Wenn es bei RTL mal wieder "Adam sucht Eva" heisst, dann hat der Sender nicht etwa Christen als neue Zielgruppe entdeckt. Nein, es geht immer noch darum, dass der Sender mit Nackten Quote machen will. Die neue Staffel beginnt dabei mit einem Ein- und einem Ausfall.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Adam sucht Eva" ist wieder da. Das ist die schlechte Nachricht. Eine gute Nachricht gibt es leider nicht. Wir hätten uns auch schönere Neuigkeiten gewünscht, aber die Welt ist nun mal wie sie ist. Und wenn RTL eben meint, dass seine Zuschauer "Adam sucht Eva" brauchen, dann macht RTL das einfach - da kannst du noch so intelligent sein.

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"Adam sucht Eva", das stand in der Vergangenheit für Dialoge weit jenseits messbarer Gehirnaktivitäten und für inhaltliche Komplexität noch unterhalb eines Scooter-Songs. Und die neue Staffel knüpft da an, wo die letzte aufgehört hat. Zumindest fast. Denn RTL hat sich etwas Neues ausgedacht.

Wo ist der Pu-Muschelmann?

"Jetzt geht es vor die traumhafte griechische Insel Rhodos. Vor? Ja, vor!", erklärt die Off-Sprecherin in Folge eins. Mit anderen Worten: Die Produktionsfirma hatte einen Einfall und hat die einsame Insel gegen eine Luxusjacht eingetauscht, die vor Rhodos ankert. Als seien die armen Griechen nicht schon krisengebeutelt genug.

Der Insel-Exodus wirft natürlich Fragen auf: Was ist aus dem Pu-Muschelmann geworden, der den Liebenden immer die Botschaften auf die Insel brachte? Geht es ihm gut? Ist er jetzt an einem besseren Ort? Was ist mit den Nackten? Werden wir nun auf ihre Unten-ohne-Purzelbäume am Strand verzichten müssen?

Wer jetzt überhastet zur Sauerstoffmaske greift, möge beruhigt sein. Der Pu-Muschelmann wurde von einem griechischen Postboten ersetzt. Der bläst zwar nicht die Pu-Muschel, wenn der Posteingang voll ist, aber immerhin läutet er die Schiffsglocke. Und was die Nackt-Purzelbäume anbelangt: Zumindest in Folge eins findet sich hier adäquater Ersatz. Doch dazu gleich mehr.

Erst einmal wirft RTL die ersten Nackten an Deck und startet mit niemand Geringerem als mit Gina-Lisa Lohfink, ein Name wie Donnerhall in der Ruhmeshalle des Trash-TV. Die stellt sich als "Model und Allroundtalent" vor und die Off-Sprecherin redet dem Zuschauer ein, Lohfink sei "Influencerin" - wen auch immer sie womit auch immer influenzen will.

Emanuel muss zum Arzt

Wie dem auch sei - Lohfink nordet den Zuschauer erst einmal ein, wohin die Reise intellektuell in den folgenden Minuten gehen wird. Über das "Lieblingsding" des Mannes lässt sie wissen: "Nicht die Grösse macht es aus, sondern wie man damit umgeht." Das ist insofern interessant, als dass auch die anderen Nackten, die nach Lohfink auf die Jacht kommen, die gleiche Genitalfixiertheit aufweisen.

"Würde sagen, ich bin nicht schlecht bestückt", erzählt beispielsweise Emanuel aus der Lamäng und sein Kollege Martin stellt wenig später fest: "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Länge" und meint damit nicht seine Körpergrösse.

Doch zumindest Emanuel kann sich nicht lange über seine "Bestückung" freuen, denn ihn treibt nach kurzer Zeit an Bord eine beständige Übelkeit um und er sieht sich fortan über die Reling gebeugt. "War jetzt kein toller Einstieg mit dem Übergeben", stellt Emanuel fest, nachdem er das Wasser mit seinem Mageninhalt gesättigt hat.

Durch ebendieses Wasser kommt wenig später bereits bekannter Martin, Student aus Chemnitz, geschwommen. Zeit mit Emanuel wird er aber nur wenig verbringen können, denn der Bauchweh geplagte selbständige Unternehmer im Automobilbereich, wie Emanuel seinen Beruf ein wenig nebulös angibt, will lieber einen Arzt konsultieren.

"Was hast du da unten?"

Und während Emanuel also auf der Suche nach dem Grund für seine Bauchschmerzen ist, trudeln mit Antonino, einem Karosseriebauer aus Ludwigsburg, der Hobby-Meditierenden Mahta und Marina, die bereits für einen Kalender für Schweisstechnik gemodelt hat, drei weitere Kandidaten ein, denen Kleidung bei der Partnersuche lästig ist.

Nun sollte man meinen, dass damit der Trash-TV-Tisch reich gedeckt wäre, doch nachdem die Off-Sprecherin mit "Schiffsglocken", "strammstehen" und Ähnlichem selbst die abgedroschensten Kalauer bemüht hat, kehrt erst einmal Ruhe ein. Man erfährt lediglich, dass Martin zum Frühstück sechs Scheiben Toast gegessen hat. Als wolle RTL die Zuschauergehirne auf das Kommende vorbereiten.

Abends arrangiert RTL nämlich für die Nackten ein "Begriffe raten"-Spiel. Um sich nicht dem Vorwurf der Intellektualität auszusetzen, sollen die Kandidaten ihren Mitspielern dabei folgende Wörter umschreiben: Hupen, Mops, prüde, Schwanz, Rohr und Nacktbaden.

Spätestens an dieser Stelle sollte sich der Zuschauer einmal Gedanken machen, was er einmal an der Himmelspforte, nach seiner Lebenszeit gefragt, antworten soll. Will er dann wirklich sagen: "Ich habe zugesehen, wie Gina-Lisa Lohfink auf einem Boot voller Nackter dem Italo-Schwaben Antonino den Begriff Schwanz erklärt hat"?

Thai-Yoga mit Antonino

Doch RTL hat jetzt Blut geleckt und schickt dem Rohr-Ratespiel Bilder hinterher, die sich mindestens genauso schmerzhaft ins Gedächtnis fräsen. Während Gina-Lisa und Martin ein Date am Strand von Rhodos geniessen, holt Mahta an Bord verheissungsvoll ihr Handgepäck hervor.

Antonino freut sich schon auf eine Runde Flaschendrehen, doch stattdessen zückt Mahta ihr Thai-Yoga-Buch und animiert den Ludwigsburger zur gemeinsamen Nackt-Meditation. Die sieht am Ende so aus, dass sie sich hinlegt und er sich vor sie kniet. Während beide warten, ob irgendwas passiert, fragt Antonio nach einer Weile: "Bin ich schon in dir drin?"

Ja, "Adam sucht Eva" ist nach wie vor das Angebrannte am Topfboden der Fernsehunterhaltung und wir beneiden den Pu-Muschelmann, dass er rechtzeitig den Absprung geschafft hat.

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