Die Frauen müssen sich anstrengen, der Bachelor darf sich zurücklehnen und geniessen – und anschliessend mit strengen Worten die Frauen zu noch mehr Leistung anstossen. Aber plötzlich ist da eine Frau, die will, dass sich der Bursche selber auch bemüht – wo soll das nur hinführen?

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Genzel dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Zum ersten Mal erlebt Joel Marija völlig entfesselt", spricht der Erzählbär hochdramatisch, hörbar stolz auf den gelungenen Wortwitz. Marija, von der uns der Sender stets so eifrig berichtet, wie sehr sie auf Fesselspiele steht, zeigt sich entfesselt! Her mit dem Champagner!

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Tatsächlich gibt die schöne Frau dem nicht minder schönen Bachelor in der dazugehörigen Szene ordentlich Gas. Stein des Anstosses: Joel hat bei einem Doppeldate mit Marija und Julia die übliche "Gib so viel preis von dir, wie du kannst"-Forderung geäussert, wie es jeder Bachelor seit Erfindung des Fernsehens rituell machen muss.

Marija geht als Antwort auf Konfrontationskurs: "Warum soll ich mich dir gegenüber öffnen, wenn du dich mir gegenüber nicht öffnest?" Joel spielt den Ball zurück: "Einer muss den Anfang machen." Das lässt Marija noch weniger auf sich sitzen: "Ich habe den Anfang schon gemacht, aber du ziehst dich zurück."

Da kann Joel noch so buddhistisch lächeln: Solche Rüpelei ist ihm in seiner schönen Sendung noch nicht untergekommen. Die heisst ja schliesslich "Der Bachelor" – und nicht etwa "Die Wohlgestalt, die in ihrem jugendlichen Ungestüm das Reality-TV-Format revolutionieren will, sagt dem Bachelor, wo es langgeht".

Joel muss also in sich gehen, ob er nicht doch lieber ein gehorsameres Weibchen an seiner Seite möchte. "Ich muss mir überlegen, ob ich damit klarkomme in Zukunft", kündigt er seine Bedenkzeit an.

Und die anderen?

Zum Glück hat Joel ja noch andere Haltestellen, die er auf seiner Reise ins Glück abklappern kann. Beispielsweise die elegante Romy, die er zum entspannten Dinner einlädt. Romy wird mit ihrem exotischen Aussehen gern "Kleopatra" genannt – so eine hübsche Nase! – aber einen Vorkoster für den Kuss bringt sie trotzdem nicht mit.

Mit Dragana, Céline und Daria begibt sich Joel auf eine Bootsfahrt, bei der die Damen ihn verführen dürfen. Céline probiert es mit süssen Früchten: Sie reisst einer jungfräulichen Banane die Hülle vom Leib und verfüttert sie an den hungrigen Bachelor. Ihm gefällt's.

Die anderen beiden haben weniger Glück. Dragana probiert es mit einer Rückenmassage. "Ein Mann spürt in dem Moment, ob es zwischen ihm und einer Frau passt", wird Joel am Ende der Show sagen – aber offenbar dürfte Dragana zu sanft geknetet haben: "Leider habe ich in dem Moment zu wenig gespürt", seufzt Joel und schickt sie heim.

Daria probiert es psychologisch: "Ich kann nicht jedes Mal, wenn ich dich sehe, in Drama ausbrechen und weinen", erläutert sie den Unterschied zwischen sich und den anderen Kandidatinnen – und bricht daraufhin in Tränen aus. Geschickte Taktik: Wenn der Bachelor verwirrt ist, will er sie vielleicht dabehalten, um sich Klarheit zu verschaffen.

Erst Krieg, dann Rose

Es geht aber nicht auf: Auch Daria wird am Ende gehen müssen. Zum Glück ist ihr Selbstbewusstsein nur minimal angeknackst: "Vor einigen Jahren wäre ich enttäuscht gewesen, dass ich schöne, gutaussehende, ausgebildete und intelligente Frau nicht von ihm gewählt wurde", erklärt sie.

Und Marija? Die wird von Joel bei der Nacht der Rosen schwer gerügt, wie sehr sie ihn vor den Kopf gestossen habe. Aber nach langer Ansprache strahlt er plötzlich und zückt doch noch eine Rose: "Du hast Recht gehabt!"

Sie lacht und wirft ihm böse Blicke zu: "Ich glaube, in diesem Moment hasse ich dich ein bisschen". Man kann das wohl als Vorspiel werten.

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