Der Bachelor will in Folge sechs herausfinden, was die Frauen zu dem gemacht hat, was sie heute sind. Der Zuschauer wünscht sich schnell, er hätte es besser gelassen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Als Vater stellt man sich oft die Frage: Wie bereite ich meine Töchter auf diese Welt da draussen vor? Wie schaffe ich es, dass sie ein erfülltes Leben leben? Dass sie die richtigen Werte vertreten? Wie gross wird mein Einfluss darauf sein? Habe ich überhaupt einen? Ein fast schon philosophisches Thema, das in dieser Woche der Bachelor aufgreift.

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David Jackson will in Folge sechs herausfinden, was die Frauen zu dem gemacht hat, was sie heute sind. Und ehrlich gesagt, als Vater würde mich das auch brennend interessieren. Damit ich verhindern kann, dass meine eigenen Töchter auf die hirnrissige Idee kommen, ausgerechnet an dieser Fernsehshow teilzunehmen!!!

Pardon, eine kleine Stimmungsschwankung meinerseits. Für die verbliebenen Frauen bei "Der Bachelor" ist es offensichtlich zu spät. Sie haben den Knebelvertrag von RTL unterschrieben und müssen in Folge sechs einen Lebensbaum basteln. Willkommen in der Bachelorkinderkrippe! Konkret heisst das, sie malen unschuldige Bäume an. Wo ist eigentlich Fridays for Future, wenn man sie wirklich braucht?

Zumindest erfahren wir tränenreiche Geschehnisse aus dem Leben der Frauen. Alyssa erzählt, dass sie ein Kind verloren hat. Angelina wurde wegen ihrer Stirn gehänselt. Chiara wollte als Kind einen Baum mit Kirschen, Birnen und Äpfeln. Ein Obstsalatbaum eben. Die Antwort der Eltern: "Alles ist möglich!" Womit die Frage geklärt wäre, wie Mädchen zu Frauen werden, die bei "Der Bachelor" teilnehmen.

"Chiara ist die erste Frau, der ich das so erzählt hab'"

Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, muss Chiara zum Einzeldate bleiben. Ein guter Zeitpunkt, um über die Krebserkrankung von Davids Zwillingsschwester zu sprechen. Wir sind immer noch bei RTL, der Sender, der wirklich das letzte menschliche Drama aus den Protagonisten seiner Shows herauspresst.

Nach einem tränenreichen Dialog gesteht der Bachelor: "Chiara ist die erste Frau, der ich das so erzählt hab'." Und natürlich dem Team der Produktionsfirma vor Ort. Und den Millionen, die es gerade im Fernsehen anschauen. Weil alles gerade so schön schrecklich ist, beginnt auch Chiara zu weinen und erzählt von ihrem schweren Schicksal. Nur zur Erinnerung: Das ist immer noch ein Date. Knutschen fällt diesmal aus. Dieser deprimierende Smalltalk macht selbst beim "Bachelor" keinen scharf.

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In der Villa der Frauen begibt sich derweil Rebecca freiwillig vor das Tribunal. Ihr schlechtes Gewissen plagt sie. Der Grund: die Kussattacke des Bachelors in der letzten Nacht der Rosen. Die Begeisterung der anwesenden Frauen hält sich erwartungsgemäss in Grenzen. Ein Kuss? In der heiligen Nacht der Rosen? Skandal! Rebecca tut alles, um die Situation zu entschärfen: "Er kann echt gut küssen", berichtet sie. "Er hat echt geile Lippen." Okay, oder auch nicht.

Der Beginn einer grossen, ziemlich schweigsamen Romanze

Dann lieber zu Date Nummer zwei: eine Bootstour mit Krokodilen. Beziehungsweise: mit einem Krokodil. In der Ferne. Tief drin im Gehölz. Xenia berichtet danach: "Das war eines der spannendsten Dates, die ich hatte." Was viel über die Rendezvous beim "Bachelor" aussagt. Noch schnell im Wildpark eingezäunte Krokodile füttern und Babyechsen in die Freiheit entlassen, schon ist dieses Date geschafft.

Nur nicht für Leyla, die muss bleiben. Das Gespräch verläuft ähnlich erfolgreich wie in den letzten Folgen. Ich fasse für Sie hier den spannendsten Dialog zusammen. Der Bachelor: "Ja." Leyla: "Ja." Wir erleben den Beginn einer grossen Romanze.

Da holt der Bachelor lieber Henriette in der Villa zum Date ab. Die beiden schlendern zum Strand. Es folgt das übliche Prozedere: ein wenig herumliegen, belangloses Zeug reden, sich versichern, dass man es ernst meint und diskutieren, ob man sich nun öffnen kann oder nicht.

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Zum Abschluss folgen die gleichen Floskeln wie jedes Jahr: "Was sagt dir dein Gefühl?" "Ich weiss, dass ich die Zeit mit dir sehr genossen habe." Das könnte auch ein Gespräch zum Abschluss eines Bausparvertrags sein. Der Vorteil dort: Es wird nicht im Anschluss in der Villa schrecklich Karaoke gesungen. Wie der Bachelor Robbie Williams’ "Angels" schlachtet, hat wirklich kein Popsong verdient.

Alle im Bikini, alle Hintern blank, alle nass

Es ist aber die perfekte Überleitung zur Nacht der Rosen in der Villa des Bachelors. Natürlich nur echt mit Pool. Dass der Bachelor aus Kostengründen mittlerweile ausschliesslich für Dreharbeiten in dieser Prunkanlage hausiert, verschweigt RTL. Das Anwesen erfüllt zumindest seinen Zweck: alle im Bikini, alle Hintern blank, alle nass. Von aussen sowie von innen, dem Getränkesponsor sei Dank.

Es beginnt der übliche Ansturm auf den Bachelor. Wer jetzt nicht schnell ist, muss um die Sendezeit in der nächsten Folge bangen. Xenia gesteht, dass sie vor der Kamera keine Gefühle zeigen möchte. Nicht einmal gespielte. Beste Voraussetzung für diese Show. Ausserdem weiss ihre Familie nicht, dass sie hier ist. Die wird sich freuen, wenn sie Zuhause die Fernsehzeitung aufschlägt und die eigene Tochter entdeckt.

Alyssa heult, weil sie nicht gut drauf ist und keine Lust auf Party hat. Da hat wohl jemand den Vertrag nicht aufmerksam genug gelesen. Sie will gehen, weil der Bachelor sowieso nur Angelina anschaut. "I think it's over", sagt sie nach dem Gespräch mit David. Ich übersetze mal schnell für Sie: Why fallen mir eigentlich never die richtigen german words ein?

Doch wie immer kommt es beim "Bachelor" anders, als die Kandidatinnen denken. Dem Drehbuch sei Dank, schafft es Alyssa in die nächste Folge. Gehen muss die zumindest optisch ins Beuteschema passende Yolanda. Das sorgt bei den verbliebenen Frauen für mehr Tränen, als wenn der Bachelor selbst die Show verlassen oder der Hauptgetränkesponsor gekündigt hätte. "Wenn ich nicht deine Frau bin, dann bist du auch nicht mein Mann", sagt Yolanda zum Abschluss in die Kamera. So pragmatisch kann Liebe sein.

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