Am Montag ermittelt Armin Rohde zum vierten Mal als Hauptkommissar Fredo Schulz. Im neuen Fall "Der gute Bulle – Heaven Can Wait" wird er mit einer niederschmetternden Diagnose konfrontiert.

Ein Interview

Im Interview mit unserer Redaktion spricht der 69-jährige Schauspieler über die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen, Angriffe auf Hilfskräfte wie Feuerwehr oder Sanitäter und die Verbreitung falscher Narrative.

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Herr Rohde, als bekannter Schauspieler sind Sie es gewohnt, fotografiert zu werden. Manchmal fotografieren Sie aber auch die Fotografen, etwa zuletzt beim Deutschen Fernsehpreis. Warum drehen Sie den Spiess so gerne um?

Armin Rohde: Es ist tatsächlich zu einer Gewohnheit geworden. Meine Leica habe ich immer dabei, sie ist eine meiner schönsten Körperteile (lacht). Ich schiesse schon seit einigen Jahren gerne zurück. Vielleicht werde ich meinen geplanten Bildband, der diese ganzen Fotos enthalten soll, daher auch "Zurückgeschossen" nennen. Aber mal schauen, ob das wirklich so ein guter Titel ist.

Wären Sie gerne Fotograf geworden, wenn es nicht für eine Schauspielkarriere gereicht hätte?

Das weiss ich nicht, aber ich fotografiere schon seit den 70er-Jahren. Wobei ich mehrere Jahrzehnte pausiert habe, nachdem mir meine Kameraausrüstung beim Trampen in den USA gestohlen wurde. Seit ein paar Jahren bin ich nun wieder ernsthaft dabei und mache dann auch gerne das eine oder andere Foto von meinen Kollegen.

Armin Rohde über Influencer: "Nicht so ganz meine Welt"

Kennen Sie eigentlich heutzutage noch all die Promis, die Ihnen auf den roten Teppichen begegnen – sofern sie nicht gerade Iris Berben oder Uwe Ochsenknecht heissen?

Bei der Studiobegehung vor dem Deutschen Fernsehpreis habe ich Namen auf den Platzhaltekarten entdeckt, die ich noch nicht gehört hatte. Das waren dann vor allem Influencer. Das ist ehrlicherweise nicht so ganz meine Welt. Möglicherweise möchte man damit erreichen, dass junge Menschen weiterhin den Fernseher einschalten.

Am Montag werden wieder Millionen Menschen den Fernseher einschalten, um Sie als Fredo Schulz in "Der gute Bulle" zu sehen (25.11., 20.15 Uhr im ZDF). In dem Film "Heaven Can Wait" wird der Hauptkommissar mit der Diagnose Darmkrebs konfrontiert. Entspricht es auch Ihrer Mentalität, dass diese schlimme Nachricht ihn nicht davon abhält, seinem Beruf weiterhin wie gewohnt nachzugehen?

Grundsätzlich vergleiche ich mich nie mit den Figuren, die ich spiele. Das habe ich bei den über 200 Figuren, die ich am Theater oder in Filmen verkörpern durfte, noch nie getan. Dennoch bin ich sicherlich auch jemand, der dranbleibt. Aber die Vorstellung zu wissen, dass ich nur noch einen Tag zu leben hätte, ist sehr romanhaft. Für mich ist das Hollywood. Ich denke, ich würde es ganz anders machen.

Armin Rohde, was würden Sie machen, wenn Sie nur noch einen Tag zu leben hätten?

Wie würden Sie es angehen?

Wir wissen ja alle gar nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt. Demzufolge müssten wir eigentlich heute damit anfangen, so zu leben, als wäre es der letzte Tag unseres Lebens. Doch dieser Satz "Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter" hat etwas sehr Heroisches. Wenn ich plötzlich ein so vernichtendes Urteil vom Arzt bekommen würde, glaube ich nicht, dass ich dadurch schon zum Helden werden würde. Ich würde auch nicht über die Mittel verfügen, um psychisch, körperlich und ökonomisch sagen zu können, dass ich ab heute alles anders mache. So etwas passiert nur im Roman und im Film. In diesem Sinne verhält sich Fredo Schulz eigentlich unheroisch, indem er einfach das weitermacht, was er am besten kann: nämlich Polizist sein, Bulle sein. Ein Bulle ist ein Bulle. Besser weiss er es nicht und besser kann er auch nicht.

Fredo Schulz sagt in dem Film: "Normalerweise gehe ich nur zum Arzt, wenn was anliegt." Gehen Sie denn zur Vorsorge?

Bei diesem Satz war mein erster Gedanke: Das ist typisch Mann! Wir Schauspieler werden von Berufs wegen ohnehin zum Versicherungsarzt geschickt. Zumindest ab einer gewissen Rollengrösse ist das der Fall. Wir müssen tatsächlich mehrmals im Jahr den Arzt aufsuchen und lernen daher auch, ein besonderes Augenmerk auf unsere Gesundheit zu werfen. Der Körper ist das Instrument, mit dem wir arbeiten und unser Geld verdienen. Aber auch unabhängig von meinem Beruf befinde ich mich aktuell in so einer Phase, in der ich mich durchchecken lasse. Ich werde nächstes Jahr 70 und würde schon noch gerne eine ganze Weile in dieser Welt mitmischen.

