• Seit 4. September 2006 wird die RTL Serie "Alles was zählt" im Vorabendprogramm ausgestrahlt.
  • Im Mittelpunkt der Serienhandlung stehen die Intrigen und Machenschaften der einflussreichen Familie Steinkamp.
  • Wir haben mit Tatjana Clasing gesprochen, die als Simone Steinkamp seit der ersten Folge mit dabei ist.
Ein Interview

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Leidenschaftliche Liebesgeschichten, Familienstreit, grosse Dramen und ausufernde Machtkämpfe rund um das Steinkamp-Zentrum fesseln seit 15 Jahren Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauer der RTL-Serie "Alles was zählt". Eine, die den Steinkamp-Kosmos seit der ersten Folge beherrscht, ist Tatjana Clasing, Serienfans als Simone Steinkamp bekannt. Mit ihr haben wir darüber gesprochen, wie eine Serie trotz Pandemie weiterhin erfolgreich produziert werden kann und wie Zuschauer auf eine Serien-Bösewichtin reagieren.

Frau Clasing, wie würden Sie Ihre Rollenfigur Simone Steinkamp beschreiben?

Tatjana Clasing: Simone ist so komplex, ihr Wesen lässt sich schwer in einem Satz zusammenfassen. Begonnen hat sie bei "Alles was zählt" quasi als "die Böse." Allerdings empfinde ich sie gar nicht so sehr als böse. Ich finde, sie hat auch sehr viele, sehr gute menschliche Züge. Vor allem, was das Thema Familie angeht. Da ist Simone wie eine Löwin. Sie kämpft um ihre Familie und versucht, sie zusammenzuhalten. Das Gleiche gilt auch für das Steinkamp-Imperium. Ich gebe zu, dass sie oft über die Stränge schlägt, teilweise auch illegale Aktionen plant. Aber das macht es natürlich streckenweise umso spannender. Generell ist Simone aber auch sehr lustig und humorvoll. Sie ist einfach immer für eine Überraschung gut. Daher macht es mir auch ungeheuer viel Spass, diese Rolle zu spielen.

Gibt es Gemeinsamkeiten mit Simone?

Natürlich ist die Schnittmenge gross und natürlich sind wir alle sehr vielschichtig als Wesen. Ich denke, da schlummert so einiges in einem, was man dann in so einer Rolle einfach ausleben kann. Alles in einem wunderbaren, geschützten Rahmen. Nach Drehschluss kann ich dann privat wieder Tatjana sein. Das ist meine eigene Haut, in der fühle ich mich auch wohler.

Sie sagen, nach Drehschluss sind Sie wieder Tatjana. Können Sie abends wirklich abschalten - oder bleiben Sie trotzdem immer ein bisschen Simone?

Nein, ich bleibe nach Drehschluss nicht in meiner Rolle, da bin ich wieder ich selbst. Abschalten kann ich abends allerdings trotzdem nicht, denn wir müssen ja dann wieder Text lernen. Wenn ich tagsüber drehe und am Abend nach Hause komme, dann bin ich gleichwohl nicht mehr Simone. Aber zeitgleich dann Tatjana, die sich hinsetzt und wiederum für die Rolle Simone lernt.

Hatten Sie schon Begegnungen mit Zuschauern, die nicht zwischen Ihnen als Privatperson und Ihrer fiktiven Rolle als Simone Steinkamp unterscheiden konnten?

Ja, das passiert natürlich öfter und meistens ist die Reaktion der Person dann folgende: "Ach Gott, Sie sind ja privat gar nicht böse, sondern sehr sympathisch!" (schmunzelt)

Wo wir gerade bei sympathisch oder böse sind: Dr. Axel Schwarz, Maximilian von Altenburg, Jennifer Steinkamp oder Justus Albrecht - wer war bisher Ihr Lieblingsbösewicht in der Serie?

Gute Frage. Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Jeder ist auf seine Art besonders: Maximilian ist Simone als Sohn sehr nahe, da fällt der Apfel nicht weit vom Stamm. Ebenso Simones Tochter Jennifer. Dr. Axel Schwarz, der damals Simones Kontrahent war, sie innerhalb der Firma untergraben hat, mit dem sie gleichzeitig aber auch noch eine Liaison hatte, was das Ganze noch komplizierter machte. Und Justus, der durch sein Handeln aktuell die Einigkeit zwischen Simone und Richard stört. Da ist jeder auf seine Art so unterschiedlich "böse", dass es keine Lieblinge gibt, sondern es für mich immer wieder spannend bleibt und ich auf den nächsten "bösen Charakter" gespannt bin.

Sie waren von Anfang an bei AWZ dabei. Was ist das für ein Gefühl?

Es ist so unwirklich. Es hört sich blöd an, aber es ist wirklich so, dass ich mich an den ersten Tag, die ersten Proben, genau erinnere. Das war ein grosses Hallo. Wir haben das Team kennengelernt, die direkten Drehpartner, die unterschiedlichen Rollenkonstellationen. Es ist alles noch so präsent, ich habe das Gefühl, als wäre der Drehstart gerade erst vor einem Jahr gewesen. Dabei sind da mittlerweile 15 Jahre dazwischen, das fühl sich surreal an.

Julia Augustin, Ihre Serientochter Vanessa Steinkamp, verlässt die Serie nach 15 Jahren. Eine Ära endet. Wie geht es Ihnen damit?

