Puppe
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Patricia Bleeck (l.) und Simone Martin, Schwestern aus Troisdorf und Bonn, haben ein Erbstück aus dem Nachlass der Mutter dabei. Von ihrem Besuch bei "Bares für Rares" erhoffen sie sich "ein bisschen Hintergrundwissen". "Wir wissen nicht: Wie alt ist es? Auch wo es herkommt, wäre interessant zu wissen - und ob die Spieluhr überhaupt noch spielt."
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"Kann das auch irgendwas?", nimmt Horst Lichter das Objekt in Augenschein. Da führt ihm Experte Detlev Kümmel den Aufzieh-Mechanismus vor. "Hast du Angst bekommen?" Lichter bestätigt nickend. "Das Mädchen sieht aus, als ob es Gefrierbrand hätte." Kümmel neckt ihn: "Und sie hat dich angeschaut!" - "Uhhhhh", graust sich der ZDF-Moderator, "ich kenne Horrorfilme mit Puppen!"
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Die beiden Schwestern, die eine Bilanzbuchhalterin, die andere Polizei-Mitarbeiterin, erzählen vom Nachlass der Mutter: "Die war leidenschaftliche Flohmarktgängerin." Die alte Spieluhr sei der Mama immer heilig gewesen. "Aber wir haben zu ihr keinen Bezug."
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Horst Lichter weiss, wie solche Objekte die Menschen spalten. "Die einen sagen, dass sie Puppen lieben, die anderen sagen, Puppen machen mir Angst." Er selbst sei "kein Puppengegner, aber die hier sieht schon so aus, als ob man sie nachts in einen verschlossenen Raum stellen sollte". "Das ist aber böse!", finden die Verkäuferinnen. Zeit für eine sachliche Expertise.
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"Wir haben hier einen Handkurbelspielautomat", hebt Experte Kümmel an. Dass die Puppe so traurig dreinschaue, habe damit zu tun, dass sie in der dargestellten Pose um Geld bettelt - mit Unterstützung ihres "Gehilfen", eines "klischeehaften Gibbon-Äffchens". Geschätzte Entstehungszeit: um 1870.
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Horst Lichter erkundigt sich nach dem Material. Kümmel nennt verschiedene Hölzer wie Nussbaum und Esche, dazu Fell, Stoffe, Leder und Porzellan. Eines aber passt nicht in die Zeit der Entstehung.
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Dann geht's in der ZDF-Show wirklich zu wie im Horrorfilm. "Dieser Kopf ist viel zu gross, deshalb sieht er auch so unheimlich aus", sagt Kümmel und "enthauptet" kurzerhand die Figur. "Der Kopf, wenn er richtig passen würde, wäre nicht mit einem Korken, sondern würde Platz haben, um ein wenig zu nicken." Er wurde also nachträglich getauscht.
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Ein anderer Makel ist offenkundig: "Der Affe hat Fell verloren", konstatiert Kümmel. In diesem Fall sei es sogar echtes Tierfell, nur löst es sich eben "in seine Bestandteilen auf".
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Einen Herstellernamen konnte der Experte leider nicht ausfindig machen. Den würde man wahrscheinlich im Nacken des originalen Porzellankopfs finden. Aber der ist ja nicht mehr vorhanden.
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"Wir dachten so: 350 Euro?", kommt der Wunschpreis danach etwas zaghaft. Kümmel macht Mut: "Solche Automaten sieht man nicht jeden Tag." In perfektem Zustand könne es "schnell über 2.000 Euro gehen". Aber auch in diesem Zustand seien 1.000 bis 1.300 Euro drin. Dafür gibt's - natürlich - die Händlerkarte.
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Im Händlerraum stellt sich sofort Begeisterung ein. "Mit einem Affen!", freut sich Wolfgang Pauritsch (2.v.r.). "Aussergewöhnlich!", raunt Susanne Steiger. "1860/70, so was?", tippt Christian Vechtel die Entstehungszeit. Treffer!
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Nur einer wirkt nicht sehr angefixt. "Ich möchte gar nicht, dass die mir in die Augen guckt, ehrlich gesagt", schiebt Julian Schmitz-Avila (l.) den Automaten weiter. "Da gibt's auch einen Horrorfilm", weiss Wolfgang Pauritsch. Auch Vechtel gesteht ein: "Die Puppen sind aus der Zeit alle so ein bisschen gruselig."
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Die Verkäuferinnen weisen fairerweise darauf hin, dass der Kopf nicht der originale sei. "Der Boden ist aber auch nicht original von der Spieluhr", merkt Händler Vechtel an. Er schlussfolgert: "Die wurde schon mal äusserst liebevoll restauriert."
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"Es ist einfach kurios!", eröffnet Wolfgang Pauritsch die Gebote mit 50 Euro: "Es gibt auch Spielautomaten in Museen, die sind wild darauf." Dann geht's zwischen Friedrich Häusser und Christian Vechtel in schnellen Schritten rauf bis 210 Euro. "Da geht noch was!", haben die Verkäuferinnen nach der Expertise höhere Erwartungen.
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Als die Damen über den Schätzpreis informieren, fällt Händler Häusser fast vom Glauben ab: "Vierstellig?!" Nun geht's zackig in andere Dimensionen. Bei 700 Euro von Christian Vechtel sind aber alle raus. Verkäuferin Patricia macht ein strenges Gesicht: "750!" Vechtel kommt ihr entgegen. "Mach ich auch noch." Deal!
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"Das Ding ist doch mal affengeil, oder?", freut sich der Händler über den Kauf. Die Kandidatinnen wirken eher erleichtert. "Bisschen holprig am Anfang", sagt das Geschwisterpaar über die Verhandlungen. "Jetzt sind wir froh, dass wir's geschafft haben."
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Verkauft werden in der Donnerstagsausgabe von "Bares für Rares" auch ein Schmuckkästchen und ein Medaillon aus dem England der 1860er- und 70er-Jahre. Der Schätzpreis beläuft sich auf 180 bis 200 Euro, Susanne Steiger zahlt 150 Euro.
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Die Bronzeplastik "Der Stier" von Pierre Schumann entstand 1996 in einer Auflage von 130 Stück. Der stolze Expertenpreis: 1.200 bis 1.500 Euro. Julian Schmitz-Avila ist das moderne Kunstwerk 1.400 Euro wert.
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200 bis 250 Euro veranschlagt der Experte für ein Fussball-Sammelkartenbuch zur Bundesliga-Premieren-Spielzeit 1963/64 aus dem Otto Sicker Verlag. Christian Vechtel ist am Ende Höchstbietender mit 230 Euro.
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Dann wird's noch mal spektakulär. Das Ölgemälde "Die Ziegenhirtin" (1934) von Arnold Moeller wird bei der Expertise auf 750 bis 1.000 Euro geschätzt. Am Ende gibt es das Zweieinhalbfache: 2.550 Euro von Wolfang Pauritsch.
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"Das war ein Kampf", schnauft der in Bayern lebende Österreicher. "Aber ich sammle Bilder aus dem Blauen Land. Für mich ist das hinter Murnau am Staffelsee." Kontrahent Schmitz-Avila gratuliert: "Das könnte einer der Namen werden, die in 20 Jahren sehr, sehr gefragt sein werden." Pauritsch rechnet nach: "Vielleicht lebe ich da noch!"