Spoiler: Wenn man echt gute Tipps für die kleine Wohlfühloase vor dem eigenen Häuschen braucht, kann man den "ZDF-Fernsehgarten" mit Andrea "Kiwi" Kiewel nicht wirklich empfehlen. Die Moderatorin dürfte nämlich gar keine gelernte Floristin oder Gärtnerin sein. Statt praktischen Tipps für unser liebliches Fleckchen Grün und Einfühlungsvermögen für beginnende Hobbygärtner gab's dort "nur" ganz gut gemachte Satire. Das ist prinzipiell echt in Ordnung, kollidierte aber schon auch ein bisschen mit der Erwartungshaltung.
Wenn man neuerdings eine eigene kleine grüne Wohlfühloase sein Eigen nennen darf und eine blühende Phantasie sowie mächtig Bock auf Hegen und Pflegen hat, der eigene Daumen aber nicht einmal ansatzweise grün schimmert, freut man sich natürlich auf den "ZDF-Fernsehgarten", wenn er einem bis dato noch nicht untergekommen ist. Ist doch ganz klar, man will Anfängerfehler vermeiden, um sich künftig an gesunden Pflanzen und einer ansprechenden Vielfalt erfreuen zu können, weshalb man seine Hoffnungen in dieses Serviceformat setzt.
Und so ist es notwendig zu wissen, wie das mit der Bodenanalyse klappt, wann genau man die Baumkronen vertikutieren muss und welche gestalterischen Akzente man mit pipimachenden Gartenzwergen setzen kann. Dass die elenden Schnecken erst mit einer Überdosis Bier völlig im Eimer sind, wissen ja sogar Garten-Rookies
Apropos: Beim letzten "ZDF-Fernsehgarten", der ja angeblich tierisch lustig war, soll's ja fast ausschliesslich um die Fauna in den heimischen Wohlfühloasen gegangen sein. Okay, es geht los, Floristin und Moderatorin
"ZDF-Fernsehgarten": "Kiwi" begrüsst die Zuschauer und Zuschauerinnen herzlich
12:00 Uhr: Weil ein freundliches Wort immer guten Boden findet, begrüsst uns "Kiwi", wie sie von TV-KonsumentInnen, GärtnerInnen, FloristInnen, FörsterInnen, LandwirtInnen und SchädlingsbekämpferInnen liebevoll genannt wird, relativ herzlich. Vorab vielleicht eine hilfreiche Faustregel für all jene, die im Garten erst heimisch werden müssen: Die perfekte Erde fühlt sich in der Hand immer leicht feucht an und kann zu einem Klumpen geformt werden. Bei aller Kritik: Google ist schon auch sehr praktisch!
12:03 Uhr: Andrea Kiewel faselt auf dem Mainzer Lerchenberg zunächst mal irgendwas von "Garten Games", obwohl das Gros der ZuseherInnen ganz sicher nicht im Garten spielen, sondern ehrlich arbeiten möchte. Dass Sportmoderator Yorck Polus die Co-Moderation übernehmen durfte, mutet dennoch nur kurz seltsam an, war es in Wahrheit doch ein kluger Move von "Kiwi" und den anderen Gärtnerinnen und Gärtnern beim ZDF. Denn Gartenarbeit ist natürlich echter Sport. 50 Zucchini muss man mal von A nach B tragen.
12:06 Uhr: "Ihre Songs sind alle tanzbar und man kann dazu wunderbar knutschen", verrät "Kiwi", die offenbar gern in Gärten herumschmust und jetzt die Ott Kerstin und ihren neuesten Hit "Einfach nein" ankündigt. "Einfach nein! So wollten wir doch nie sein", singt die Ott Kerstin in Kiewels grossem Lustgarten selbstkritisch. Zudem liebe sie heute noch irgendjemanden wie verrückt. Unter uns, es ist schon okay, ein kultiviertes Serviceformat mit "Easy Listening"-Klängen zu eröffnen. Eigentlich ist es sogar total spitze, weil man dadurch erst so richtig Bock bekommt, der Braunfäule-Krankheit von Tomaten den Kampf anzusagen.
12:10 Uhr: Die Teams für die "Garten Games", was auch immer das sein soll, tauchen nun auf, darunter Ex-Gewichtheber
Mit dieser Aktion geht "Kiwi" nicht in Fernsehgarten-Geschichte ein
12:19 Uhr: Yorck Polus erklärt dann aber noch, worum es bei den "Garten Games" so gehen würde. Interessiert keine Sau, aber auf allgemeine Fitness, Ausdauer, Geschicklichkeit und Schnelligkeit komme es an, meint er. Okay, tadellos!. Aber ist der Dickmaulrüssler jetzt ein Nützling oder ein Schädling?
12:22 Uhr: Sängerin Loi wächst aus dem Nichts plötzlich in den Fernsehgarten hinein und verarscht mit ihrem Song "Bad Idea" das Schlagergenre, was an sich ja eine ganz gute Idee ist, aber irgendwie trotzdem absolut nichts mit aufrichtiger Gartenarbeit zu tun hat. Immerhin singt sie in Gartenarbeitskleidung. Es dürfte doch bald losgehen.
