Jenke von Wilmsdorff nimmt in seiner neuen Reihe "Jenke. Report." die Cannabis-Legalisierung unter die Lupe. Auch sogenannte Cannabis-Clubs kommen darin vor. Im Interview verrät er, was er davon hält.
Jenke von Wilmsdorff beschäftigt sich in seiner neuen Reportage-Reihe mit einem heiss diskutierten Thema: In "
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news berichtet der Journalist von seinen Erkenntnissen.
Herr von Wilmsdorff, welche Meinung hatten Sie vor Ihren Recherchen zur Cannabis-Legalisierung und welche danach?
Jenke von Wilmsdorff: Ich war und bin für die grösstmögliche Selbstbestimmung des Einzelnen, solange er sein Umfeld durch sein Verhalten nicht schädigt.
"Cannabis für alle: Gibt es ein Recht auf Rausch?": Welche Antwort haben Sie darauf für sich gefunden?
Natürlich gibt es ein Recht auf Rausch. Die Menschheit war immer auf der Suche danach und es spricht auch nichts dagegen. In unserer Kultur spielte er eine so wesentliche Rolle, dass wir eigens ein positiv besetztes Wort für diesen Zustand geschaffen haben: berauscht.
Jenke von Wilmsdorff: "Es ist ein heiss diskutiertes Thema"
Wie schwierig war es für Sie, dieses viel diskutierte Thema anzugehen und alle Seiten zu beleuchten?
Es war überhaupt nichts schwierig. Es ist ein heiss diskutiertes Thema der Zeit und wer sich intensiv mit ihm beschäftigt, möchte auch darüber sprechen. Doch im Gegensatz zu den USA ist es bei uns sehr viel schwieriger, prominente Kollegen für ein Interview zu bekommen. Ihre Angst, sich öffentlich für oder gegen die Legalität zu äussern, scheint zu gross zu sein.
Sie sind in verschiedene Länder gereist, um sich dort ein Bild von der Legalisierung zu machen. Welche grössten Erkenntnisse hatten Sie, welche Nachteile sind Ihnen begegnet, aber auch welche Best-Practice-Beispiele?
Bedauerlicherweise hat mich die Umsetzung der Legalisierung in keinem der besuchten Länder zu 100 Prozent überzeugt. Mal fehlte es an Gesetzen, dann waren es wieder zu viele Gesetze. Das war sehr interessant und wertvoll zu erkennen. Der goldene Mittelweg könnte für uns die richtige Herangehensweise sein.
Sie haben mit Dealern, Ärzten und Cannabis-Opfern gesprochen. Welche unterschiedlichen Meinungen haben Sie gehört?
Die reichten von "abhängig machendem Teufelszeug" bis hin zu "die wertvollste Pflanze, die wir auf Erden haben". Wer in der Legalisierung das grosse Geschäft erkennt, hat genau so überzeugende Argumente wie der Suchtexperte, der täglich mit Drogenabhängigen arbeitet. Es bleibt schwer, sich da seine eigene Meinung zu bilden. Was ich allerdings überhaupt nicht überzeugend finde ist, wie bayerische Politiker vor laufender Kamera mit einem Liter Bier in der Hand das grösste Volksfest der Welt eröffnen, aber äusserst rigoros gegen die Legalisierung von Cannabis wettern. Das bleibt absurd.
Bei den Dreharbeiten gab es auch Joints
Auf welche Grenzen/Hindernisse sind Sie bei den Recherchen gestossen?
Es gibt kaum Hindernisse, die sich nicht ausräumen lassen; das ist eine Frage der Recherche und der Vorgespräche, die man führt. Aktuelle Statistiken sind, wie leider so oft, ein grosses Problem und man muss schon genau hinschauen, wessen Interessen dahinterstecken.
Sie sind für Ihre Experimente bekannt. Haben Sie für Ihre Recherchen selbst Erfahrung mit Cannabis gemacht?
Ich hatte bereits im Jahr 2014 ein "Cannabis-Experiment" produziert. Schon damals diskutierten wir über eine Legalisierung in Deutschland. In meiner neuen Reportage-Reihe "Jenke. Report" sind Selbstversuche nicht geplant; die gibt es in den Experimenten. Aber ich hatte bei den Dreharbeiten auch mal einen Joint.
Was muss Ihrer Meinung nach die Grundlage sein, damit Cannabis-Legalisierung in Deutschland funktioniert?
So wie in einzelnen Staaten der USA sollte es flächendeckend lizensierte Fachgeschäfte geben, in denen kontrolliertes Cannabis von geschultem Personal mit einwandfreiem Leumund an Erwachsene verkauft werden darf. Der Verkaufspreis darf nicht über dem des Schwarzmarkts liegen, was ständige Anpassungen erfordert. Aber vor allem müssen wir alles daransetzen, Kinder und Jugendliche so früh wie möglich über den Umgang mit Drogen aufzuklären. Das betrifft alle gängigen Substanzen. Ein paar Broschüren und ein Polizist oder eine Polizistin, die in Uniform die Klasse besucht, reicht da leider nicht. Eine Aufklärung wird teuer und personalintensiv, aber ihr Wert für unsere Gesellschaft wird immens sein.
Ein freier Verkauf in speziellen Läden soll zunächst nicht geplant sein, stattdessen soll es Cannabis-Clubs mit strengen Regeln geben. Was halten Sie davon? Welche Regeln müssen noch gelten?
Ich halte von den angedachten Cannabis Clubs in Deutschland überhaupt nichts. Das ist nicht durchdacht und wie bei den anderen Vorschlägen des Gesundheitsministers auch, reicht er die Verantwortung und Kontrolle einfach weiter an die Länder oder die Clubbetreiber. Seine Argumente sind oft fern von der Realität. Deswegen habe ich ihn auch gefragt: Wann haben Sie zuletzt mit einem Kiffer von der Strasse gesprochen? © 1&1 Mail & Media/spot on news
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