Nach langen Jahren wagen sich wieder ein paar Schweizer mit medialer Begleitung in die grosse weite Welt hinaus: Die dritte Staffel von "Adieu Heimat" verfolgt Brezelkönig Stephan Bosshard nach Miami, eine Schweizerin in die Messie-Ehe nach Kanada und einen angehenden Schlagerstar nach Mallorca.

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"Immer positiv denken: Rezept zum Glück", weiss Birgit Bosshard. Mit Rezepten kennt sich vor allem ihr Mann Stephan aus: Der wurde mit Riesenbrezeln zum Millionär und betreibt das "Schloss Schlaraffenland", wo schon die zuckersüsse Dekoration an den nächsten Zahnarztgang denken lässt.

Millionären unter die Arme greifen

Mit positivem Denken will das Ehepaar nun auch Miami erobern - und lässt die Zuschauer in "Adieu Heimat - Schweizer wandern aus" hautnah auf 3+ an diesem Traum teilhaben. Stephan möchte eine Firma namens "Happy Millionär" aufbauen, wo unglückliche Dagoberts lernen, was sie mit dem ganzen Zaster Schönes anstellen können – zum Beispiel Klamotten der Bosshards kaufen. Positiv gedacht ist vor allem der Firmenname, bei dem so mancher US-Kunde verzweifelt den Umlaut auf seiner Tastatur suchen wird.

"Es ist einfach amazing"

Bevor die anderen Millionäre beglückt werden können, muss aber erstmal die eigene Happy-Basis gefunden werden. Beim Besichtigen eines Luxus-Apartments radebrecht sich Birgit mit herzhaftem Charme durch das Verkaufsgespräch: "Es ist einfach amazing", schwärmt sie und lobt das "walking Klosett" – richtig, den begehbaren Wandschrank.
Der lichtdurchflutete Spass soll heisse 5,9 Millionen Dollar kosten. Offenbar ist das günstig: "Under six million", nickt Stephan anerkennend. Währenddessen zeigt sich Birgit über die Dampfbad-Dusche ganz und gar verzückt: "Das ist a really shower", staunt sie.

Unordnung beim Patchwork

Weniger sprachliche Barrieren stehen zwischen der Schweizerin Andrea und dem Kanadier Ken, die sich in Vancouver kennengelernt haben und nun frisch verheiratet sind. Also packt Andrea Koffer und Kinder ein – von letzteren hat sie zwei, die siebenjährige Sinja und die fünfzehnjährige Neela – und zieht nach Kanada zu Ken und dessen 23-jähriger Tochter Amy.
Die hausen, nun ja, wie die Junggesellen. Da liegt Krempel am Boden herum, Wäsche liegt zusammengeknüllt in der Ecke, und der Müll müsste mal herausgebracht werden. Völlig unhaltbare Zustände also, die in den kommenden Folgen sicherlich noch dafür sorgen werden, dass diese Patchwork-Family Gelegenheit hat, eine gesunde Diskussionskultur zu entwickeln.

Während uns die Sendung immer wieder dieselben drei Einstellungen präsentiert, in denen Gerümpel und Müllsäcke im Zimmer herumliegen, darf man sich doch ganz zart wundern: War die gute Frau vor der Hochzeit denn nicht ein einziges Mal bei ihrem Ken – wo sie ihn doch sogar in Kanada kennengelernt hat? Und schwingt Ken angesichts anrückender Kamerateams wirklich nicht mal zumindest den Staubsauger?

Ein Montagsschlager

Bleibt noch der 20-jährige Danito, der sich mit einem Liedchen im Gepäck Richtung Mallorca aufmacht, um dort den Ballermann zu erobern. Danito machte "schon mit 16" Musik, wie uns der Untertitel informiert, was freilich sehr beeindruckend ist – wenn man mal Mozart, Michael Jackson und Tokyo Hotel aus dem Gedächtnis streicht.

Mit dabei ist Danitos Vater Daniel, der dank Hardrock-Wurzeln perfekt geeignet ist, im bierseligen Ballermann den Manager zu spielen. Erste Station: Am Strand wird Juniors Song einigen Testpersonen vorgespielt – vor allem jenen, die jung, weiblich und knapp bekleidet sind.

Zweite Station: Nach einem Auftritt von Antonia aus Tirol geht Junior zur Autogrammstunde und erzählt der Schlagerexpertin von seinem Vorhaben. Sie trifft sich also prompt mit Managerpapa und Sohnemann zur Unterredung, gibt Karrieretipps und spricht Danito für die Zukunft eine Einladung zu sich nach Hause ein. Ein Schelm, der glaubt, dass so viel Begeisterung nichts mit der anwesenden Fernsehcrew zu tun hat.

Ach ja: Der Song ist übrigens ein Mitgröhl-Schlager, der vom Junior beständig als "Mischung aus Schlager und Rap" angepriesen wird. "Fuck you Monday, I love Friday", wird da beständig gesungen, und im Hintergrund stampft der Beat, bis alle Rinder wieder daheim sind. Ob sich die Entscheidung von 3+, die Sendung von Donnerstag auf den Montag vorzuverlegen, nicht vielleicht mit dieser geplanten Charthymne beisst?

KaderLoth

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