12:24 Uhr: Die Promis beginnen damit, ein dämliches Spiel zu spielen, ohne dabei in Grund und Boden des Fernsehgartens zu versinken, was einigermassen erstaunlich ist. Ein Vortrag über Maulwürfe oder spannende Details zur "Internationalen Vereinigung zum Schutz der Gartenzwerge" wären jetzt ungleich interessanter. Aber bitte, sollen sie sich halt mal austoben.
12:32 Uhr: "Kiwi" intoniert das Lied "Der Mond ist aufgegangen". Warum, weiss keiner. Die Aktion wird eher nicht in die Fernsehgeschichte eingehen.
12:36 Uhr: Extrem interessant wäre es jetzt zu erfahren, wie man Chinaschilf korrekt schneidet.
12:38 Uhr: Die britische Formation "Frontm3n" macht sich auf der Bühne gerade über Altherren-Rock lustig und übertreibt dabei etwas, wird aber danach vermutlich eh ernsthafter und über den englischen Rasen dozieren.
12:43 Uhr: Die britische Formation "Frontm3n" doziert nicht über den englischen Rasen. Sie macht sich einfach wortlos vom Acker.
12:45 Uhr: Yorck Polus nennt Lorenzo Lamas einen "zweitklassigen Schauspieler". Wie er in einer seriösen Sendung über Gartenarbeit plötzlich auf Lorenzo Lamas kommt, müsste man ihn selbst fragen. Möglich, dass er unmittelbar vor dem Start ein paar Gläschen vom kalifornischen Guten versenkt hat, die sich jetzt erst per Hammer melden und ihn plötzlich an "Falcon Crest" und "Lance Cumson" denken haben lassen. Ganz normal ist das aber auch im betrunkenen Zustand nicht.
12:52 Uhr: Die Promis spielen schon wieder, daher ein Supertipp: Willst du das Gehölz erhalten, muss die Schere sachte walten! Danke, Google!
13:00 Uhr: Anstatt Songs aus dem Musical "The Secret Garden" performen zu lassen, werden jetzt Tracks aus dem "Tina Turner Musical" aufgeführt, obwohl Tina Turner in ihrem ganzen Leben wahrscheinlich nicht einen einzigen Meter Rollrasen ausgerollt hat. Nur weil der Nussbaum in "Nutbush City Limits" vorkommt ein paar Songs aus ihrem Œuvre? Ganz ehrlich, das ist lächerlich. Vermutlich kommt jetzt gleich Nino de Angelo ins Gartensetting, weil er im Spätpleistozän "Jenseits von Eden" in die Welt geschossen hat.
13:09 Uhr: Schlagersängerin
13:16 Uhr: Andrea Kiewel dürfte einem – zumindest hat man langsam den Verdacht – gar nicht wirklich helfen können, wenn man den fucking Buchsbaumzünsler loswerden will. Man ist jetzt als Gärtner mit Bock ein wenig angesäuert.
13:30 Uhr: Singer-Songwriter und ESC-Teilnehmer Sam Ryder taucht auf und lässt noch einmal Hoffnung aufkommen. Er sieht nämlich so aus, als hätte er die letzten achtunddrölfzig Wochen nonstop Unkraut gejätet und Engerlinge ins Gras beissen lassen.
Eines der beiden Promi-Teams hat die "Garten Games" gewonnen
13:35 Uhr: Don't judge a Book by its Cover! Ryder hat in den letzten Wochen genau gar nichts gejätet und sich eben schon wieder ausgeklinkt. Kein grosser Nützling.
13:56 Uhr: No Joke! Jetzt hat sich wirklich gerade Nino de Angelo auf die Bühne geschraubt. "Manchmal wachst du auf und weisst, nichts geht. Legst dich wieder hin, weil sich alles dreht", so die Lyrics seines höchstwahrscheinlich autobiographischen Tracks "An irgendwas glauben". Jaja, lasst ihn nur trällern, denn ganz ehrlich? So kurz vor dem Ende der Sendung braucht jetzt echt kein Mensch mehr superschlaue Tipps wie "Bitte Thujen regelmässig giessen!" oder "Bei Problemen im Garten kontaktieren Sie Ihren Gärtner" oder so.
14:00 Uhr: Der Vollständigkeit halber: Eines der beiden Promi-Teams hat die "Garten Games" gewonnen. Voll wow einfach!
14:03 Uhr: Die Ott Kerstin darf zum Schluss des Satireformats noch einmal auf die Bühne und ihren Track "Regenbogenfarben" playbacken.
14:10 Uhr:
14:11 Uhr: Zum Abschluss doch noch eine kleine und brauchbare Info für den Garten. Nach 1990 erlebte der Gartenzwerg dank neuer, provokativer Modelle eine echte Renaissance. Seither gibt es etwa Zwerge mit erhobenem Stinkefinger, Zwerge als Exhibitionisten, Zwerge mit mörderischem Fusspilz und Zwerge mit Messer im Rücken. Sehr süss!
Hauptsache knallig: Andrea Kiewels Looks aus 20 Jahren ZDF-Fernsehgarten
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