In der aktuellen Folge der Kuppel-Show passiert so viel, dass man kaum weiss, bei welchem Handlungsstrang man zuerst aufwachen soll. Vielleicht bei den andauernden Bekehrungsversuchen von Stefan? Oder doch lieber bei der zeremoniellen Übergabe eines Schokoriegels?
Es gibt Folgen von "Bauer, ledig, sucht", in denen rein gar nichts geschieht. Die Kühe grasen im Bild, Menschen stehen um sie herum, der Himmel ist blau, es wird über das geredet, was letzte Woche nicht passiert ist. Solche Folgen laufen üblicherweise immer donnerstags.
Zwischendurch sieht man aber auch immer mal wieder Folgen, in denen maximal halb so viel geschieht. Das sind jene Folgen, in denen Moderator Marco Fritsche wiederholt betont, wie aufregend doch alles ist.
Und so steht er also wieder da und fletscht die Zähne beim Reden, als würde er jede Silbe einzeln abbeissen wollen. "Ei-ei-ei-ei-ei", knuspert er da an seiner Ansage herum, "also heut! Würde ich sagen! Ist das eine packende! Folge!". Irgendwo hinter der Kurve langweilt sich eine Kuh.
Fromme Strafen
Man weiss gar nicht, wo man anfangen soll, was hier alles packt. Ist es Christine, die ihren Josi fragt, ob er etwas gegen ihre lackierten Fingernägel hat? Natürlich hat er rein gar nichts dagegen einzuwenden, aber schön, dass wir ausführlich zuhören durften.
Ist es vielleicht Walter, der seiner neuen Hübschen nach dem gemeinsamen Ausflug ins Hotel zum Andenken ein Schwein schenkt? Vielleicht möchte er ja, dass sie zuhause ehrlich behaupten kann, es hätte zur Hofwoche auch Ferkeleien gegeben.
Zumindest einen hat es gepackt: den frommen Stefan, der sich so sehr wünscht, seine Debby würde ihn erhören – und wenn schon nicht ihn, dann doch wenigstens den Herrgott, den man in seinem Falle eh gleich mitheiraten müsste.
"Ans morgendliche Gebet habe ich mich schon gewöhnt", erklärt Debby diplomatisch, "aber ich weiss noch nicht, ob ich das alleine weiterführen werde". Macht nichts: Wie jeder Missionar, der etwas auf sich hält, braucht Stefan bei jedem beliebigen Thema maximal drei Sätze, um Gott ins Spiel zu bringen. Irgendwann wird Debby sicher weich.
"Hast du eigentlich das Gefühl, dass dich der Herrgott bestraft, dass er dir noch keine Frau geschickt hat bis jetzt?", fragt die ihn ganz unschuldig. Natürlich nicht – die Strafe trägt ja der Zuseher.
Mama mag mitreden
Ein Gottesfürchtiger und eine Ungläubige – solche Inkompatibilitäten sollen bei der Auswahl von Neuzugang Benjamin gar nicht erst entstehen. Der Zürcher ist mit seinen 24 Lenzen auffällig jung für eine Sendung, deren sonstige Kandidaten mitunter noch die Erfindung des Telefons miterlebt haben dürften.
Beim Öffnen seiner Liebespost hat er sich also sicherheitshalber kompetente Berater gesucht: seine Eltern, die ja offenkundig etwas von der Partnersuche verstehen. Brav liest er ihnen die Briefe vor, die dann von Erzeugerseite aussortiert werden. Monika hat vier Rösser? "Ein Hund wär mir lieber", winkt die Frau Mama ab.
Sabrina hat mit ihrem kleinen Sohn auch keine Chance: "Für eine Frau mit Kind bist du noch zu jung", entscheidet die Mutti. Fabienne arbeitet als Coiffeuse und spielt gern Unihockey? "Die wird sicher nicht so viel Zeit haben für den Hof", gibt der Papa zu bedenken.
Nur Lea schafft es, durch die strenge Kontrolle des Ältestenrates zu kommen: Sie schreibt in ihrem Brief sicherheitshalber nichts, was Anlass zur Sorge geben könnte – und legt noch ein paar Kinderfotos von sich bei, die das Herz der Eltern prompt erweichen.
Nach solch intensiver Beratung gibt Paps seinem Sohnemann noch einen Schokoriegel zur Stärkung. "Den kann ich jetzt gut gebrauchen als Nervennahrung", erklärt Benjamin, während der Kameramann dem Knoppers-Riegel eine liebevolle Nahaufnahme spendiert. Mutti, was ist eigentlich Schleichwerbung?
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