So geht Recycling: Wozu denn die ganzen gebrauchten "Bachelor"-Kandidaten ungenutzt in ihren alten Jobs rumliegen lassen – die sind doch noch gut! Das dachte sich wohl RTL und lud am Mittwochabend die einst Verschmähten und Verschmähenden zum erneuten Liebesstelldichein nach Thailand. Trashfernsehen-Herz, was willst du mehr.
Nun sollte man meinen, dass die bisherigen "Bachelor"-Unterkünfte schon ziemlich paradiesisch waren. Traum-Villa, Traum-Pool, Traum-Strände, Traum-Landschaft und obendrein gab's einmal die Woche ein neues Rosengesteck vom Floristen.
Nicht die grosse Liebe gefunden
Wenn also bisher diese ganze Traum-Atmosphäre nicht gereicht hat, um aus scheu Verliebten ein veritables Langzeit-Paar zu machen, dann muss man eben noch eine Schippe drauflegen. Also schickt RTL ein gutes Dutzend "Bachelor"- beziehungsweise "Bachelorette"-Mitspieler in ein Luxus-Ferien-Ressort mit Strand, Gartenbar, Pool und allem Zipp und Zapp. Oder wie es "Bachelorette"-Teilnehmer Domenico formuliert: "Die Villa? Unnormal geil!"
Allen geladenen Gästen ist gemeinsam, dass sie bei einer der "Bachelor"-Staffeln teilgenommen, aber nicht die grosse Liebe gefunden haben. Dementsprechend verläuft das gegenseitige Vorstellen der Kandidaten nach dem immer gleichen Muster: "Hallo ich bin die Dingenskirchen aus der "Bachelor"-Staffel 20XX mit dem Sowieso als Bachelor."
Willst du mit mir gehen?
Und so füllt sich nach und nach das "Paradies" mit allerlei Liebe-Suchenden aus den Tattoo-, Fitness-, und Nagelstudios zwischen Kiel und Garmisch-Partenkirchen. Am Ende verschlägt es zur Auftaktfolge am Mittwochabend sechs Herren und acht Damen ins Paradies und die ungleiche Truppenstärke hat seinen Grund.
Auch bei "Bachelor in Paradise" gehört das Rosenverteilen zum guten Ton, nur hat man sich diesmal eine Raffinesse einfallen lassen. Am Ende jeder Folge verteilen entweder die Herren Rosen oder die Damen. Wer keine Rose bekommt, darf zuhause nach der Liebe suchen. Das hat in der Praxis so ein bisschen den Charme des "Willst du mit mir gehen?"-Zettelschreibens in der Schule.
Apropos "Willst du mit mir gehen?": Da hat sich jeder so seine ganz eigene Begründung für den Trip nach Thailand zurechtgelegt: "Dadurch, dass ich mich schon einmal verliebt habe im Fernsehen, glaube ich daran, dass es ein zweites Mal passieren kann", erklärt beispielsweise Erika, warum sie der Einladung Folge geleistet hat.
Sympathie-Konstellationen
Und nachdem man sich in den ersten Tagen so ein bisschen zurecht geruckelt hat, ergibt sich dann nach Folge eins folgende Sympathie-Konstellation: Pam und Philipp mögen sich. Erika findet maximal den Philipp gut, Christian hingegen mag Evelyn und Saskia. All die anderen Damen mögen die Saskia aber nicht. Dafür mag Oliver alle Frauen, was die Carolin nicht gut findet und Yeliz hat mit all dem sowieso nichts am Hut.
Wer wen mag oder nicht und welches Paar am Ende bei dem ganzen Zirkus herauskommt, interessiert wie bei den herkömmlichen "Bachelor"-Formaten natürlich auch hier einen toten Friseur und das weiss auch RTL. Auch wenn ernsthaft so getan wird, als ob es hier um das wirkliche Suchen und Finden der Liebe geht, konzentrieren sich die Herren und Damen von Regie und Schnitt natürlich viel mehr auf all das, was dazwischen passiert.
Carolin und Oliver kennen sich
In der Auftaktfolge ist das die Hintergrundgeschichte zwischen Carolin und Oliver. Oliver war seinerzeit Bachelor und gab Carolin im Finale einen Korb. Das erneute Aufeinandertreffen setzt Carolin ein wenig unter Druck, während Oliver mit der Situation gelassener umgeht und das umsetzt, weswegen er vermeintlich angereist ist, nämlich andere Damen kennenzulernen.
Das wiederum missfällt der einst verschmähten Carolin, was sie auch an der einen oder anderen Stelle öffentlich macht: "Ich geh' pinkeln. Vielleicht auch kotzen." Da weder Oliver noch Carolin, sondern Lina und Erika in der Auftaktfolge gehen mussten, wird RTL diesen Handlungsstrang also sicher weiter verfolgen.
Ansonsten hat RTL auch bei "Bachelor in Paradise" Wert auf die richtigen Zutaten für ein formidables Trash-Format gelegt. Mit Evelyn und Domenico hat die Produktion zwei Spassvögel an Bord geholt, die gemeinsam in die unendlichen Weiten der deutschen Sprache vordringen und Sätze entdecken, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat: "Du siehst so schön durchblutet aus."
Genau das gleiche Gegockel
Dazu gibt es die unnahbare Yeliz, die bei den Damen äusserst unbeliebte Saskia, den bei den Damen äusserst beliebten Philipp und so weiter und damit immer schön Schwung drin bleibt, werden die Lücken, die die Rausgewählten hinterlassen, immer wieder mit neuen Kandidaten aufgeschüttet.
So ist "Bachelor in Paradise" genau das gleiche Gegockel, Gegacker, Gezank und Geblubber wie die Original-Versionen auch. Für alle Trash-Fans tatsächlich ein Paradies.
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