Eine Stunde Interviews mit Arnold Schwarzenegger, Emilia Clarke und Jason Clarke zu "Terminator Genisys". Das klingt nach viel Zeit für interessante Gespräche. Ist es aber nicht - wie ich beim Termin im Adlon Berlin leicht ernüchtert feststellen muss.
Panel-Interviews sind Mist. Das weiss ich schon, bevor ich mich eine Stunde lang zusammen mit zehn Kollegen durch die Interviews mit
Ich bevorzuge Einzel-Interviews. Da hat man meist zwar nur fünf Minuten Zeit, aber mit einer vernünftigen Vorbereitung reicht das, um zwei, drei gute Zitate und mit etwas Glück sogar ein richtiges Gespräch zustande zu bekommen. Eben mehr als das typische PR-Gespräch, für das die Schauspieler geschult sind. Das war diesmal leider nicht drin.
Dann eben Panel-Interviews, bei denen die Journalisten in Gruppen auf die Schauspieler losgelassen werden. Und weil die Zeit drängt, sind die Gruppen dieses Mal besonders gross: Meine besteht aus insgesamt elf Personen. Das kann kaum gut gehen.
Es geht los mit Arnold Schwarzenegger. Die Presse-Dame betont vor dem Gespräch noch einmal zwei Dinge: Erstens besteht Arnie darauf, dass das Interview komplett auf Englisch stattfindet, zweitens haben wir exakt 18 Minuten Zeit, keine Sekunde länger. Wegen der Sprache gibt es etwas Unmut, aber zur Rechtfertigung bekommen wir noch einen Kollegen aus den Niederlanden in die Gruppe gesetzt - jetzt wären Fragen auf Deutsch unhöflich.
Plötzlich steht Arnold auch schon im Zimmer. Eindrucksvolles Auftreten, auch wenn er müde ist. Er schiebt es auf den Jetlag, weil er "Terminator Genisys" gerade weltweit bewerbe und vor zwei Tagen erst aus Australien eingeflogen worden sei.
Waren Sie überrascht, als Ihnen die Rolle des Terminators wieder angeboten wurde?
Schwarzenegger: Nicht überrascht, aber sehr glücklich. Mir war wichtig, dass das Buch stimmt und dass sie es schaffen, überzeugend einzubauen, wie ich als Roboter gealtert sein kann. Und das haben sie sehr clever hinbekommen.
Nach acht Jahren als Gouverneur von Kalifornien - ist da ein solches Filmprojekt ein Spaziergang?
Ich musste mich wieder reinarbeiten und habe davor mehrere kleine Projekte gemacht, bevor ich wieder in so einer grossen Produktion gelandet bin. Für mich ist der grösste Spass, sich hochzuarbeiten - am Gipfel zu sein, ist leicht, der Weg dorthin ist die Herausforderung.
Das Stichwort "Gouverneur" nutzt Schwarzenegger, um seine Erfolge als Politiker herauszustellen: Massnahmen zum Umweltschutz und ein Gesetz, das Firmen verpflichtet, verständliche Aufdrucke und Anweisungen auf Medikamenten-Verpackungen anzubringen. Alles recht schön, aber für uns eigentlich weniger relevant.
Hat Ihnen die Schauspielerei gefehlt, als Sie Politiker waren? Und fehlt Ihnen jetzt die Politik?
Als Politiker bin ich auch jeden Tag gefilmt worden. (Ein Kracher - grosses Gelächter bei den Journalisten.) Nein, mir hat die Schauspielerei nicht gefehlt. Ich war so beschäftigt, dass ich gar keine Zeit hatte, mir darüber auch nur Gedanken zu machen.
Können Sie sich ein Comeback als Politiker vorstellen?
Das Amt, das mich interessieren würde, kann ich nicht erreichen, weil ich nicht in den USA geboren wurde. (Wieder ein Lacher - Präsident der USA will er also werden.)
Sind Sie die Verkörperung des amerikanischen Traums?
Ohne Zweifel, ja!
Ist Amerika immer noch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten?
