RTL tritt wegen schlechter Quoten beim "Bachelor" aufs Gaspedal: In Folge sieben gibt es Herpes, Dildos und Pimmelwitze. Ist das noch Fernsehen oder kann das weg?

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Machen wir uns nichts vor: Für jede Staffel des "Bachelors" gibt es nur eine Währung, die zählt. Nein, nicht die Reibefähigkeit der Bauchmuskeln des Rosenrächers, die selbst den härtesten Parmigiano Reggiano zerbröseln. Auch nicht, wer von den Protagonisten für die Wiederverwertung in anderen Shows der Sender-Familie von RTL geeignet ist (Leyla!).

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Nein, es ist die Einschaltquote. Es geht also um Sie, werte Zuschauer. Und Sie schauen in diesem Jahr nicht. Die Quoten sind konstant schwach, weshalb RTL in Folge sieben des "Bachelors" alle Register zieht: Herpes, Dildos, Pimmelwitze. Alles bereits in den ersten Minuten.

Angelina verkündet, dass sie den unangenehmen Ausschlag an ihrer Lippe entdeckt hat – Herpes. Es sei ein "beschissener Zeitpunkt" und "echt extrem belastend", jammert sie. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie einer der Favoritinnen in dieser Staffel ist und Bachelor David Jackson nach sechs Folgen erst zwei Frauen geküsst hat. Zu diesem Zeitpunkt fingen Vorgänger wieder von vorne bei den Kandidatinnen an.

Lange hält sich RTL damit nicht auf. Leyla, ebenfalls ungeküsst, möchte das offenbar ändern, indem sie das Ding selbst in die Hand nimmt. Nicht metaphorisch, sondern ganz real, in Form eines überdimensionalen Gummidildos, mit dem sie durch die Villa der Kandidatinnen spaziert.

Dabei gibt sie Sprüche von sich, nach denen sich der RTL-Comedy-Preis vor zehn Jahren noch die Finger geleckt hätte: "Der liegt nicht so gut in der Hand, wie ich es gewohnt bin." "Ich kann doch noch mit denen umgehen, auch wenn es lange her ist." Und als finale Punchline: "Eingelocht". Da sind erst wenige Minuten vorbei, doch wer das als Zuschauer überstanden hat, den schockt im Verlauf von Folge sieben des "Bachelors" nichts mehr.

Alyssa fackelt nicht lange und küsst den Bachelor

Bei Date Nummer eins geht es zum Surfen an die Küste Mexikos. Die Ergebnisse sind überschaubar, die Gespräche auch. Nacheinander müssen die Frauen mit dem Bachelor in die Hängematte zum Intim-Talk. Lisa schmollt, weil sie davon ausgeht, dass sie nicht zum Einzeldate bleiben darf. Xenia erklärt erneut, warum sie ihren Eltern nicht verraten hat, dass sie an der Show teilnimmt. Und Leyla überwindet dank der Dildo-Monologe ihre Kommunikations-Blockade gegenüber dem Bachelor. "Ich mag die neue Leyla. Die Leyla 2.0", sagt er danach. Für den Zuschauer entfallen damit die wenigen entspannenden stillen Minuten mit ihr in der Sendung.

Zum Einzeldate bleibt aber keine von ihnen. Als dramaturgisches Schmankerl lädt der Bachelor Alyssa ein, die beim Surfen gar nicht dabei war. Das bereut er schnell. Zuerst berichtet sie vom Selbstmord ihrer Schwester. Dann, dass sie selbst an chronischen Depressionen leidet. Alles wichtige Themen, über die mehr gesprochen werden sollte. Nur nicht in einer Show, in der es vor allem darum geht, das eigene Social-Media-Profil zu sanieren.

Hinderungsgründe, nicht miteinander unter der Decke zu landen, sind diese Geständnisse übrigens nicht. Alyssa zögert nicht lange, wirft sich auf den Bachelor und küsst ihn. "Reingehts!", fasst sie es für die Kamera zusammen. Die Replik des überraschten David Jackson: "Im Moment hab ich dann schon gespürt, dass da was in der Luft liegt". Dieses "was" ist Alyssa, quer auf ihm, um exakt zu sein.

