Die Suche nach der Liebe ist im 21. Jahrhundert längst auch ein Stück weit zur Show geworden. Sei es durch Onlinepartnerbörsen oder aufwendig und multimedial inszenierte Heiratsanträge. Ein Stück weit sind auch die zahlreichen Dating-Shows im TV und auf Streamingportalen mitverantwortlich für diese Entwicklung. Deren Anzahl nimmt nicht nur gefühlt von Jahr zu Jahr weiter zu - und ihr Erfolg beim Zuschauer ist dabei fast garantiert.
Früher, also bis vor 20 Jahren, begegnete man sich zufällig im Alltag oder war sich bei der Arbeit sympathisch und vertiefte anschliessend den Kontakt. Im Optimalfall entstand Liebe daraus. Heutzutage gibt es schier unendliche Möglichkeiten, einen neuen Partner kennenzulernen, immer mehr Menschen wählen dabei den Weg in eine Dating-Show. Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass immer mehr solche Formate entstehen, da sie vom Zuschauer zumeist honoriert werden. Aber warum begeistern sich so viele Menschen für die Partnersuche von völlig fremden und zumeist auch unbekannten Personen?
Zunächst einmal liegt es in der Natur des Menschen, sich für die Belange von anderen Personen zu interessieren. Umso besser, wenn sich Menschen freiwillig ins Rampenlicht begeben, um die grosse Liebe zu finden und möglicherweise auch etwas Ruhm abzugreifen. Daraus hat sich inzwischen eine enorme Bandbreite an Formaten entwickelt.
"Der Bachelor" als Klassiker der Dating-Shows
Frühere Klassiker wie "Herzblatt", als drei Kandidaten hinter einer Wand standen und vom Suchenden mit Fragen gelöchert wurden, sind dabei schon längst nicht mehr zu sehen. Heutzutage gilt "Der Bachelor" als Klassiker der Partnersuche, wo ein Kandidat gleich 20 Frauen datet und am Ende seine letzte Rose an seine zukünftige Partnerin vergibt.
Inzwischen haben aber auch schlüpfrigere Formate wie "Love Island" oder "Naked Attraction" in Deutschland Einzug gehalten. Dabei steht zunächst vor allem das Aussehen der Teilnehmer im Vordergrund und der Tiefsinn entwickelt sich erst später. Einen neuen Ansatz wählt das RTL-Format "Are You the One", das bereits mit zehn - wissenschaftlich perfekten - Paaren startet, jedoch wissen die Teilnehmer nicht, wer ihr "Perfect Match" ist. Ab 6. Mai wird wohl auch dieses Format die Zuschauer begeistern.
Zuschauer versetzen sich in Lage der Dating-Kandidaten
Denn wer sehnt sich nicht auch nach der grossen Liebe und möchte zumindest sehen, wie andere Menschen ihr gemeinsames Glück finden? Daneben bieten Dating-Shows aber auch einen hohen Unterhaltungswert, da die Kandidaten in solchen Formaten oftmals über eine sehr extrovertierte Art verfügen und nur wenig unversucht lassen, um bei ihrem Traumpartner zu landen. Zwar mag die eine oder andere Situation in diesen Formaten negative Emotionen hervorrufen, letztlich ist Unterhaltung aber ein weiter Begriff.
Der Zuschauer selbst versetzt sich dabei gerne in die Lage der Teilnehmer. "Menschliche Gehirne sind sehr gut darin, sich in andere Situationen und Personen hineinzuversetzen. Bei so einer Dating-Show würdest du dir auch überlegen: 'Wie würde ich da reagieren?'", erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck beim "Deutschlandfunk". Dieser Vorgang wird als "Theory of Mind" bezeichnet. Der Zuschauer spiegele die Handlungen der Kandidaten auf sich selber und auch daher seien solche Formate erfolgreich, meint Beck.
Dating-Shows bieten besonderen Anreiz
Ausserdem sucht der Zuschauer auch eine Art von "Fahrplan" für die eigene Suche nach der Liebe. Laut Medienwissenschaftlerin Claudia Töpper stellt sich der Zuschauer unter anderem folgende Fragen: "Wie verhalte ich mich richtig in der Liebe und in Paarbeziehungen? Wie flirte ich richtig? Wie ziehe ich mich richtig an? Wie drücke ich Emotionen glaubwürdig aus?" Allerdings ist nicht jeder Teilnehmer ein Vorbild in dieser Hinsicht, wie einige verbale und auch körperliche Entgleisungen zeigen.
Ein weiterer Punkt für den Erfolg der Dating-Shows ist der besondere Anreiz, dass man als Zuschauer in Situationen dabei sein kann, die normalerweise nicht öffentlich für jedermann zugänglich sind. Zum Beispiel, wenn sich zwei Personen näher kommen. So befriedigen Dating-Shows auf ihre Art und Weise auch den Voyeurismus, der in jedem von uns schlummert.
Wenn also nun gefragt wird, warum die Dating-Shows auf verschiedenen Sendern oder Plattformen so erfolgreich sind, liegt das an mehreren Gründen, die aber zumeist mit dem menschlichen Verhalten der Zuschauer zu begründen sind. So wird die Erfolgsgeschichte wohl weiter anhalten und die Liebe ein Stück weit revolutioniert.
Verwendete Quellen:
- DeutschlandfunkNova: Warum Dating-Shows wie "Love is Blind" so gut funktionieren
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