Folge drei von "Der Bachelor" und noch immer kein Kuss. Dafür verlassen immer mehr Frauen freiwillig die sinkende Rosen-Yacht. Während der Rest sich streitet, ob Unterschiede oder Gemeinsamkeiten wichtiger sind.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die dritte Folge des "Bachelors" startet mit zwei schwerwiegenden Sätzen von Rosenverramscher David Jackson: "Ich bin zu 110 Prozent dabei. Weil ich überzeugt bin, dass ich hier die Frau fürs Leben finden kann." Verehrte Leserinnen und Leser - finden Sie die Fehler! Abgesehen von den in dieser Staffel besonders unterirdisch ausgeprägten Mathefähigkeiten, wie viele Bachelors haben in dieser Show wirklich die Frau fürs Leben gefunden? Genau: keiner. Zu 110 Prozent.

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Lisa M. jedenfalls wirkt auch nicht, als wolle sie mit dem Bachelor mehr als die nächsten zehn Minuten ihres Lebens verbringen. Sie ist die Erste in Folge drei, die zum Einzeldate darf. Ihre Reaktion fällt nicht so aus, wie wir es von diesem Format gewohnt sind (Kreisch! Kreisch! Ich bin ja so aufgeregt! Ahhhhh!!!).

Stattdessen schaut sie am frühen Morgen so, als habe ihre Familie ihr gerade am Frühstückstisch erklärt, dass sie alle Schokoflocken aufgegessen hat. Den Toast. Das vegane Bio-Porridge. Selbst den drei Jahre alten Haferschleim, den Mutti ganz hinten im Kühlschrank vergessen hat. Am Ende weint Lisa M. auch noch. Sie sei zwar ein Morgenmensch, nur eben nicht heute. Wie sie zu anderen Uhrzeiten drauf ist, wollen wir uns gar nicht erst vorstellen.

Gute Laune und noch ein Abgang

Gut, dass der Bachelor ein so empfindsamer Typ ist. "Das hat meine Laune gar nicht getrübt, im Gegenteil", sagt er. Wer wünscht sich nicht einen Partner, der sich am Leid des anderen erfreut! Und damit das auch so bleibt, muss Lisa M. mit ihm Fitnessübungen machen, Müsli löffeln und über Mann, Frau und Kind sprechen. Dann doch lieber in den Pool, seit einigen Staffeln das subtile Zeichen für den erotischen Infight. Mehr als ein wenig umarmen ist mit Lisa M. allerdings nicht drin. Da hat wohl jemand sein Drehbuch nicht gelesen. So wie auch Lisa R., der nächste stille Abgang in dieser Staffel. Sie ist wegen "familiären Gründen" einfach nicht mehr da. Glück gehabt.

Weiter zum nächsten Date. Der Bachelor, Pardon, die Redaktion, hat sich diesmal etwas ganz Besonderes ausgedacht. Die Frauen müssen vorab einen Fragebogen ausfüllen. Die drei mit den meisten und die drei mit den wenigsten Übereinstimmungen dürfen mit dem Bachelor Bötchen fahren. Xenia, Henriette und Alyssa sitzen auf der ersten Yacht. Es ist offensichtlich die Fraktion "keine Gemeinsamkeiten". Auch in Ordnung. Auf dem Land leben? Nö. Kinder? Bloss nicht. "War schön mit euch", sagt der Bachelor im Anschluss an das Date, nicht ohne zu versichern, dass Unterschiede auch voll okay wären. Na dann: Tschö mit ö und Tschau mit au, auf Nimmerwiedersehen!

Dumm nur, dass das Gespräch mit Lisa M., Leyla und Giovanna, also der Topf-und-Deckel-Fraktion, genauso zäh ist. Da schwimmt Bachelor David lieber wieder zurück zu den Kinderhasserinnen und schnappt sich Xenia für ein Einzeldate. Der Höhepunkt dieses Rendezvous: Xenia outet sich als Handyzockerin. Der Bachelor findet das "lustisch". Wir nicht.