Infektions-Check am lebenden Objekt

Die übersexualisierte Stimmung überträgt sich auf alle Teilnehmenden der Show. Während die Frauen in der Villa ihre Sexualvorlieben diskutieren (Leyla trägt zum Kochen gerne Strapse, Henriette kann zehn Orgasmen hintereinander haben), geht Angelina auf das nächste Einzeldate. Genau, jene Teilnehmerin mit dem aufblühenden Herpes. "Es ist fast weg", jubiliert sie aber. Die Produktion hat Tabletten besorgt, "es ist auch nicht mehr ansteckend". Das muss beim "Bachelor" reichen. Lange lässt der Infektions-Check am lebenden Objekt nicht auf sich warten.

Im Pool rückt Angelina dem Bachelor ganz subtil auf die durchtrainierte Pelle, bis er sie küsst. "Es war der perfekte Moment", sagt der Bachelor. "Es war einfach schön", sagt sie. Was ist schon eine potenzielle Herpes-Erkrankung, wenn das Drehbuch drängt? Ob das die anderen zu küssenden Frauen auch so sehen? Lesen Sie in der nächsten Woche an dieser Stelle: "Herpes-Epidemie bei 'Der Bachelor'".

Das Date ist allerdings trotz vollzogener Zungen-Degustation noch nicht vorbei. Angelina möchte noch über ihre Psychotherapie sprechen und an einer Lampe reiben. Sie wissen schon, wie bei Aladin. Im besten Fall erscheint ein Dschinn und sie kann sich aus dieser Sendung herauswünschen.

Wohl wissend schränkt der Bachelor die Auswahl ein: eine Rose, 15 weitere Minuten mit ihm oder einmal den Instagram-Kanal checken. Angelina entscheidet sich für die Rose und hinterlässt einen sichtlich geknickten David Jackson. Lieber die Sendeminuten in der Hand als den Bachelor auf dem Dach.

Der Bachelor verteilt Mahnungen, Xenia "fühlt es nicht"

Unter diesem Eindruck bekommen die Damen in der Nacht der Rosen einen kollektiven Einlauf. Als erste ist Rebecca an der Reihe. "Sie muss ihren Schutzschild ablegen", sagt der Bachelor in die Kamera. Als sie ihm versichert: "Ich hab mich dir geöffnet", schaut er gelangweilt. Offenbar war das nicht die Öffnung, die er sich erhofft hatte.

Die Zusammenfassung: "Rebecca ist das perfekte Beispiel, dass ein Kuss nicht mehr Sicherheit bedeutet." Was kümmert den Bachelor schon seine Zungenakrobatik aus vergangenen Folgen. So weit kommt er mit Leyla nicht einmal: "Manchmal ist es einfach zu spät, aus sich herauszukommen", so die nüchterne Analyse des Bachelors.

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Und weil David Jackson gerade so in Unlaune ist, läuft es für die restlichen Frauen nicht viel besser. Lisa wird gemassregelt, weil sie beim Gruppendate schlechte Laune hatte, da sie befürchtete, kein Einzeldate zu bekommen. Sie sieht das anders. Der Bachelor schliesst mit: "Schön, dass wir gesprochen haben", synonym zu: "Wir melden uns." Henriette muss sich anhören, dass von ihr nichts kommt. Da lässt es Xenia lieber bleiben und geht erst gar nicht hin: "Fühl' ich nicht", sagt sie. Wie recht sie hat.

Daran ändert auch die Rosenvergabe nichts. Xenia muss in Zukunft nichts mehr in der Anwesenheit des Bachelors fühlen, sie ist raus. Ebenso wie Leyla, die zwar gelernt hat, mit David Jackson zu reden, aber trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen die Show verlassen muss. "Ich find' ihn immer noch gut", sagt sie zum Abschied. Manche lernen es einfach nie. Wir werden sie bald wieder sehen. Spätestens bei "Bachelor in Paradise". Aber hoffentlich ohne Dildo-Monologe.

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