Catfishing ist ein relativ neues Phänomen in der Cyberkriminalität: Betrüger nehmen eine falsche Online-Identität an mit dem Ziel, ihre Opfer zu täuschen. Wie kann man sich vor dieser perfiden Online-Masche schützen? Dazu haben wir "Aktenzeichen XY … ungelöst"-Moderator Rudi Cerne befragt.

Ein Interview

Am Mittwoch (20:15 Uhr live im ZDF) stellt Rudi Cerne in der Sendung "Aktenzeichen XY … ungelöst" fünf Kriminalfälle vor. Einer davon widmet sich dem Thema Catfishing. Es geht um einen Fall aus dem Juni 2023, als eine Online-Bekanntschaft in einem Gewaltakt endete.

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Im Interview mit unserer Redaktion klärt "Aktenzeichen XY"-Moderator Rudi Cerne über Gefahren, Warnzeichen und Motive von Catfishing auf.

Herr Cerne, wie sind Sie auf diesen Fall aufmerksam geworden?

Rudi Cerne: Wir sind durch die besondere Brutalität auf den Fall aufmerksam geworden. Das Opfer: ein junger Mann, 28 Jahre alt, wurde durch eine Legende in einen Schrebergarten gelockt. Er glaubte, dort auf seine Internet-Bekanntschaft zu treffen. Doch stattdessen tauchen vier bis fünf Männer auf, überfallen ihn, schlagen ihn zusammen und rauben seine Wertsachen. Schliesslich schlägt ihm einer der Männer mindestens zweimal mit einem Hammer auf den Hinterkopf, sodass sich ein Teil der Schädelplatte löst. Das Opfer hat bis heute unter den Folgen zu leiden.

Wo findet Catfishing statt? Und welche Motive spielen dabei eine Rolle?

Am häufigsten findet Catfishing auf Dating-Apps und Social-Media-Plattformen statt. Die Täter täuschen online eine falsche Identität vor – mit dem einzigen Ziel, das Opfer in einen Hinterhalt zu locken und es um sein Geld zu bringen.

Ist ein Anstieg der Fälle zu verzeichnen?

Ja, das BKA verzeichnet einen Anstieg von circa zwölf Prozent. Zudem ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher ist. Wir haben in der Vergangenheit in den "Aktenzeichen XY"-Spezialausgaben aber schon häufiger über diese und ähnliche Maschen, also Delikte, berichtet. Wenn es um Sextortion geht, also wenn Nacktbilder verschickt werden, dann schnappt die Falle zu und es kommt zu einer Erpressung.

"Finger weg!" Bei diesen Warnzeichen besteht Catfishing-Gefahr

Wie kann man sich vor Catfishing schützen?

Erst einmal gilt es, die Identität der entsprechenden Person herauszufinden. Am einfachsten ginge das durch ein Telefonat. Falls sich die Person aber weigert oder immer wieder Ausreden findet: Finger weg! Die erste Verabredung sollte auf jeden Fall an einem belebten Ort stattfinden, etwa in einem Café oder in einer Kneipe in der Innenstadt. Keinesfalls sollte man sich an abgeschiedenen Orten – so wie in unserem Fall nachts in einem Schrebergarten – treffen.

Wie laufen die Ermittlungen ab und wie kommt man den Tätern auf die Spur?

Es werden Online-Ermittlungen eingeleitet. Dafür gibt es eigene Dienststellen. Unter anderem wird versucht, IP-Adressen herauszufinden, also den digitalen Fingerabdruck der Täter. Dann wird, wie in unserem Dortmunder Fall, am Tatort weiterermittelt.

Was macht es mit den Opfern, wenn ihnen klar wird, dass sie auf eine solche Masche hereingefallen sind?

Viele verfallen in tiefe Scham, weil das Vertrauen und der Wunsch, eine Partnerin oder einen Partner kennenzulernen, ausgenutzt wurde. Das Opfer in unserem Fall ist stark traumatisiert und hat mit seinem sozialen Umfeld gebrochen.

Am 5. März wird im ZDF eine neue Ausgabe von "Aktenzeichen XY … Cold Cases" ausgestrahlt. Welche Fälle werden in dieser Sendung behandelt?

In unserer Spezialausgabe geht es ausschliesslich um lang zurückliegende Mordfälle, zum Teil sogar um Taten aus den 70er- und 80er-Jahren. Ein Fall befasst sich mit dem Soldaten Norbert Stolz, der 1989 nachts mitten in einer Kölner Kaserne erstochen wurde. Ein weiteres Verbrechen ist der Mord an der 18-jährigen Sabine Rahn im Jahr 1983. Das junge Mädchen war auf dem Weg zu einer Disko verschwunden, einige Tage später wurde ihre Leiche gefunden. Besonders tragisch war auch die Tötung einer gehörlosen Frau in Köln im Jahr 2002. Sie arbeitete nebenbei als Prostituierte. Kurz vor ihrem Tod wurde beobachtet, wie sie in einen weissen Transporter stieg. Ob der Fahrer der Mörder war, ist unklar.

Über den Gesprächspartner

  • Rudi Cerne ist ein deutscher Journalist und Moderator. Seit mehr als 20 Jahren führt er durch die Sendung "Aktenzeichen XY … ungelöst" sowie durch diverse Spezialausgaben dieses Formats. Seine TV-Karriere begann der frühere Eiskunstläufer als Sportmoderator. Unter anderem war er ab 1999 sechs Jahre lang im Wechsel mit anderen Kolleginnen und Kollegen Gastgeber des "aktuellen sportstudios".
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