Auf jeden Fall. Und der grösste Vorteil ist, dass die Leute in den USA nicht so neidisch auf die Erfolge anderer sind. Wenn du da jemandem sagst, dass du Millionär bist, dann zerkratzt er dir nicht gleich aus Neid dein Auto. Du wirst für deine Erfolge gefeiert. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als das Haus, das ich für 200.000 Dollar gekauft hatte, plötzlich einen Marktwert von 1,4 Millionen Dollar hatte. Ein Freund von mir sagte: "Arnold, du bist jetzt Millionär" - und er gratulierte mir. Meine ganzen Freunde aus dem Fitnessstudio freuten sich für mich und haben mich gefeiert. In Europa würdest du gar nicht darüber sprechen, dass du Geld hast.
In welcher Sprache träumen Sie? Deutsch oder Englisch?
Beides. Wenn ich wach bin, dann denke ich alles, was mit Sprache zu tun hat, auf Englisch und alles, was mit Zahlen zu tun hat, auf Deutsch.
Das war es dann auch schon. Die PR-Dame ist leicht genervt, weil wir um eine Minute überzogen haben. Jason Clarke, der den John Connor spielt, steht schon in der Tür und macht sich für die Interviews bereit. Aber zuerst gibt er Schwarzenegger eine herzliche Umarmung. Die Premierenparty war wohl hart: Clarke wirkt schwer verkatert und etwas wacklig auf den Beinen. Arnold habe nach der Party seine Zigarren ausgepackt und die beiden scheinen noch einen draufgemacht zu haben. Schwarzenegger schnappt sich die Sonnenbrille von Clarke - er habe sie in seinem Alter nach einer Feier nötiger. Zum Abschied gibt Arnie noch den Tipp, wir sollten Clarke fragen, ob er sich manchmal zu Hause wie ein Sklave fühle. Mal schauen, ob wir das unterbekommen ...
Mister Clarke, wie geht es dem Kater?
Jason Clarke: Es ist okay. Arnold ist unglaublich, oder? Er trifft sich mit Gorbatschow und im nächsten Moment unterhält er sich mit dir über Schuhe.
Waren Sie nervös, als Sie ihn das erste Mal getroffen haben?
Natürlich. Das ist Arnold Schwarzenegger! Er ist der grösste Filmstar der Welt. Vielleicht einer der wenigen echten Filmstars, die es noch gibt.
War er für Sie auch Vorbild als Schauspieler?
In gewisser Weise schon. Es kommt immer darauf an, um welchen Aspekt es geht. Daniel Day Lewis ist ein grosser Künstler, Gary Oldman ist mein Lieblingsschauspieler. Arnold ist eine andere Art von Schauspieler. Aber seine Karriere ist bewundernswert. Er hat es geschafft, in verschiedenen Genres erfolgreich zu sein. In der Hinsicht ist er auf jeden Fall ein Vorbild.
Hat es Spass gemacht, ihn im Film zu verprügeln?
Das war toll! Arnold ist ein Profi, mit dem man gut arbeiten kann. Er kennt sich bei Kampfszenen aus und hilft dir, dass du richtig stehst und dich richtig bewegst.
Wie ist es, wenn man sich auf der Leinwand neben Schwarzenegger sieht?
Ich habe den Film noch nicht gesehen. Ich war gestern zu müde, um mir den Film anzuschauen, und vor der Premiere war er noch nicht fertig. Haben sie die deutsche Version gezeigt? Mit Untertiteln oder synchronisiert?
Synchronisiert.
Das wäre lustig gewesen. Es ist immer lustig, sich in anderen Sprachen zu sehen. Meine japanische Stimme ist der Knaller. Die französische kenne ich auch, der redet deutlich höher als ich. Ich denke mir dann immer: "Verdammt, sprich tiefer!" Auf Spanisch finde ich mich auch lustig. Schade, meine deutsche Version hätte ich gerne mal gesehen.
Der Anfang war lustig, jetzt kommt der PR-Teil. Clarke hatte immer davon geträumt, in einer grossen Produktion wie dieser mitzuspielen, die Geschichte gefällt ihm, die Maschinen, die unser tägliches Leben bestimmen, sind furchteinflössend. Die Produzenten sind gut und so weiter. Währenddessen fährt er sich ununterbrochen übers Gesicht, reibt sich die Augen, wackelt auf dem Stuhl hin und her. Er sehnt sich sichtlich nach einer Pause. Die bekommt er aber erst, wenn er das hier durchgestanden hat.
