Sie war so dicht dran: In der Primetime-Ausgabe von "Bares für Rares" bot Händlerin Susanne Steiger am Mittwochabend einem Arzt 90.000 Euro für einen alten Mercedes. Doch der Mediziner blieb hart – zu Steigers grosser Enttäuschung. Dabei trennte die beiden am Ende gar nicht mehr so viel.

Christian Vock
Eine Kritik

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Am Ende gibt es stolze 800 Euro für den "Bienenmann". Dafür, dass die mannshohe Mönchsfigur all die Jahre im elterlichen Keller herumstand, ist das keine schlechte Summe. Umso mehr, weil die beiden Schwestern Daniela und Monika Bommer schon mit 50 bis 100 Euro zufrieden gewesen wären, als sie mit ihrem Holzmann zur Primetime-Ausgabe von "Bares für Rares" von München nach Schloss Drachenburg bei Königswinter kamen.

Doch als Albert Maier die Volkskunstfigur aus dem 19. Jahrhundert auf 1.200 bis 1.500 Euro schätzt, steigen natürlich die Erwartungen – bei den Schwestern und auch beim Zuschauer. Was würden die Händler am Ende für diese sogenannte Figurenbeute, eine Skulptur, in der Bienen wohnen können, zahlen?

Alle lieben Trödel-Fernsehen

Es ist diese Konstellation, die gerade so gut funktioniert im Fernsehen. Ein mutmasslicher Schatz, der auf dem Dachboden schlummert, und die Hoffnung, dass sich jemand findet, der einen Haufen Geld dafür zahlt. Das muss nicht für die Weltreise reichen, aber vielleicht für einen Einkaufsbummel.

Genau für diese Art von Spannung steht "Bares für Rares" und ist damit in bester Gesellschaft, denn Trödel-Sendungen laufen gerade wie geschmiert. Ob "Bares für Rares", "Der Trödel Trupp", "Kunst und Krempel" oder die amerikanische Variante "Container Wars": Alle scheinen momentan Trödel-Fernsehen zu lieben.

Vor allem "Bares für Rares hat eine beeindruckende Karriere hingelegt. Nur mit sonntäglichen Folgen beim Nischensender ZDFneo gestartet, fährt die Show inzwischen auch werktäglich und im Hauptprogramm des ZDFs erstaunliche Quoten ein. Es folgten Sondersendungen, der Gang ins Ausland und Preisnominierungen.

Was ist das Geheimnis? Es dürfte wohl in der Lebenswirklichkeit des Formats liegen. Jeder hat irgendwo auf dem Dachboden oder im Keller Erbstücke von Oma Inge, bei denen er sich fragt, ob die nicht langsam weg können. Aber was, wenn die hässliche Vase vielleicht doch etwas wert ist?

Bill Mockridge verkauft das Familiensilber

Ähnliche Gedanken trieben auch ein bekanntes Pärchen auf Schloss Drachenburg zu Moderator Horst Lichter, denn, so ist es inzwischen üblich, wenn ein Format gut läuft, kommen bald auch die Prominenten. Am Mittwochabend war es das Ehepaar Margie Kinsky und Bill Mockridge, den man zum Beispiel aus der "Lindenstrasse" kennt. Der Kanadier ist mit einem vermeintlichen Silber-Service aus Familienbesitz angereist.

Sein Vater hatte das Service seinerzeit in den 1950ern als Weihnachtsgeschenk gekauft und weil "man das nicht in die Spülmaschine packen kann", wie Mockridges Frau Kinsky erzählt, soll es nun verkauft werden. Allerdings entdeckt der Experte schnell, dass das Geschirr nur versilbert ist. "Geiziger als ich dachte" entfährt es Mockridge daraufhin scherzhaft über seinen Vater. Am Ende bekommt das Schauspieler-Ehepaar aber immerhin 1.000 Euro und damit exakt so viel wie der Experte zuvor geschätzt hatte.

"Nur" 5.000 Euro Unterschied

"Unter 100.000 Euro gebe ich den Wagen nicht ab." Die Ansage von Arzt Fröhlich war eindeutig. Der Mediziner möchte seinen über 43 Jahre alten Mercedes 190 SL verkaufen, denn wirklich genutzt hat er ihn in jüngster Vergangenheit nicht: "Ich habe das Auto in den letzten vier Jahren noch keine 1.000 Kilometer gefahren." Da macht so ein Verkauf natürlich Sinn, die Preisvorstellungen allerdings auch, denn der "Bares für Rares"-Experte schätzt den Wagen auf 80.000 bis 100.000 Euro.

Also kommen die Händler raus in den Schlossgarten und nach ein paar prüfenden Blicken und Telefonaten beginnt das Bieten. Am stärksten scheint Händlerin Susanne Steiger den Wagen zu wollen, liefert sie sich doch ein hartes Feilschen mit Arzt Fröhlich. Doch als nach zähem Ringen Steiger 90.000 Euro bietet und ihr Fröhlich nur bis 95.000 Euro entgegenkommt, nimmt die Verhandlung ein jähes Ende. Die Enttäuschung ist Händlerin Steiger ins Gesicht geschrieben.

Ein Schnupftabak-Döschen, eine Flohfalle, eine Uhr und noch einige andere echte und vermeintliche Schätze wandern danach noch über den Händlertisch, aber das "100.000-Euro-Auto" war der Höhepunkt des Abends – und auch die Ausnahme.

Denn solche Objekte passen eigentlich nicht in das Konzept der Sendung, denn der besondere Reiz liegt ja eigentlich darin, dass man das, was dort verkauft wird, so oder so ähnlich auch auf dem eigenen Dachboden vermutet. Einen "100.000-Euro-Mercedes" haben dort aber sich die wenigsten.

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