Markus Lanz hat in seiner Talkshow die Politikerin Sahra Wagenknecht unfair behandelt, so sieht es die Netzgemeinde. Mehr als 160.000 Menschen fordern in einer Online-Petition: Lanz muss weg! Der Moderator selbst fühlt sich missverstanden, räumt aber auch Fehler ein. Der Kritik muss sich nun aber auch die Online-Petition als Form der Meinungsäusserung stellen.

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Nachdem Mitte der Woche die Medienberichterstattung zur Online-Petition gegen den ZDF-Moderator Markus Lanz Fahrt aufgenommen hatte, schien die Meinung der Fernsehnation Deutschland in Stein gemeisselt: Lanz ist "notorisch peinlich" und kann mit abweichenden Meinungen nicht umgehen. Diese Auffassung teilen die Unterzeichner der Petition mit diversen Medienvertretern. Die "Frankfurter Rundschau" feiert die Initiative gar als moderne Form des Widerstands. Früher musste man noch beim Sender anrufen, schreibt die Zeitung, heute werde eine Internet-Petition aufgesetzt. Genau da liegt aber auch das Problem.

Man muss nicht gleich in Lobgesänge auf den Leserbrief oder die altmodische Wortmeldung per Telefon verfallen, um anzuerkennen, dass der empörte Online-Einzeiler unter Pseudonym oft genug einem wütenden Zwischenrufe im Affekt gleich kommt. Eine andere Wahrheit lautet: 160.000 Online-"Unterschriften" sind unter bestimmten Voraussetzungen kein Hexenwerk. Die Petition gegen Lanz erfüllt diese Voraussetzungen alle:

  • Die Zielperson ist in bestimmten Gesellschaftskreisen unbeliebt
  • die Aktion ist durch grosses Medienecho allgemein bekannt
  • das Ausfüllen der Formularkästen dauert 30 Sekunden und fordert
  • keinerlei Engagement darüber hinaus

Online-Petition als Wut-Ventil

Nie war es so leicht, ein "Dem hab ich's aber gezeigt"-Gefühl zu bekommen. Nimm das, ZDF! Unwahrscheinlich, dass die Mehrheit der "Unterzeichner" wirklich glaubt, der Sender würde Lanz nun entlassen. Man kann den Mainzern nur abraten – egal, wie man zu Lanz steht. Sollte das Beispiel Schule machen, wird demnächst jeder zweite Moderator von einer lautstarken Minderheit weggemobbt. Kontroversen gehörten zu einem erfolgreichen Format, verteidigte sich das ZDF - zu Recht. Man müsse die Kritiker in Relation bringen zu den Millionen, die "Lanz" sehen und sich nicht äussern.

Eine Folge hat die medienträchtige Petition aber auf alle Fälle: Die Verantwortlichen machen sich immerhin mal Gedanken. Nach dem ZDF hat sich mittlerweile auch Markus Lanz selbst zu Wort gemeldet. Im Interview mit dem Online-Medienmagazin "DWDL.de" verteidigt er sein Interview mit Sahra Wagenknecht als Form des leidenschaftlichen Streits. Es müsse möglich sein, im deutschen Fernsehen "kritische Fragen zu stellen". Lanz räumt aber auch ein, sein Gesprächsstil sei kritikwürdig. Auf die Frage des Interviewers, ob der Moderator Frau Wagenknecht hätte ausreden lassen sollen, lautet Lanz’ knappe Antwort: "Sie haben völlig Recht." Und er führt fort: "Mein Fehler. Daraus lerne ich, glaube aber auch, dass Meinung und Haltung in einer Sendung, die den eigenen Namen trägt, wichtig sind."  © Glutamat

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