Statt in der grossen Liebe zu schwelgen, brüllen sich die Kandidaten von "Bachelor in Paradise" im Finale lieber an. Denn zurück in Deutschland fällt einigen der Männer auf: Ups, sie haben ja schon eine Freundin.
Das Finale bei "Bachelor in Paradise" läuft normalerweise nach dem gleichen Schema wie alle anderen Sendungen des Kuppel-Franchises ab: Die verbliebenen Paare gehen auf ein sogenanntes "Dream-Date" und treten sich in der Nacht der Rosen gegenüber. Dann fassen sie sich an den Händen, schauen sich tief in die Augen und schwören sich die grosse Liebe bis in alle Ewigkeit.
Oder zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie feststellen, dass ihr Gegenüber ohne einen Prosecco-Tankwagen vor der Tür und einem 24-Stunden-Stylisten-Team ganz anders aussieht.
Garniert wird das mit einem Zusammenschnitt der "Highlights" der vergangenen Staffel.
Doch in diesem Jahr ist alles ein wenig anders. Die übliche Nachbetrachtung mit
"Bachelor in Paradise"-Finale: Dream-Dates sind nur Nebensache
Die traumhaften Dates der ach so verliebten Paare sind nur Nebensache. Sie laufen sowieso alle gleich ab: Boot fahren, fummeln, essen, fummeln, zusammen übernachten, fummeln, wieder essen. Nur der Vollständigkeit halber:
Doch das alles ist sowieso nur die Ouvertüre zum grossen Krawall, mit dem RTL die zweite Staffel beenden will. Was auch daran liegen dürfte, dass die Quoten von "Bachelor in Paradise" in diesem Jahr so schlecht waren wie noch bei keiner der Sendungen aus dem Dating-Fuhrpark des Senders.
Los geht es mit Filip Pavlovic, der die Ankündigung seines Rückblicks mit den Worten kommentiert: "Wie oft wollt ihr denn noch reinschauen?" Bis einer heult natürlich. In dem Fall Jade Übach, die geladen bis in die letzte Extension ist und nur mit Mühe ihre hochoptimierte Auslegeware im Zaum halten kann.
Der Hamburger habe die ganze Zeit über eine Freundin gehabt, klagt sie ihn mit zitternder Stimme an. "So ein verlogenes Stück Scheisse!", schallt es vom Kandidaten-Mob hinter ihm herab, der beim Begriff "Reality-TV" offenbar davon ausgeht, dass es sich dabei nicht um eine ausgedachte Realität handele.
Im Trash-TV gilt: Im Zweifel gegen den Angeklagten
Den Beweis für Filips Schuld soll seine Freundin-oder-vielleicht-doch-nicht-Freundin selbst erbracht haben: Sie erzählte es irgendjemanden auf irgendeiner Party. Hat Jade gehört. Ein wasserdichter Beweis also. Im Trash-TV gilt schliesslich: Im Zweifel immer gegen den Angeklagten. Filip ringt um Worte: "Warum wisst ihr alle Informationen besser als ich?", klagt er. Ganz einfach: Weil RTL das Drehbuch schon vorher kennt.
Was wohl auch für die grosse Romanze gilt, die in dieser Staffel von "Bachelor in Paradise" denjenigen das Zuschauer-Herz erwärmte, die irgendwo in ihrem auf Durchzug stehenden Resthirn noch glauben, hier könne sich wirklich jemand verlieben.
Die Rede ist natürlich von Natalie Stommel und Michi Bauer. Die waren von der ersten Folge nicht zu trennen, ganz ohne Drama und Streitereien, sprich sie waren in Trash-TV-Kategorien strunzlangweilig.
Zumindest bis Michi kurz vor dem Finale einfiel, dass in Deutschland noch eine andere Frau auf ihn wartet. Aber das kann einem ja mal kurz entfleuchen, wenn wochenlang der Grundpegel dauerhaft irgendwo zwischen Malle und Oktoberfest steht. Für das Finale von "Bachelor in Paradise" sollte sicher alles geklärt sein.
