Bildungssender RTL möchte in seiner jüngsten Folge "Bauer sucht Frau" den Frauen und auch den Zuschauern den vielfältigen Beruf des Bauern näherbringen. Ein nette Idee von RTL. Blöd nur, wenn plötzlich die Realität dazwischen kommt.

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Arbeit ist wichtig. Jetzt nicht übertrieben wichtig, aber hier und da doch ganz sinnvoll. Sie sichert einem das Geld fürs Netflix-Abo, schafft Gemeinschaft und stiftet Sinn. Zuallererst natürlich einen persönlichen Sinn, zum Beispiel das Netflix-Abo. Oft genug aber auch einen Sinn für die menschliche Gemeinschaft – es sei denn, man ist zum Beispiel Trickbetrüger oder denkt sich die Werbespots der Check24-Familie aus.

Für RTL hat Arbeit aber einen noch viel grösseren Sinn. Arbeit ist nämlich der Aufhänger in der jüngsten Folge von "Bauer sucht Frau". Gut, das ist jetzt nicht besonders originell. Man hätte sich ja denken können, dass der Beruf des Bauern bei einer Sendung wie "Bauer sucht Frau" irgendwann zur Sprache kommt.

Aber bei "Bauer sucht Frau" sucht Bauer nicht nur Frau, sondern auch gleichzeitig eine Arbeitskraft. Also quasi eine Bäuerin mit arbeitnehmerähnlichem Beziehungsstatus. Oder eine scheinselbständige Landwirtsgattin. Oder eine agrarökonomische Honorarkraft mit Ehefrau in Nebentätigkeit. Aber lassen wir die richtige Zuordnung Sache des Finanzamtes sein.

Date oder Arbeit? Warum nicht beides!

Wenden wir lieber unseren Blick nach Namibia, wo Farmer Jörn von Ilona und Oliwia "sehen möchte, wie sich die beiden bei der Arbeit anstellen", wie Inka Bause erklärt. Das ist auch wirklich ein smarter Schachzug von Farmer Jörn. Statt eine Arbeiterin zu daten, lässt Jörn einfach sein Date arbeiten.

Aber was macht Jörn, wenn er sich nun in die verliebt, die schlechter arbeitet? Kann das überhaupt passieren? Vorerst muss er sich darüber aber keine Gedanken machen, denn Jörns spontan ins Leben gerufene Arbeiter-Jury erkennt ein Unentschieden bei den Leistungen von Ilona und Oliwia. Wie soll sich Jörn da bloss entscheiden?

Ganz anders, aber nicht weniger sexistisch greift RTL das Thema Arbeit und Frauen bei Bauer Bernhard auf. Der hat weder für sich noch für seine Eroberung Annett Frühstück gemacht, weil das sonst immer Aufgabe der Frau Mama ist. Bernhard selbst sei "nicht so der Typ dafür". Nun weiss man natürlich nicht, was für ein Typ man sein muss, um sich eine Scheibe Brot zu schmieren, aber Bernhard kennt die Lösung des Problems und teilt die seiner Annett auch gleich mit: "Jetzt hab i ja di".

Gestatten, Realität

Bernhards Neffe Matthias ist von solchen Problemen mit seiner Tayisiya weit entfernt. Die Tennisspielerin hat lediglich nicht bedacht, dass man auf einem Bauernhof vielleicht schmutzig werden könnte und ist ganz in weiss aufgelaufen. Aber der umsichtige Bauer hat immer ein Paar Gummistiefel für Gäste parat.

In denen geht es dann zugleich in den Stall, wo wenige Stunden zuvor ein Kälbchen für RTL zur Welt gekommen ist. Tayisiya ist ganz begeistert: "Also so ein süsses kleines Kälbchen. Am liebsten möchte ich mich da hinhocken und mit ihm den ganzen Tag kuscheln."

Doch Milchbauer Matthias hat andere Pläne mit dem Kälbchen und trennt es von der Mutter: "Bringen wir es rüber zu seiner Hütte, damit es in Ruhe sein kann", knüpft Matthias bei seiner Erklärung losen Kontakt zur Realität, denn das Ganze hat natürlich nichts damit zu tun, dass der Milchbauer davon lebt, dass der Mensch die Milch trinken soll, die eigentlich fürs Kälbchen bestimmt ist.

Kann Milchbauer Matthias hier noch irgendwie die Realität aussperren, sickert die Wirklichkeit bei den anderen Bauern so langsam herein wie Gülle in ein überdüngtes Feld, als sie versuchen den Frauen ihre Arbeit näher zu bringen.

Kein Fleisch, keine Beziehung

Farmer Andreas in Kanada zeigt seiner Flamme Angelika seine Tiere. Als das Gespräch auf die Lebenserwartung der Hühner und Schweine kommt, erklärt Angelika: "Schweinefleisch esse ich nicht. Ich esse sehr wenig Fleisch." Das ist für Andreas ein Problem, schliesslich sucht der Selbstversorger bei "Bauer sucht Frau" nach jemandem, der ihm beim Schlachten zur Hand geht. Deshalb macht sich Andreas diesbezüglich seine Gedanken.

Für Angelika geht das nicht gut aus: "Ich hab' nicht erwartet, dass sie so wenig Fleisch isst. Ich war schon ein bisschen geschockt. Das wird es dann wohl gewesen sein", erklärt Andreas und schickt daraufhin Angelika nach Hause. Aber nach Angelika ist vor Irmard, denn der umsichtige Bauer hatte ja noch eine zweite Frau in einem Hotel zwischengelagert. Der Einsiedler weiss eben, wie man Vorräte anlegt.

Von so viel Umsicht kann Ferkelzüchter Claus nur träumen. Er hat lediglich Heike auf seinen Hof gebracht und die ist von seinem Umgang mit ihr und den Ferkeln gar nicht begeistert. Dabei hat Claus im "Bauer sucht Frau"-Intro doch dem Pferd auf der Wiese noch so liebevoll den Kopf getätschelt. War das vielleicht alles nur gestellt? Heike jedenfalls fährt nach Hause.

"Gefühle, Gefühle"

Auf dem Heimweg könnte sie vielleicht Deborah über den Weg gelaufen sein. Die hat bei Bauer Dirk nämlich ebenfalls die Reissleine gezogen, unter anderem wegen Gesprächen wie diesem:

Deborah: "Hast du denn überhaupt schon Gefühle für mich?"

Dirk: "Das ist 'ne gute Frage. Was soll ich jetzt sagen? Gefühle, Gefühle. Du bist 'ne tolle Frau und bist intelligent, hübsch. Aber Gefühle? Weiss ich nicht. Vielleicht ist das schon so lange her."

Deborah möchte daraufhin lieber fahren und erhöht die Anzahl der frühzeitig abgebrochenen Hofwochen bereits in der dritten Woche auf vier. Das ist nicht schön für RTL, aber eben die Realität.

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