In der zweiten Folge von "Der Bestatter" wird Luc Conrad mit einem schwierigen Fall konfrontiert. Denn eine ihm bekannte Familie wird in einen Mordfall verwickelt. Was kaum jemand ahnt: Der Clan hütet dunkle Geheimnisse, die die Polizei in "Stierebluet" vor Probleme stellt und den Zuschauer erzittern lässt.
Worum geht's hier eigentlich?
Bei einer Explosion im Weinberg der Familie Lüscher kommt der Patron ums Leben. Sein Tod ist scheinbar zufällig. Doch der verkaterte Luc Conrad (Mike Müller) und Polizist Reto Dörig (Samuel Streiff) finden heraus, dass der Mann verhasst und die Familie tiefzerrüttet ist. Bei den Lüschers liegt einiges im Argen, das Motiv für einen Mord sein könnte. Währenddessen ermitteln Anna-Maria Giovanoli (Barbara Terpoorten) und Bundespolizist Pedro Lambert (Carlos Leal) im Fall eines anonymen Toten, der in illegalen Organhandel verwickelt war. Was Luc gar nicht passt: Die Kommissarin und ihr Welschen-Kollege kommen sich nicht nur bei der Arbeit, sondern auch privat näher.
Wie nervenzerfetzend ist die Spannung?
Ein Todesfall lüftet nach und nach schockierende Familiengeheimnisse in Aarau - vom Selbstmord der Mutter und der problematischen Alkoholsucht des Juniorchefs über einen ungewollten Deal mit einem weinbesessenen Australier bis hin zu stillen Affären und dem Verrat zwischen Bruder und Schwester. Das alles endet in einer im wahrsten Sinne des Wortes tödlichen Explosion. Der Zuschauer wird nur häppchenweise mit diesen Informationen gefüttert, was den Fall nervenaufreibend macht.
Im Organhandel-Skandal rückt derweil ein ebenso verschlossener wie verdächtiger Pfleger eines Opfers in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Er scheint mehr als nur eine Randfigur im Fall zu sein - wie überraschend viele andere. Lamberts Hackerkünste in die geheimen Unterlagen des hinterbliebenen Bruders des Toten heizt die Spannung und den Wettlauf um die Zeit weiter an.
Ergibt das alles Sinn?
Wer die erste Folge der neuen Staffel gesehen hat, ist klar im Vorteil. Darin wurden gleich drei Todesfälle eingeführt, die auf den Organhandel in der Schweiz hinweisen und Bundespolizist Lambert auf den Plan rufen. Allein für sich gesehen dürfte "Stierebluet" hinsichtlich dieser Geschichte verwirren. Anders als der Tod von Peter Lüscher. Der Aufbau der Geschichte ist ebenso wie die Charaktere durchdacht und überzeugend.
Braucht man das Drumherum?
Das einzige Drumherum dürfte in dieser Episode das Eifersuchtsdrama zwischen Luc und Anna-Maria sein. Der Bestatter kommt mit der Turtelei zwischen seiner Ex-Freundin und Lambert überhaupt nicht zurecht. Das tut er oft genug kund. Trotzdem wirkt sich diese Nebenhandlung nicht zu aufdringlich, sondern mehr unterhaltend auf das Gesamtgefüge aus.
Würde man diese Kommissare im Notfall rufen?
Wenn sie nicht gerade zu viel "Stierebluet" getrunken haben, dann schon. Einzig Anna-Maria und ihr Welscher Kollege wären in dieser Folge in einer so aufgewühlten und nervösen Verfassung gewesen, dass sie für einen Notfall vermutlich gar keinen Kopf hätten.
Wie fies sind die Verbrecher?
Im Fall des toten Lüscher lässt sich sagen: Wer Verwandte hat, braucht keine Feinde. Ausgerechnet der Liebhaber von Weinberg-Erbin Sandra entpuppt sich als Mörder des Patrons. Allerdings nicht wegen der Erbfolge des Unternehmens, sondern vielmehr aus Versehen. Eigentlich hätte bei der Explosion nämlich Sandras australische Affäre, der neue Geschäftspartner des Weinhandels, über die Klinge springen sollen. Das wiederum war keineswegs ein Zufall, sondern bitterböse geplant.
Wenn es um die Opfer des Organhandels geht, sieht die Sache etwas anders aus. Die Täter agieren gesichtslos, sind höchst professionell und lassen die italienische Mafia aussehen wie eine Kindergartengruppe. Wer hinter den Verbrechen steht, bleibt aber weiterhin unklar.
Musste man das sehen?
Ja! Denn es gibt einiges zu sehen, auf was man bereits gewartet hat: Ein lange angebahnter Konkurrenzkampf zwischen Anna-Maria und Reto eskaliert in einem lauthalsen Streit mitten im Präsidium. Anna-Maria löst sich erstmals von ihren Gefühlen für Luc und bandelt mit einem anderen Mann an. Insgesamt erlauben die Hauptfiguren einen tiefen Blick hinter ihre Masken, was nicht nur der Dramaturgie dient, sondern auch den Krimifällen selbst.
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