"Heaven Can Wait" gilt auch hier. Der neue Fall führt Hauptkommissar Schulz ins Clan-Milieu. Muss eine Krimireihe, die in Berlin spielt, zwangsläufig irgendwann eine Clan-Geschichte erzählen?

Es ist kaum zu vermeiden, denn die Clan-Kriminalität in Berlin ist wirklich extrem. Es wäre falsch, nicht darüber zu reden. Diese Clans sind bestimmten Kulturkreisen zuzuordnen. Aber man tut allen anderen Menschen aus diesem Kulturkreis keinen Gefallen, wenn man diese traurige Entwicklung nicht klar benennt. Je präziser man das macht, desto weniger Raum gibt man denjenigen, die sie mit faschistoiden, rassistischen Absichten für sich instrumentalisieren. Und damit sind wir auch schon bei der Frage, wie Narrative entstehen und wie diese verstärkt werden.

Wie beantworten Sie diese Frage?

Ich habe das Gefühl, dass Narrative in unserer Gesellschaft immer noch nicht ernst genug genommen und nicht vollständig begriffen werden. Wenn junge Menschen überwiegend die AfD wählen, hängt das mit den Narrativen zusammen, die diese Partei in den vergangenen Jahren etabliert hat. Man spaltet und wiegelt Menschen gegeneinander auf, denn sonst hat die AfD auch gar nichts anzubieten und nichts vorzuweisen. Wer sich das Programm von denen durchliest, wird erschüttert sein, wie wenig die für ihre Wähler vorhaben. Und es wird einfach nicht begriffen.

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"Behauptungen müssen verifiziert werden."

Wer trägt daran eine Mitschuld?

Auch über weite Teile der Presse bin ich ehrlich gesagt entsetzt. Einige machen aus den dümmsten Sprüchen sogar noch Titelzeilen. Statt zu wiederholen, "Immigranten aus Haiti essen Hunde und Katzen", müsste da stehen, dass ein alter Mann in den USA wieder einmal Dünnpfiff erzählt hat. Er wusste genau, dass es aufgenommen wird. Nichts anderes war sein Plan. Viele Journalisten sagen, dass man ja beide Seiten anhören müsse. Nein. Wenn einer sagt, dass es regnet und der andere sagt, dass es nicht regnet, dann ist es nicht die Aufgabe des Journalisten zu schreiben: "Der eine meint, dass es regnet und der andere meint, dass es nicht regnet."

Sondern?

Als Journalist gehst du raus und guckst, ob es regnet. Behauptungen müssen verifiziert werden.

Richtig, die Faktenprüfung ist elementar – zum Beispiel auch rund um das kontroverse Thema Polizeigewalt. Fredo Schulz sagt im Film: "Ein Bulle ist für die Leute ein Mülleimer." Teilen Sie diesen Eindruck?

Da mein Bruder (Uwe Rohde; Anm. d. Red.) und ich während der Dreharbeiten häufig mit Hilfskräften zu tun haben, weiss ich, dass körperliche Übergriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter leider zunehmen. Und das geht absolut nicht. Aus meiner Sicht brauchen Hilfskräfte einen stärkeren Rückhalt. Polizisten müssen schon die Möglichkeit haben, Kriminelle, die gegen diese elementaren Regeln des Zusammenlebens verstossen, deutlich in die Schranken zu weisen. Wenn das nicht passiert, kann ich verstehen, wenn Polizisten frustriert sind. Das rechtfertigt keine Polizeigewalt, aber Polizisten müssen mit einer gewissen Autorität ausgestattet werden.

Warum Feuerwehrkräfte und Sanitäter angegriffen werden, ist mir unbegreiflich. Die kommen wirklich nur, um zu helfen. Ich habe in meinem Leben schon viele Rollen gespielt, aber in eine Person, die Helfer und Retter angreift, könnte ich mich nicht reindenken.

Sie schliessen aus, jemals eine Person zu spielen, die Hilfskräfte attackiert?

Also die Geschichte müsste mir erst einmal jemand schreiben, dass ich so jemanden wirklich überzeugend spielen könnte. Man könnte höchstens von einer Person mit einer Störung ausgehen. Aber jemanden zu spielen, der entweder aus Spass oder als Mutprobe Steine auf Feuerwehrleute und Sanitäter wirft, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Über den Gesprächspartner:

  • Armin Rohde ist ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher. Im Jahr 1992 hatte er in der Rolle des "Bierchen" in dem Kinofilm "Kleine Haie" seinen Durchbruch. Der Gladbecker wirkte in vielen bekannten Filmen mit, darunter "Der bewegte Mann", "Das Superweib" oder "Lola rennt". Rohde wurde unter anderem mit der Goldenen Kamera ("St. Pauli Nacht") und dem Adolf-Grimme-Preis ("Dienstreise – Was für eine Nacht") ausgezeichnet. Seit 2017 spielt er den Fredo Schulz in der Krimireihe "Der gute Bulle". 2022 war der Bruder des Schauspielers Uwe Rohde als "Goldi" bei "The Masked Singer" mit von der Partie.
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