Innere Dämonen, fiese Albträume und wirre Liebesgeschichten: In der vierten Folge von "Der Bestatter" geht es überraschend übernatürlich vor. Während Luc und Anna-Maria ihrer vergangenen Liebe auf die Sprünge helfen, sorgen die "Gespenster" des Mordopfers Celine dafür, dass Praktikant Fabio komplett neben der Spur läuft. Dabei wird der Organhandel ganz nur Nebensache.
Worum geht's hier eigentlich?
Bei einer Schlossführung mit Minnesänger entdeckt die Touristengruppe eine tote Frau im Schlossturm: Die schöne Celine, ihrerseits Schlossherrin, wurde an ihren eigenen Haaren erhängt, wie es bereits in einer Sage des Schlosses geschrieben steht. Für Gerichtsmediziner Semmelweis ist klar: Die junge Frau wurde ermordet. Luc und Anna-Maria gehen dem Fall nach, während sich Bestatter-Praktikant Fabio in die verstorbene Schönheit verliebt. Der Gothic-Fan beginnt mit Celine eine kuriose Beziehung, weit über die Grenzen des Natürlichen hinaus. Dafür bringt niemand so recht Verständnis auf - am allerwenigsten Celines uncharmanter Ex-Freund, der kein gutes Haar an der Toten und ihren Eigenheiten lässt. Denn Letztere war nicht nur wunderschön, sondern auch in psychischer Behandlung wegen "Gespenstern" in ihrem Kopf und Verfolgungswahn.
Schloss-Kassiererin Isabelle Widder ist über den Tod von Celine ebenfalls alles andere als unglücklich. Sie und Minnesänger Walter wollten die "Irre" ohnehin aus dem Weg räumen, um mit Schloss Hallwyl finanziell ausschlachten zu können.
Weniger liebevoll geht es zwischen der Kommissarin und Bundespolizist Petro zu. Die Zusammenarbeit im Organhandelskandal setzt den beiden zu und strapaziert ihre noch nicht vorhandene Beziehung zueinander. Dass Petro den Fall Anna-Maria quasi auch noch entzieht und zu seinem eigenen Projekt macht, ist das Salz in der Wunde. Celines Psychiater treibt die Kommissarin mit einem Schlüsselsatz statt in Petros Arme in Lucs Arme: "Sie müssen sich mit der Vergangenheit arrangieren und sie dadurch bewältigen." Für ein Abendessen mit ihrem Ex lässt Anna-Maria sogar ein Date mit Petro sausen.
Wie nervenzerfetzend ist die Spannung?
So gruselig wie diesmal ging es beim "Bestatter" noch nie zu. Diverse Schreckmomente sorgen für die nötige Gänsehaut im Krimi, ebenso wie die Parallelhandlungen. Während die einen einen Mord aufklären wollen, suchen die vermeintlichen Täter nach Schätzen unter der Burg. Fabio dagegen bricht ins Schloss ein, um das nötige Kraut für einen Wundertrunk zu bekommen, den er der Toten zubereiten möchte. Anna-Maria steht zwischen zwei Männern, die sie beide umwerben und gern an ihrer Seite wissen möchten. So vermischen sich zwei Arten von Gefühlen: Das Adrenalin einer Verfolgungsjagd mit dem nervenaufreibenden Mitfiebern einer sich anbahnenden Liebesszene.
Ergibt das alles Sinn?
Das lässt sich angesichts von Celines Schönheit schier nicht mehr objektiv beurteilen. Aber ja, im Grossen und Ganzen durchaus. Warum sich aber wirklich jeder männliche Darsteller - Luc ausgenommen - in die Tote verliebt, bleibt ein Rätsel. Ob man das unbedingt lösen muss, sei dahingestellt.
Braucht man das Drumherum?
An sich ist der Hokuspokus der vierten Folge eine nette Abwechslung in der sonst so bodenständigen wie am Alltag orientierten Serie. Dennoch wirkt gerade Fabios Liebe zur Toten etwas skurril. Als er sich auch noch auf die Suche nach einem Unsterblichkeitstrunk macht, verlieren Zuschauer wie das Bestattungskollegium schier den Glauben an den Sprössling. An ganz anderer Stelle bedanken wir uns sogar für das Drumherum: Luc und Anna-Maria kommen sich endlich wieder näher - auch wenn Doering das romantische Zusammentreffen der beiden leider vorzeitig unterbricht.
Würde man diese Kommissare im Notfall rufen?
Auf jeden Fall. Die Spurensuche verläuft hintergründig und sauber, die Ergebnisse der Ermittlungen können sich sehen lassen. Luc Conrad läuft zur Hochform auf
Wie fies sind die Verbrecher?
Kassiererin Isabelle kam nie darüber hinweg, dass ihr Walter sie mit der schönen Celine betrügt. Trotzdem ist sie nicht die Täterin: Ausgerechnet der hoffnungslos verliebte Psychiater entpuppt sich als Mörder. Weil sich Celine heimlich mit Walter eingelassen hat und nicht mit ihm, muss sie sterben. Und das, obwohl der Therapeut der Mann war, der der Toten hätte über ihren Verfolgungswahn hinweg helfen sollen. Was er vor seiner Tat nicht wusste: Celine war noch Jungfrau, als sie starb.
Musste man das sehen?
Ja! Unbedingt! Diese Folge war zwar keine klassische "Bestatter"-Episode und dürfte den ein oder anderen Krimifan unbefriedigt zurücklassen. Jeder, der schöne Geschichten mag, die treffend ineinander greifen, kommt allerdings voll auf seine Kosten.
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