Natalie: "Die ganzen Dates sind wertlos"
Ist es auch. Nur nicht so, wie es sich Natalie vorgestellt hat. Bei der Rückblende ihres Dream-Dates wird sie immer wieder am unteren Bildrand eingeblendet und schaut dabei, als bekäme sie in genau diesem Moment eine Wurzelbehandlung verpasst. Ohne Betäubung. Mit einer handelsüblichen Bohrmaschine aus dem Baumarkt.
Als Michi schliesslich reinkommt, gibt es keine Umarmung, keinen Kuss, nicht einmal ein "Hallo". Stattdessen rutscht sie ein Stück auf der Couch davon. Einen Tag nach der Rückkehr in Deutschland habe sie eine SMS bekommen, dass Michi jetzt mit jener anderen Frau zusammen sei, erzählt sie. Danach habe sie nie wieder etwas von ihm gehört. "Die ganzen Dates sind wertlos", schiebt sie noch hinterher.
Ein Raunen geht durch die Reihe der Kandidaten auf der Tribüne. Michi versucht sich zu erklären, er hat sich nichts vorzuwerfen, so zumindest seine Meinung. Die Frauen haben sich schliesslich astrein abgewechselt, alles tippi toppi.
Da rasten die Alpha-Männer hinter ihm aus und beginnen ihn anzubrüllen. Serkan Yavuz klagt an, schon im Flieger habe Michi gesagt: "Natalie sei Geschichte." Der wiederum droht, den WhatsApp-Verlauf der beiden zu veröffentlichen. Was erwartet uns dort für ein dunkles Geheimnis? Etwa eine korrekte Interpunktion?
Aurelio Savina redet sich in Rage wie Michel Friedman in seinen besten Zeiten und wiederholt immer wieder: "Hattest du eine Freundin?" - "Hattest du eine Freundin?" - "Hattest du eine Freundin?" In höchster Not keift Michi zurück: "Wir sind doch alle jung! Habt ihr nichts am Laufen?"
Und man weiss gar nicht, wen man jetzt mehr bemitleiden soll: Michi, der verstanden hat, dass der grösste Arsch die meiste Sendezeit bekommt, koste es was es wolle, oder der Rest, der wirklich glaubt, bei "Bachelor in Paradise" gebe es noch einen Rest Anstand.
Erst kommt die alte neue Freundin, dann auch noch der nächste Bachelor
Da aber bekanntlich immer noch ein bisschen mehr geht, kündigt Frauke Ludowig noch einen Beitrag mit Michis neuer, alter, Ex oder auch nicht Freundin an. Darin kuschelt sie sich an ihn, sie krault ihn zärtlich und berichtet von ihrer grossen Romanze. Wie sie sich bei Instagram kennengelernt haben. Aber definitiv kein Paar gewesen seien. Und er sie dann aus dem Nichts heraus abserviert habe. Die Gefühle seien einfach "zu intensiv" gewesen, so seine Erklärung.
Eine Woche später erfuhr sie, dass er an "Bachelor in Paradise" teilnimmt. Natürlich nicht von ihm, sondern per Instagram. Sie weint, fasst sich dann wieder und erklärt trotz allem: "Er ist einfach mein Traummann." Jeder wünscht sich schliesslich einen Partner, der einen jedes Mal sitzen lässt, wenn ein wenig Sendezeit winkt.
Und wie aufs Stichwort erscheint dann auch noch der neue Bachelor Sebastian Preuss, der bereits in drei Wochen die nächsten Frauen auf RTL zum Heulen bringen will. Alt-Rosendealer Paul Janke schiebt sich mit ins Bild und rät ihm, "authentisch" zu sein. Nach dem, was der Preuss hier gerade in den letzten zwei Stunden mitansehen musste, kann man ihm nur wünschen: Alles, nur das nicht. Alles, nur das nicht.
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