Wer nicht springt, verliert

Höchste Zeit, die Survival-Industrie in Mexiko zu subventionieren. Wo kämen wir denn hin, wenn nicht mindestens einmal pro Folge eine vollkommen hirnrissige Nischen-Sportart Sendezeit einnehmen würde! In diesem Fall ist es in einen wilden Strom springen und sich treiben lassen. Natürlich nur echt, mit einer Kandidatin, die schon beim geradeaus Gehen mehrfach stürzt. Als Rebecca dann auch noch von einem Felsen springen muss, brennen ihr die Synapsen durch. Sie weicht auf den kleineren Absatz aus und rutscht direkt wieder aus.

Endlich springt sie in den Fluss - natürlich mit Nase zu halten. Nichtsdestotrotz, das System funktioniert, Rebecca hat die Aufmerksamkeit des Bachelors. Und nutzt sie, indem sie ihm berichtet, wie sie in ihrer letzten Beziehung Gewalt erfahren hat. Nichts entfacht die Leidenschaft mehr, als beim ersten Date über Missbrauch zu reden. Der Bachelor findet es "voll schön".

Die Frauen haben derweil ganz andere Probleme. Giovanna ist sich sicher, dass der Bachelor in einer Beziehung Gegensätze bevorzugt. Ihre Kontrahentinnen behaupten das Gegenteil. Was nun? Eigentlich vollkommen wumpe, in der Nacht der Rosen will Giovanna das trotzdem klären. Sie habe sich "vorgeführt gefühlt", sagt sie. Gut, dass der Bachelor so ein verständnisvoller Typ ist. Er schaut irritiert, kramt in seinem Jackett und sagt immer wieder "Mmmmhhh", "Mmmhhh" und "Hmmmm". Seine Antwort nach diesem ausgiebigen Denkprozess: "Tut mir leid" und "Ist irgendwie unschön". Das reicht schon. Und uns auch.

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Eine geht freiwillig, zwei eher nicht

Um den Bachelor auf andere Gedanken zu bringen, erklärt ihm Jana in der Zwischenzeit ihren Beziehungsstatus. Haben Sie eine Minute? Neun Jahre liiert, geheiratet, vor einem Jahr getrennt, eigentlich sollten Sie schon geschieden sein, jetzt muss sie nach Südafrika vor Gericht… Der Bachelor unterbricht: "Du willst mir sagen, du bist eine verheiratete Frau." Bingo! Aber kein Ausschlusskriterium bei "Der Bachelor". Vor allem, wenn man in der Nacht der Rosen sieht, was sich sonst noch so alles in der Villa tummelt.

Yolanda beispielsweise stiert den Bachelor an, als wolle sie mit ihrem Blick sein limbisches System hypnotisieren. Giovanna dehnt mit ihren existenzialistischen Erkenntnissen fast schon den Rahmen von Zeit und Raum: "Kameraleute müssen echt die ganze Zeit durch die Kamera schauen", bemerkt sie scharfsinnig. Da kann sich Immanuel Kant mit seinem kategorischen Imperativ aber getrost verkrümeln.

Fiona jedenfalls ist das alles zu viel. Beziehungsweise nicht genug. Sie verlässt die Show freiwillig, direkt vor der Rosenvergabe. Es hat einfach nicht gepasst, keine Chemie, bereits einen Vertrag fürs Dschungelcamp unterschrieben, Sie wissen schon, das übliche. Der Bachelor nimmt es sportlich und befördert gleich zwei weitere Damen zurück in den heimatlichen Flieger. Meike erklärt sich ihr Ausscheiden mit einem Ausspruch des berühmten Influencers Sepp Herberger: "Das Runde ist leider nicht ins Eckige gekommen."

Auf dem Heimflug erklärt sicher jemand gern, wie das mit den Bienen und Blumen wirklich funktioniert. Manina, bisher mit einer Sendezeit von "wer blinzelt, hat sie verpasst" gesegnet, wollte den Bachelor bewusst nicht ansprechen, "um herauszufinden, ob da Interesse besteht". Jetzt hat sie die Antwort. Pech gehabt. Oder wie es der grosse Philosoph Mario Götze sagte: "Mal ist man der Hund, mal ist man der Baum."

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