Dragqueen Yoncé Banks setzt sich am Donnerstagabend bei der Trash-TV-Show "Die Alm" gegen ihre Konkurrentinnen Magdalena Breszka, Vivian Schmitt und Siria Campanozzi durch. Hauptgegner des Zuschauers war hingegen die Langeweile. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass Banks die letzte "Almkönigin" gewesen ist.
"Der Hintern!" Mit diesen Worten beantwortet
Vor knapp 17 Jahren gab es nämlich schon einmal solche Bilder. Da war es nicht Yoncé Banks, sondern Kader Loth, die zur Almkönigin gekrönt wurde. Auch wenn dann erst einmal sieben Jahre lang Pause auf der "Alm" herrschte, zementierte die Show doch die damals herrschenden TV-Vorlieben, bei denen der Zuschauer in den folgenden Jahren gar nicht genug von Trash-und-Rundumdieuhrüberwachungsshows wie "Big Brother", "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!", "Die Burg" und Co. bekommen konnte - und die Sender auch nicht.
Doch so langsam scheinen die Grenzen solcher Art von Shows erreicht. RTL ist gerade im Umbruch und will fortan mehr Qualität in seinem Programm unterbringen.
Auch die jüngsten Entgleisungen bei "Promis unter Palmen" und "Das Sommerhaus der Stars", als diskriminiert und gespuckt wurde, haben gezeigt, dass man mit reinem Krawall-Fernsehen nicht mehr bedingungslos beim Zuschauer punkten kann. Irgendwann sind eben die Grenzen des Anstands erreicht.
Lesen Sie auch: "Kampf der Realitystars": Flirten, bis der Psychologe kommt
"Die Alm" 2021: anders, aber nicht besser
Und in genau dieser Gemengelage hat ProSieben vor ein paar Wochen der "Alm" nach 2004 und 2011 eine neue Staffel geschenkt. Mutig, kann man anhand der jüngsten Entwicklungen sagen, aber eben auch konsequent, schliesslich haben auch all die anderen Gezeter-Shows noch ausreichend Zuschauer.
Aber an ProSieben sind die Zeichen der Zeit auch nicht unbemerkt vorbeigehuscht und so hat der Sender keine stumpfe Wiederbelebung durchgeführt, sondern der "Alm" ein Update gegönnt. Das war gut so, aber eben auch gleichzeitig ein Problem.
Ganz offensichtlich wollte man nämlich keine Homophobie-Sprüche und Spuck-Attacken wie bei der Konkurrenz und hat deshalb sein Alm-Personal mit Zurückhaltung ausgesucht. Von Leuten wie Mirja du Mont oder
Das Problem: Davon gab es so gut wie keine. Auch, weil das Personal eben nicht aus der Krawall-Abteilung kam. Also langweilte man sich und die Zuschauer nun fünf Wochen lang mit weitgehender Ereignislosigkeit und Kindergeburtstagsspielchen, die man so oder so ähnlich nun schon seit vielen Jahren serviert bekommen hat. Daher bestand nicht nur wenig Hoffnung, dass sich das im Finale am Donnerstagabend noch ändern sollte, nein, es sollte sogar noch schlimmer kommen.
Yoncé Banks - die letzte "Almkönigin"?
Denn was macht man bei ProSieben, wenn man all die Wochen nur weitgehende Langeweile zeigen konnte? Man zeigt im Finale genau diese Langeweile noch einmal, nun eben als Rückblick.
Und damit wirklich gar keine Spannung aufkommt, absolvieren die verblieben vier Bewohner dazwischen eine "Bauernolympiade", bei der sie in riesigen Holzschuhen herumlaufen, Gemüse erkennen und kopfrechnen und Stoffenten mit einem Laubbläser vor sich hertreiben müssen. Fernsehen im Jahr 2021 kann und darf gerne anders aussehen.
Ob das noch einmal bei der "Alm" passieren wird, ist fraglich. Sollte die Show tatsächlich eine weitere Staffel bekommen, muss die dann ganz anders aussehen.
In der dritten Auflage hat ProSieben jedenfalls nicht die richtige Balance zwischen Trash und Langeweile gefunden und dem Zuschauer ist das auch aufgefallen. Die Marktanteile waren durchweg mau, gerade im Vergleich mit Platzhirschen wie "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus".
Und so ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass Yoncé Banks die letzte "Almkönigin" gewesen sein wird, wenn ProSieben das Konzept der Show nicht grundlegend überarbeitet. Denn es ist bezeichnend für "Die Alm", dass Siria Campanozzi ihre Eindrücke auf der Hütte mit einem Satz zusammenfasst, den man nach einer Trash-TV-Show eigentlich nicht von einer Kandidatin hören möchte: "Es war einfach wundervoll."
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.