Mühsam ernähren sich nicht nur manche Waldbewohner, sondern auch diverse Kandidaten der ländlichen Liebessuche: Wie man an der jüngsten Folge von "Bauer, ledig, sucht" sieht, kann man selbst aus einfachster Kommunikation lang ausgekostete Problemfälle stricken.
Bauer Ruedi plagt sich recht – und damit auch uns als Zuseher von "Bauer, ledig, sucht ...". Zwischen ihm und seiner Hofdame Bettina hat es nicht so recht gefunkt, also verbringt er eine gesamte Folge mit der Überlegung, was er tun soll.
Als unbedarfter Aussenstehender möchte man ihm ja den originellen Rat geben, ihr zu sagen, dass es nicht gefunkt hat. Aber einfach ansprechen kann ja jeder – viel formatfüllender ist es, lange zu hadern, den Familienrat einzuberufen, gedankliche Pro- und Contra-Listen anzufertigen und die 27 besten Orakel der Welt abzuklappern. Oder zumindest so lange zu warten, wie das dauern würde.
Funke oder Fischer?
"Das Gefühl", seufzt Ruedi sehr häufig mit traurigem Gesicht. "Das Gefühl." Wir ahnen, wie es ihm geht: Unsere Liebesaffäre mit seiner Geschichte bei "Bauer, ledig, sucht" hat auch nicht mehr Funken in Richtung Fernsehsessel abgeworfen. Wie sagen wir es ihm am besten?
Irgendwann, nachdem man seinen Kindern ausgiebig beim Grösserwerden zusehen konnte, beschliesst Ruedi tatsächlich, Bettina zu sagen, dass es nicht gefunkt hat. Man glaubt, erleichterte Chöre im Hintergrund zu hören.
Für Bettina kommt die Ansage dann allerdings doch überraschender als für uns: Sie meint, es hätten sich bei ihr in den letzten Tagen durchaus Gefühle eingestellt. Der Blick, den Ruedi bei diesem Geständnis aufsetzt, könnte wohl nur dann alarmierter sein, wenn man ihm angeschafft hätte, jedes einzelne Konzert der nächsten Helene-Fischer-Welttournee besuchen zu müssen.
Aber Ruedi drohen weder Fischer noch andere Frauen, die er nicht will: Bettina nickt schliesslich verständnisvoll, reicht ihm die Hand und packt ihre Koffer. Hoffentlich sieht sie nicht, wie enthusiastisch Ruedi und seine Jungs zum Abschied winken.
Frag was, Schatz!
Eine ähnlich gehemmte Kommunikation besteht zwischen Markus und Marlis. Wobei die beiden diversen anderen Kandidaten eine Nasen- oder vielmehr eine Zungenlänge voraus sind: Wenn es mal wieder gar nichts zu reden gibt, küssen sich die beiden eben. Geht ja auch.
Dennoch: Marlis möchte, dass sich Markus mehr für sie interessiert. Nicht, dass er abweisend wäre – aber er fragt halt auch nie etwas. "Wie geht es dir?", "Wie denkst du über rosa Blümchentapete?", "Wieso werden Handtücher dunkler, wenn sie nass sind?" – das alles könnte zur Debatte stehen, aber Markus schweigt.
Prompt sitzen sie wieder unter einem Baum – womöglich derselbe, unter dem sie schon die komplette letzte Sendung herumlungerten. Marlis formuliert ihren Wunsch an Markus, der sich daraufhin tatsächlich einen Satz zum Informationsgewinn abringt: "Hast du noch Geschwister?" Schade halt, dass so eine Frage manchmal mit nur einem Wort beantwortet sein kann.
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