Staffel elf von "Bauer, ledig, sucht ..." versinkt in amouröser Untätigkeit. Die Show wird für Akteure und Zuschauer gleichermassen zur Qual. Da kann sogar ein erotisches Fotoshooting nicht mehr helfen.
"Das geht gar nicht. Nicht schon wieder", sagt Martina. Sie spricht zwar über ihren Hofherrn, dürfte damit aber so manchem Zuschauer von "Bauer, ledig, sucht ..." aus der Seele sprechen. Auch in der aktuellen Folge absolvieren die Pärchen wenig originelle Unternehmungen und führen dabei Unterhaltungen, die aktiv zuhörenden TV-Fans die Zehennägel aufrollen. Das Schlimmste daran: Die Landwirte und ihre Hofdamen kommen sich wenig bis gar nicht näher. Schade eigentlich. Denn sonst hätte das Martyrium wenigstens einen Sinn. So aber weiss man nicht, ob man über die Akteure lachen oder mit ihnen fühlen soll.
Doch zurück zu Martina. Ihr "Nicht schon wieder" bezieht sich auf den Bauern ihres Herzens, Reto. Der lässt seine Hofdame erneut alleine zurück, um einem benachbarten Bauern zu helfen. So etwas! Statt Martina hat der Landwirt plötzlich nur die Arbeit im Kopf. Aus leidenschaftlichen Küssen werden flüchtige Schmatzer, aus schmachtenden Blicken ratloses Anstarren.
Bilder, die betroffen machen
Um die Stimmung etwas aufzulockern, organisiert Martina für Reto ein sexy Fotoshooting. Im Kuhstall. Oben ohne. Das will er nicht, und das wollen die Zuschauer wahrscheinlich auch nicht. Es passiert trotzdem. Die Bilder, die nun folgen, machen betroffen. Niemand, der dabei zusieht, wie der pummelige Reto peinlich berührt versucht, mit seinem bleichen Ranzen und hochrotem Kopf vor der Kamera sexy zu wirken, wird diesen Anblick so schnell vergessen. So sehr man es auch möchte.
Schwer tun sich auch die restlichen Pärchen. Ganz offensichtlich gehören diese Menschen schlicht nicht zueinander. Und das wissen sie auch. Weil sie aber nun mal im TV sind, muss auch irgendetwas passieren. Wie Freizeitbeschäftigungen jeglicher Art: Peter und seine Rosemarie gehen zusammen zum Hornussen, Thomas und Trudi fahren ins Grüne. Ruedi und seine Tamara spielen Minigolf. Einzig Ulrich und seine Maria bewegen sich erst gar nicht: Sie geben sich auf Ulrichs Hof dem vermeintlich süssen Nichtstun hin. Liebestechnisch tut sich ... nichts.
Es tut so weh!
Auch Samuel und Christine machen einen Ausflug - hoch zu Samuels Pferden. Der Ausritt scheint wie ein Aphrodisiakum auf Christina zu wirken: Sie küsst Samuel unvermittelt. Der ist davon genau so überrascht wie der Teil der Zuschauer, der noch nicht vor dem Fernseher eingeschlafen ist. Als Christines Lippen Samuels berühren, schnellt er zurück, als hätte ihm jemand einen Schlag auf die Nase verpasst. Es ist qualvoll mit anzusehen, vor allem weil die Szene aus verschiedenen Blickwinkeln wiederholt wird.
Wenn Moderator Marco Fritsche wie gewohnt zum Schluss der Sendung sein peinliches Wortspiel ("Wir sehen uns nächste Woche, in alter Fritsche") auspackt, wäre es eigentlich an der Zeit, sich die Fernbedienung an den Kopf zu hauen, um die Stimmen zum Schweigen zu bringen. Das wäre zwar schmerzhaft, würde vielleicht aber auch das innere Bild des halbnackten Reto verschwinden lassen. Einen Versuch wäre es wert.
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