"Die beste Show der Welt" war tatsächlich mal die beste Show der Welt. Zumindest die raffinierteste. Am Samstag lief nun die bereits achte Ausgabe und inzwischen ist "Die beste Show der Welt" nur noch eine von vielen Samstagabend-Unterhaltungssendungen. Immerhin noch eine der besseren.
"Mein Fernsehherz sagt: Mach das ordentlich! Mein Gewinnerherz sagt: Bist du bescheuert?" Auch wenn
Bei
Und an jenem Abend war das eben Klaas Heufer-Umlauf, was ihn in die Bredouille brachte. Denn je besser er rückwärts spielte, umso besser fand das Publikum das Showkonzept von Winterscheidt und umso grösser war die Chance, dass die Rückwärtsshow die beste Show der Welt werden würde. Alles klar?
Noch einmal zur Erinnerung: Es geht bei "Die beste Show der Welt" um ein Duell zwischen Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Jeder denkt sich im Vorfeld drei Showkonzepte aus und realisiert sie in der Show.
Das Publikum im Saal stimmt dann ab, welche der gesehenen Shows die beste der Welt ist. Und in der jüngsten Folge war es eben Winterscheidts "Die Rückwärtsshow".
"Die beste Show der Welt", früher bekannt als die beste Show der Welt
Dementsprechend überschwänglich freute und feierte sich Winterscheidt und verriet damit, worum es in der Show inzwischen eigentlich geht: ums Gewinnen.
Und weil gewinnen noch schöner ist, wenn der Unterlegene die Niederlage unter die Nase gerieben bekommt, feierte sich Winterscheidt weiter: "Das war intelligentes Fernsehen!" Was natürlich nicht stimmt.
Dabei war "Die beste Show der Welt" tatsächlich einmal intelligentes Fernsehen. Das war bei ihrer Premiere vor eineinhalb Jahren, als die Show mehr war, als nur eine Samstagabendunterhaltungssendung. Als sie eine in sich funktionierende Mediensatire war, die infrage stellte, was Fernsehen alles darf, indem sie zeigte, was Fernsehen alles kann.
Etwa als Klaas mit einer unwissenden Kandidatin darum spielte, ob sie ihren Bruder nach langer Zeit wiedersehen darf oder ob er grusslos nach Kolumbien weiterreist. Das bereitete schon beim blossen Zusehen grösstes Unbehagen, war aber clever, weil es die Macht der Quote hinterfragte und damit den Zuschauer.
Darf man alles machen, was Quote bringt? Darf man sich als Zuschauer Shows ansehen, nur weil es sie eben gibt? Ab wann folgt man seinem Verstand? Ein Frage, die für beide Seiten gilt - Zuschauer und Sender.
In der jüngsten Ausgabe der "Besten Show der Welt" fehlte dieses Infragestellen fast völlig. Die Shows in der jüngsten Ausgabe waren unterhaltsam, ohne Zweifel. Aber eben auf einer völlig anderen Ebene.
Ein Beispiel: In seiner ersten Show inszenierte Klaas Heufer-Umlauf "Die beste Soap der Welt" und karikierte dabei die Mechanik, die hinter solchen Soaps steckt - inklusive der Auftritte von GZSZ-Fiesling Dr. Jo Gerner und allerlei Ex-Soap-Stars wie Isa Jank aka "Verbotene Liebe"-Biest Clarissa von Anstetten.
Unterhaltung ja, Satire nein
Doch statt die Mediensatire durchzuziehen, diente die Soap nur als ein weiteres Duell Joko gegen Klaas, in dem sich Joko auf Befehl selbst durch den Kakao ziehen musste: "Ich sehe aus wie ein verwesendes Butterbrot, auf dem ein Nacktmull geschändet wurde."
Platz für Ironie bleibt da keiner. Da half auch der Auftritt von Benjamin von Stuckrad-Barre nichts.
Joko Winterscheidt hingegen gab sich erst gar nicht die Mühe, irgendeine Art von Ironie anzudeuten. Zum Beispiel bei der Show "Kochduellchen".
Hier trat Winterscheidt gegen Johann Lafer in einem Kochwettstreit an, nur dass diesmal mit Miniküchen im Massstab 1:12 gekocht wurde: "Wer hat sich denn so einen Scheiss einfallen lassen", schimpfte dementsprechend Lafer, als er mit einem Miniaturmesser eine Kartoffel schälen wollte.
Das war einige Augenblicke lang tatsächlich drollig anzusehen. Als dann aber sehr erwartbar Reiner Calmund als Juror für die Miniportionen auftrat, verflachte die gute Idee zu einem allzu naheliegenden Witz. "Ach, jetzt hätt' ich fast den Teller mit verputzt, ich dachte, das sei ein Ei", durfte Calmund wenigstens noch einen müden Schenkelklopfer raushauen.
Unterm Strich ist "Die beste Show der Welt" aber immer noch besseres Fernsehen. Es ist immer noch unterhaltsam, denn es sind immer noch Joko und Klaas.
Als Mediensatire hat sie sich aber inzwischen selbst überlebt und lebt nun als ganz normale Samstagabendunterhaltungsshow weiter.
Beim Auftakt durfte man noch voller Ungewissheit fragen: Meinen die das ernst? Nach acht Folgen weiss man: Ja, inzwischen meinen die das ernst.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.