschön sein. Dann erübrigen sich auch Fragen nach dem Warum.

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