Das ist sehr schade, weil Vanessas Figur eine Art Gewissen der Steinkamps war, quasi der ruhende Pol, der die ganzen Aktionen immer mal wieder zurechtgerückt hat. Vanessa hat sich immer sehr gegen die doch eventuell bösen oder negativen Tendenzen ihrer Eltern gestemmt. Sie hat die Moral in die Familie gebracht. Das ist ein grosses inhaltliches Element, das wegfällt. Ganz davon abgesehen ist da auch der schauspielerische Verlust, wenn Julia jetzt geht. Wir waren freundschaftlich und menschlich auf einer Ebene, sind am Set geradezu familiär zusammengewachsen. Ich hoffe, dass sie irgendwann wieder zurückkommt.

In der Serie ist Simone Steinkamp seit 15 Jahren mit ihrem Mann Richard Steinkamp verheiratet. Er hat Simone mit 39 Frauen betrogen, mehrere uneheliche Kinder mit anderen Frauen. Simone verzeiht ihm trotzdem immer wieder. Können Sie das nachvollziehen?

Na ja, es steht halt so in den Drehbüchern. Ob ich 39 Affären und mehrere uneheliche Kinder privat verzeihen könnte? Ich glaube eher nicht. Aber das beeinflussen in der Serie ja wie gesagt die Autoren. Und im Grunde genommen haben die beiden so viel zusammen durchgemacht, sind durch dick und dünn gegangen. Sie wissen unterm Strich, dass sie ein Dreamteam sind, dass sie einfach zusammengehören und sie nur gemeinsam stark sind, sozusagen füreinander bestimmt. Das ist eine sehr positive Wendung.

Die Corona-Pandemie hat den Arbeitsalltag sehr verändert. Am Set wird normalerweise eng zusammengearbeitet. Wie liess sich das die letzten Monate vereinen?

Ich hatte das Gefühl, dass alle unglaublich konzentriert waren. Es war sehr anstrengend und hat gedauert, bis man es schaffte, das Gehirn quasi zweigleisig laufen zu lassen. Auf der einen Seite muss man als Schauspieler in der Situation, in seiner Rolle, in der Szene sein. Auf der anderen Seite muss man aber Corona miteinbeziehen. Sprich: Wie nah kann ich gehen? Immer ausreichend Abstand wahren. Dann muss man auch darauf achten, nicht zu stark auszuatmen, nicht zu laut zu sprechen wegen der Aerosole, die ansonsten in der Luft schweben. Das war am Anfang aufwändig und hat uns eine Menge Konzentration abverlangt. Irgendwann hatte man das verinnerlicht und es hat sich mehr oder minder automatisiert. Eine weitere Herausforderung war die Art des miteinander Spielens. Wir Schauspieler müssen den Zuschauern trotz der einzuhaltenden Distanzen eine gewisse körperliche Nähe der Figuren suggerieren. Diese fehlende Nähe mussten wir dann in den Dialogen auffangen und glaubhaft hinbekommen, dass zwischen den Figuren doch eine gewisse Nähe und Normalität stattfindet. Das war eine unglaubliche Herausforderung.

Corona wurde in der Serie auch gar nicht thematisiert ...

Ja, da gab's am Set auch Diskussionen. Nach einiger Beratschlagung haben wir dann unterm Strich entschieden, dass die Menschen in ihrem Alltag schon genug mit Corona zu tun haben und wir die Pandemie in der Serie nicht auch noch thematisieren müssen, dass wir die Geschichte einfach ganz "normal" weitererzählen werden. Was unter den gegebenen Umständen und hygienischen Sicherheitsvorkehrungen auch gut funktioniert hat.

Anstelle von Corona wurden in den vergangenen Episoden Themen wie Drogenmissbrauch und Rassismus behandelt. Gibt es Themen, die Ihrer Meinung nach noch unbedingt behandelt werden sollten oder wäre es besser, wenn die aktuellen noch eingehender behandelt würden?

Es gibt zigtausend Themen, die man natürlich behandeln sollte, könnte und müsste. Aber das ist ein sehr grosses Feld und schwer zu beantworten, wie man das dann umsetzen kann, dass man dem Thema auch wirklich gerecht wird und es nicht einfach nur erwähnt oder anspielt und an der Oberfläche kratzt. Das ist generell ein Problem, aber unser Team ist stetig bemüht, sich immer wieder zu optimieren und die Themen anzugehen.

Sie verkörpern Simone Steinkamp seit 15 Jahren bei "Alles was zählt". Wird man es nicht irgendwann mal leid, immer dieselbe Rolle zu spielen?

Nein, ich spiele Simone unglaublich gerne und ich muss sagen, dass ich eine wunderbare Produktionsfirma habe, die mich auch immer wieder freistellt für andere Projekte. Ich habe über die Jahre parallel immer auch in anderen Formaten und Serien gespielt, wie zum Beispiel bei "Der letzte Bulle", "Hubert und Staller" oder bei "Bettys Diagnose". Es war auch möglich, dass ich weiterhin nebenbei im Theater spiele. Insofern hält sich das so schon die Waage. Ausserdem befruchtet es sich gegenseitig und ist für die Serie ganz gut, wenn unsere Köpfe auch in anderen Formaten zu sehen sind. Mir macht dieser Job unglaublich viel Spass!

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