Welcher "Terminator"-Film gefällt Ihnen persönlich am besten?
Die ersten beiden. Der erste war der Wahnsinn, und dann haben sie es geschafft, das mit der Fortsetzung noch zu toppen. So wie "Der Pate" es hinbekommen hat.
Die Frage von Arnold ist noch offen: Fühlen Sie sich zu Hause wie ein Sklave?
Ich glaube, jeder Mensch ist auf seine Art versklavt - das ist frustrierend. Was Arnold aber meinte, ist, dass er mich mal zu sich eingeladen hat und ich absagen musste, weil meine Schwiegermutter gerade in der Stadt war und sie mir das nie verziehen hätte. Das fand er wahnsinnig lustig.
So viel von Jason Clarke. Der muss jetzt noch eine Runde durchstehen, dann darf er sich schlafen legen. Weiter geht es mit
Miss Clarke, wie war es, mit Arnold Schwarzenegger zu filmen?
Es war toll. Er ist so ein grossartiger Kerl. Er bringt eine Professionalität ans Set, sodass man sich gut aufgehoben fühlt. Er hat so viel erreicht und ist dabei so bescheiden geblieben.
Er war also tatsächlich eine Art Beschützer?
Ja, das passt zur Handlung des Films.
Planen Sie Ihre Karriere in Hinblick auf das, was Sie erreichen wollen?
In einem Beruf wie der Schauspielerei ist es immer schwierig, etwas zu planen. Ich hatte das grosse Glück, dass ich kurz nach meiner Schauspielausbildung die Rolle in "Game of Thrones" bekommen habe. Ich will natürlich so viele unterschiedliche Rollen spielen wie möglich - da ist die Bekanntheit, die ich durch die Serie erreicht habe, natürlich nützlich.
Wissen Sie denn schon, ob Sie die nächste Staffel überleben?
Nein, ich weiss gar nichts. Das macht das Planen natürlich noch schwieriger.
Jetzt sind wir also bei "Game of Thrones" angekommen. Die Reaktionen der Kollegen lassen mir kaum Hoffnung, dass wir aus der Ecke wieder rauskommen. Es geht jetzt um ihre blonde Perücke, dank der sie auf der Strasse nicht erkannt wird, ihre plötzliche Berühmtheit und wie sie damit umgeht, überraschende Tode - die sie nicht so überraschend fand, weil sie die Drehbücher schon seit einer Weile kannte. Sie scheint in der Serie auch irgendeine Art von Geheimsprache zu benutzen - die sie aber nicht fliessend beherrscht. Der Kollege aus Kroatien packt jetzt seine Heimat-Fragen aus. Welche Orte in Kroatien sie besucht hat, was ihre kroatische Leibspeise ist, ob sie kroatische Wörter gelernt hat. Für den Rest ist das nicht wirklich interessant. Musik mag Frau Clarke auch - Wahnsinn!
Vertrauen Sie der Technologie, die Sie täglich benutzen?
Ich glaube, es sind die Leute hinter der Technologie, vor denen wir uns hüten sollten. Die könnten eine grössere Bedrohung darstellen. Ich habe keine Angst davor, dass mein iPhone plötzlich versucht, mich zu töten.
Googlen Sie sich selbst?
Nein, auf keinen Fall. Ich habe das gemacht, als die erste Staffel von "Game of Thrones" rauskam und es seitdem gemieden. Auf tausend nette Kommentare kommt ein fieser - und das ist der, der hängen bleibt.
So viel von Emilia Clarke - ein resoluter Presse-Mensch unterbricht das Gespräch. Das war es dann von den Panels. Was haben wir gelernt? Die drei finden den Film - den sie hier bewerben - gut, mit Arnold Schwarzenegger kann man anscheinend gut feiern und Jason Clarke kann auch verkatert amüsante Interviews geben. Nach dem Interview treffe ich dann noch zufällig den Schauspieler JK Simmons, dessen Interviewrunden abgesagt wurden, weil er angeblich schon wieder auf dem Weg in die USA ist. Damit scheint immerhin die Frage entschieden, wer den grössten Kater an dem Tag hatte.
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