"TV total", "Wetten, dass..?", "Geh aufs Ganze!", "7 Tage, 7 Köpfe" - momentan schwappt eine Retro-Welle durchs deutsche TV-Programm. Mit der Auftaktfolge "Doppelt hält besser" lässt RTL am Donnerstagabend nun auch den 1990er-Serien-Hit "Balko" mit Jochen Horst wiederauferstehen. Mit viel Altbewährtem, Mut zu Neuem und einer Menge Selbstironie.
Da sitzt er nun. In Handschellen. In einer Polizeidienststelle auf Teneriffa und hilft Kommissarin Alicia Ruíz beim Aussprechen seines Geburtsorts: "Oer-Erkenschwick. Erst Oer, dann Erkenschwick", erklärt Balko (
"Wie kommt es, dass ein hochrangiger deutscher Beamter des Bundesverteidigungsministeriums, der unter Mordverdacht steht, und ein abgehalfterter Ex-Cop sich nach 15 Jahren wiedersehen und gleich halb Teneriffa in Schutt und Asche legen?", fragt Kommissarin Ruíz, um die Befragung abzukürzen und an dieser Stelle kommt Guido Reinhardt ins Spiel. Denn auf die Frage gibt es zwei Antworten und die erste Antwort beginnt eben mit Guido Reinhardt.
Wie Balko nach Teneriffa kam
Reinhardt ist nämlich Produzent bei UFA Fiction und erzählt auf den Seiten von RTL, wie es denn genau dazu kam: "Innerhalb der UFA haben wir eine Arbeitsgruppe mit dem Titel 'Alte Hüte neu bestickt' gegründet und uns alte Marken angeschaut. Da kommt man an 'Balko' natürlich nicht vorbei", erklärt Reinhardt, warum man bei RTL nach 15 Jahren den einstiegen Serien-Hit wieder ausgegraben hat.
Warum diese Reunion ausgerechnet auf Teneriffa stattfinden musste - dafür gibt es einen fast noch einfacheren Grund als den aktuellen Retro-Trend. Denn Reinhardt ist nicht nur Freund von "Balko", sondern auch vom Wandern auf Teneriffa: "Irgendwann sind die beiden Themen in meinem Kopf verschmolzen und das Ergebnis fühlt sich perfekt an." So weit also die Hintergründe, warum es Balko und dessen Partner Krapp nach 15 Jahren wieder ins RTL-Programm geschafft haben.
Die Frage nach dem Mordverdacht und der Sache mit Schutt und Asche ist da schon ein bisschen schwieriger zu beantworten, laufen hier doch ein paar Fäden kreuz und quer durcheinander. Fangen wir mit Balko an. Der hatte 2006 die Nase voll vom deutschen Wetter und der Reglementierung in seinem Beruf und ist nach Teneriffa ausgewandert. Doch privat lief es auf der Kanareninsel auch nicht besonders gut, seit einem Todesfall sind Alkohol und Antriebslosigkeit Balkos Weggefährten.
"Balko Teneriffa": "Fast schon zu offensichtlich"
Das ändert sich, als plötzlich ein bekanntes Gesicht in Balkos Trübsal platzt. Sein alter Partner Klaus Krapp (Ludger Pistor) ist inzwischen Ministerialdirigent im Verteidigungsministerium und auf Teneriffa zur Party eines deutschen Waffen-Unternehmens eingeladen, um dessen soziales Engagement zu würdigen. Am nächsten Morgen wacht Krapp zwar ohne Erinnerung an den vorherigen Abend, aber dafür mit einer Frauenleiche im Bett auf. Der erste Teil von Kommissarin Ruíz’ Frage wäre damit beantwortet, die Sache mit dem "in Schutt und Asche" erklärt sich dann im Anschluss, als Balko und Krapp erst Krapps Erinnerungen und dann den Mörder finden wollen.
Ja, das klingt alles ein bisschen abstrus, aber trotzdem reichlich simpel. Zumindest so simpel, dass es auch die Kommissarin relativ schnell merkt: "Eine tote Journalistin, deren Wohnwagen abgefackelt wurde, ein gefälschter Ausweis für den Container-Hafen und ein zwielichtiger deutscher Waffenproduzent. Das ist ja fast schon zu offensichtlich", erklärt Ruíz ihrem Kollegen. Natürlich gibt es noch den einen oder anderen Haken, aber dass der Fall nicht überkomplex ist, wundert nicht. Das waren die Fälle bei "Balko" noch nie. Es galt schon immer Klamauk vor Komplexität und das gilt auch bei "Balko Teneriffa".
Also alles wie damals? Nein, denn natürlich darf und muss ein solcher Reboot zwar nach den gleichen Regeln spielen, aber gerne auf einem neuen Spielfeld. Und so sieht man bei "Balko Teneriffa" zwar zwei gealterte Ermittler, die ihr Alter auch leben, aber mit der jungen Kommissarin Ruíz (Tamara Romera Ginés) eine Frau an der Seite haben, die die beiden noch älter und unmoderner erscheinen lässt. Man hätte natürlich einfacher weiter machen können wie all die Jahre zuvor und mit Sicherheit hätte das auch einige Zuschauer gefreut – aber es wäre eben auch ein ganzes Stück langweiliger geworden und weniger witzig.
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Der "neue alte Balko": gealtert, aber nicht peinlich
Nein, bei "Balko Teneriffa" sind die beiden Hauptdarsteller tatsächlich gealtert, alles andere hätte man ihnen auch nicht abgenommen und sie sich selbst auch nicht. Denn als Balko und Krapp an einer Stelle vorbeifahren, an der mal ein Action-Film mit Harrison Ford gedreht wurde, fragt Krapp "Wie alt ist der denn eigentlich jetzt mittlerweile?" "Zu alt, um noch glaubwürdig den Action-Kasper zu geben", antwortet Balko und Krapp stimmt ihm zu: "Naja, irgendwann mal wird’s richtig peinlich."
Ja, "Balko Teneriffa" ist immer noch "Balko", aber eben nicht peinlich. Stattdessen jagen die beiden auf der Suche nach dem Mörder mit ziemlich viel Selbstironie über die Insel: "Na toll, du hast mal wieder das grössere Teil", quengelt Krapp, als sein Kollege die Pistolen verteilt. "Ja, die grössere Knarre auch", antwortet Balko und an dieser Stelle hätte man vor 15 Jahren den Spass beendet. Doch 2022 legt Krapp noch einmal nach: "Oarr, der war so 1990er."
Und so ist "Balko Teneriffa" am Ende die bekannte Krimi-Komödien-Mischung mit einem Hauch Gegenwart oder wie es Balko selbst formuliert, als ihn seine Tochter fragt, was er denn hier mache: "Meiner Tochter den neuen alten Balko zeigen."
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