Benedict Cumberbatch spielt in "Doctor Strange" zum ersten Mal einen Superhelden. Wieso es mit dieser Rolle aber fast nicht geklappt hätte, wer das grösste Ego am Filmset hatte und wie es um seine Oscar-Ambitionen steht, erzählte er uns im Interview.
Dr. Strange ist ein eher anachronistischer Held - er hat keinen Hightech-Anzug, ist nicht genmanipuliert. Hat ihn das für Sie besonders interessant gemacht?
Und ausserdem ist er sehr verletzlich, auch später als Zauberer noch. Er ist immer noch aus Fleisch und Blut, und das ist wirklich interessant zu spielen. Der Humor spielte auch eine Rolle, aber besonders seine Verletzlichkeit hat mich gereizt.
War das die erste Superhelden-Rolle, die Ihnen angeboten wurde?
Das ist eine gute Frage, das hat mich noch keiner gefragt. Soweit ich mich erinnere, ja. Ich glaube, ich würde mich erinnern, wenn ich ein solches Angebot schon mal bekommen hätte.
Und welchen Superhelden hätten Sie gerne gespielt, wenn es denn ein Angebot gegeben hätte?
Nur Dr. Strange natürlich. (lacht)
Natürlich.
Nein, wirklich! Ich hatte nie eine Liste mit Zielen, die ich noch erreichen will. Mein einziges Ziel als Schauspieler war es, einmal den Hamlet zu spielen [den spielte er 2015 im Barbican Centre in London; Anm.d.Red.]. Das kollidierte terminlich mit den Dreharbeiten von "Doctor Strange", aber sie wollten mich glücklicherweise unbedingt für die Rolle des Stephen Strange und haben ihren Zeitplan angepasst.
Was war die grösste Herausforderung dabei, Dr. Strange zu spielen?
Da gab es eine ganze Menge, aber die grössten Schwierigkeiten hatte ich mit dem Schwebemantel. Der hat wirklich ein riesiges Ego und höhere Ansprüche als alle anderen Schauspieler, mit denen ich jemals zusammengearbeitet habe.
Nein, lassen wir den Quatsch. Körperlich war der Film eine sehr grosse Herausforderung. Ich habe vorher schon Kampfszenen und Stunts gedreht, aber nicht auf diesem Level.
Sie haben beides in Ihrer Karriere schon erlebt: Sie waren für "The Imitation Game" für einen Oscar nominiert und haben sich als "Sherlock" eine riesige Fangemeinde auf der ganzen Welt aufgebaut. Was ist schwerer zu erreichen?
Puh, keine Ahnung. Ich habe "Sherlock" ja nicht gemacht, weil mir das jede Menge Fans bringen würde. Der Charakter an sich wurde ja schon von vielen geliebt aufgrund der Bücher und vorherigen Verfilmungen. Er ist eine Ikone. Ich dachte mir also schon, dass die TV-Serie eine Menge Aufmerksamkeit bekommen würde. Aber deswegen habe ich es nicht gemacht.
Dasselbe gilt für "The Imitation Game". Es ist eine wichtige Geschichte, und es ist eine grosse Verantwortung, sie zu erzählen. Ich war stolz, dass ich das machen konnte. Ich dachte nicht, 'Oh toll, es gibt eine Rolle in einem Independent-Film und die Oscars stehen vor der Tür!'
Es macht für Sie als Schauspieler also keinen Unterschied?
Genau das meinte ich gerade. Nein, kein bisschen! Ich weiss, Journalisten unterstellen uns das gerne. Aber ich gehe als Schauspieler doch nicht her und sage mir: 'Ich hätte jetzt wirklich gerne einen Oscar und spiele deshalb diese oder jene Rolle.' Wenn man in der glücklichen Situation ist, in einem tollen Film mit einem guten Drehbuch zu spielen und mit guten Kollegen zusammenzuarbeiten, dann kommt am Ende etwas Gutes dabei heraus. Und das ist für mich als Schauspieler das Ziel.
So war es auch bei "Doctor Strange" - nur weil ich mit diesem Film wohl keinen Oscar gewinne, strenge ich mich doch nicht weniger an. Wenn man anfängt, so zu denken, dann will man mit seiner Karriere nur noch sein Ego befriedigen. Dann geht es nicht mehr um die Schauspielerei an sich. Aber das muss jeder für sich selbst herausfinden.
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