Am 17. August startet "Bullyparade - Der Film" im Kino. Die Sehnsucht nach einem Revival der Show von Michael Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz war gross. Noch grösser ist eigentlich nur die Enttäuschung über das, was Bully aus der einst so witzigen Comedysendung gemacht hat.
Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Wer den Trailer zu
20 Jahre "Bullyparade": 1997 flimmerte
Bully brachte das auf eine Idee, die vielleicht nicht seine beste war: Lass mal Kino machen. "(T)Raumschiff Surprise" (2004) konnte an den Erfolg der Winnetou-Parodie schon nicht mehr anknüpfen und was danach kam, ist kaum der Rede wert.
20 Jahre "Bullyparade" - der perfekte Revival-Moment
Aufgeben wollte Michael Herbig deshalb nicht. Irgendwas müssen die Leute doch sehen wollen! Also noch mal in die Schublade schauen, da wird schon noch was drinliegen. Aha, in diesem Jahr feiert die "Bullyparade" Jubiläum, das wäre doch was, müsste man ja nur aus den einzelnen Sketchen einen ganzen Film machen, das kann nicht so schwer sein.
Ist es offenbar doch. Denn nur, weil etwas zwei Minuten lang lustig ist, heisst das noch nicht, dass die Lacher auch für weitere 98 Minuten garantiert sind. Egal, wie verzweifelt man einen Gag an den anderen reiht.
"Ich hatte von Anfang an kein gutes Gefühl"
Denn genau das ist passiert: Ein Erzähler versucht, eine chronologische Abfolge geschichtlicher Ereignisse miteinander zu verknüpfen. Es beginnt mit einer Zeitreise der Kasirske Brothers zurück zum Tag des Mauerfalls, führt über Winnetou und Old Shatterhands Wiedervereinigung hin zum kaiserlichen Hofe Österreichs.
Ein Zitat des Feldmarschalls aus dem Film bringt das Dilemma des Remakes gut auf den Punkt: "Ich hatte von Anfang an kein gutes Gefühl." Dabei ist ausgerechnet die Geschichte von Sissi und ihrem Franz noch die lustigste.
Die Witze wirken erzwungen, beinahe verzweifelt
Lutz und Löffler werden in einer "Wolf of Wall Street"-Parodie platziert, aber durch die Outtakes in den letzten drei Minuten des Films überhaupt erst witzig. Das gilt übrigens auch für den Yeti, der diesmal in der Zukunft auf die Besatzung rund um Käpt'n Kork trifft. Wer "(T)Raumschiff Surprise" schon nicht wirklich lustig fand, kann sich die letzte Viertelstunde dieses Films auch sparen.
In fast jeder Szenerie mit dabei: Die drei Kastagnetten. Zu Zeiten der "Bullyparade" verstrickten sich die in schwarz gekleideten Männer mit hohem Sprechtempo in verbalen Absurditäten, die Wortspiel-Freunden das Herz höher schlagen liessen.
Doch daran können Herbig,
Ein Beispiel aus dem Erzählstrang des wilden Westens: Zwei Indianer rennen hinter einer Ziege her, die eine Papierrolle um den Hals hängen hat. Bis sie eine Stadt erreichen. Dort folgt ein Dialog, der wohl auf die junge Zielgruppe abzielt:
"Wir haben eine Nachricht vom Facebock erhalten!" - "Und wer sind die beiden dort?" - "Seine Follower, Sir!" Ja, wow. Applaus. Gähn.
Mehr Gastauftritte als Pointen
An Stellen, an denen sich die Story dann gar nicht alleine trägt, setzt Herbig auf prominente Unterstützung. Matthias Schweighöfer darf in einer unwichtigen Situation einen noch unwichtigeren Satz einstreuen, Til Schweiger nicht mal sprechen. Besser so, wenigstens das scheint Bully verstanden zu haben.
Was für eine nette Geste diese Gastauftritte doch sind! Besser machen sie den Film allerdings nicht.
Selbst das Ass im Ärmel versagt
Selbst der Auftritt von "Bullyparade"-Urgestein Diana Herold entlockt dem Zuschauer nicht mehr als ein kurzes Zucken der Mundwinkel. Und das auch nur aus rein nostalgischen Gründen.
Ja, damals, da war es noch schön mit der "stummen" Diana. Wer die Blondine vermisst hat, sollte sich jedoch lieber ihre "Playboy"-Fotos anstelle des "Bullyparade"-Films anschauen. Die sind auch nicht lustig, erfüllen aber wenigstens die Erwartungen:
Gern geschehen.
Tramitz wollte die "Bullyparade" selbst nicht mehr
Christian Tramitz verriet in einem Interview während der Premierenfeier zu "Bullyparade - Der Film", dass er ohnehin lieber den zweiten Teil vom "Schuh des Manitu" gedreht hätte. Die anderen beiden hätten ihn zum "Bullyparade"-Revival überreden müssen.
Vielleicht war das der Moment, in dem sich alle drei von dieser Filmidee hätten verabschieden sollen.
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