Mehr Drama als bei Heidi Klum: Die Chefin einer Modelagentur wird ermordet, weil sie ihr Topmodel nicht mehr auftreten lassen will. Und wieso hat Pathologe Semmelweis plötzlich Attentäter am Hals? In der jüngsten Folge der Krimiserie "Der Bestatter" geht es rasant zu.
Auch schöne Menschen bringen sich gegenseitig um: Wo Polizei und Bestatter Luc Conrad (Mike Müller) vergangene Woche noch in der entschleunigten Welt eines Altenheims ermittelten, geht es diesmal ins kalte Reich der Modebranche. Dort überlebt die Leiterin einer Modelagentur die paar Minuten bis zum Vorspann nicht: Sie wird nach einem Streit mit einem ihrer Models im Parkhaus überfahren und dabei empfindlich verunstaltet.
Wir protokollieren: Supermodel Andrea kommt zwar ins Finale eines Topmodel-Wettbewerbs, aber Agentin Caro Letzi verbietet ihr die Teilnahme, weil da etwas ans Tageslicht gekommen ist. Schade für Andrea, richtig schade für Caro, die nur kurze Zeit später unsanft über die Motorhaube fliegt.
Schiefer Haussegen, schiefe Implantate
Zuhause bei Andrea wohnen wir einem Streitgespräch mit ihrem Ehemann bei, dem Schönheitschirurgen Jean Stein. "Warum hast du das getan?", will Andrea von ihm wissen, und wer noch nie einen Krimi gesehen hat, könnte jetzt glauben, dass es um den Mord geht. Aber ganz egal, worüber da so vage gesprochen wird: Der Haussegen bei den Steins hängt schief. Andrea wirft Jean vor, er würde sie kontrollieren, ordnet sich ihm aber nur kurze Zeit später wieder unter. "Alles wird gut", spricht der Doktor und schaut dabei ergriffen in den Spiegel.
Bestatter Luc Conrad, der sich um die verbeulte Modelchefin kümmert, muss derweil feststellen, dass die Brustimplantate der alternden Schönheit verpfuscht wurden. Eigentlich rührend, dass die Polizei das tatsächlich als Verdachtsmoment gegen Jean Stein wertet: Die glauben offenbar ernsthaft, dass der Doc die missratenen Projekte lieber mit dem Auto überfährt, als eine Korrektur durchzuführen. Vielleicht war's ja auch die zahlungsunwillige Krankenkasse?
Damit sich Jean nicht ganz allein verdächtigen lassen muss, werden noch ein paar andere Figuren angekarrt. Wie wär's mit Andreas Freundin Cynthia, die insgeheim aus der Modelbranche aussteigen will? Oder war es vielleicht doch Caros Partner Yves Broder, der grosse Pläne mit Andrea und der Agentur hatte – ersteres auch durchaus im privaten Sinne? Oh, und da kommt ja auch schon Cynthias Mutti Bianca, der es eventuell missfallen haben könnte, dass Caro Andrea immer bevorzugte. Ach, da weiss die Polizei ja gar nicht, wo sie anfangen soll!
Lückenlose Überwachung und beinahe wasserdichte Pläne
Das weiss dafür Pathologe Semmelweis, der den fortlaufenden Mystery-Plot der Serie rund um einige verschwundene Leichen vorantreibt und deswegen in Staffel zwei angeschossen wurde. Plötzlich träumt Semmelweis nämlich von einer Zahl, die ihn nicht mehr loslässt – und wir wissen schon seit "Lost", dass mysteriöse Zahlen diverse Obsessionen hervorrufen können.
Ausserdem ist er wegen eines künstlichen Hüftgelenks auf einer Spur: Was, wenn die Leichen solche Gelenke hatten und die geträumte Zahl die Seriennummer eines solchen Gelenks ist? Er teilt seine Theorie dem geduldigen Bestatter mit – und weil er per Überwachungskamera von Louis Lauerer beobachtet wird, wird prompt deswegen ein Attentäter auf ihn angesetzt.
Man kann Lauerer für seine Ausdauer nur bewundern: Der gute Mann verbringt offenbar wirklich den ganzen Tag damit, Semmelweis per Videostream zu überwachen. Was wäre wohl gewesen, wenn Semmelweis seinen Verdacht geäussert hätte, während Lauerer auf dem Klo sitzt? Und was macht Lauerer, wenn sein Rechner mal Updates benötigt und neu gestartet werden muss? Eigentlich müsste er Semmelweis richtiggehend dankbar sein: Wenn der Pathologe auf keine Spur gekommen wäre, müsste Lauerer vielleicht die nächsten 20 Jahre damit verbringen, ihn zu überwachen. Wobei man sich schon fragt, warum er mit der Beseitigung des Mannes wartet und eine umständliche Spionageaktion arrangiert, anstatt ihn einfach von vornherein kaltstellen zu lassen.
Männer, Frauen und ein Frankensteingeschöpf
Hoppla, vor so viel Aufregung vergisst man doch beinahe, dass da ja noch ein Todesfall zu klären ist. Beziehungsweise zwei: Andreas Ehemann Jean Stein hält auch nicht bis zum Abspann durch. Andrea verbringt also viel Zeit damit, die Tränen fliessen zu lassen. In der Modelwelt lernt man das aber wohl ohnehin von der Fernsehshow von
Die Auflösung der Chose ist beinahe nicht in Worte zu packen. Andrea gewinnt den Wettbewerb und outet sich dann mit starrem Blick vor dem Publikum: "Ich bin keine echte Frau! Ich war ein Mann!" Zu grossem Orchester und tragischer Zeitlupe marschiert Dr. Steins Geschöpf von der Bühne und konfrontiert Yves, hinter dem schon die Polizei steht. "Ich hab's für dich gemacht!", haucht der. "Ich möchte ein Geständnis ablegen", sagt sie. Ein schönes Paar.
Nach so viel konstruiertem Plot dürfte die Heiterkeit auch in der nächsten Folge weitergehen: Weil Semmelweis bei einem vermeintlichen Selbstmord das Zeitliche segnen soll, stehen als Cliffhanger zwei Attentäter mit Pistolen bei ihm auf der Matte. Ist ja auch das Naheliegendste, um einen Suizid zu inszenieren. Ob das gelingt, erfahren wir nächsten Dienstag in der vierten Folge der dritten Staffel von "Der Bestatter" - um 20:05 Uhr auf SRF1.
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