Nach der Premiere auf Joyn zeigt jetzt auch ProSieben die erste Serie mit Klaas Heufer-Umlauf. Der ist zwar kein grosser Schauspieler, doch "Check Check" kann auch so überzeugen.
Mit 18 ist das Leben einfach. Man will nur weg. Raus aus der elterlichen Enge, der Kleinstadt, der Ödnis der Provinz. Hamburg, Berlin oder gleich ins Ausland, zu Hause gibt es doch nichts für einen selbst. Schliesslich ist man zu Höherem berufen.
In gewisser Weise ist diese Überheblichkeit auch ein Schutz: Denn natürlich weiss keiner, der die Heimat verlässt, ob auch wirklich etwas aus ihm wird. Der beste Beweis ist Jan (
Als er zu seinem Vater Udo (
Doch sein Vater hat Alzheimer, er braucht Hilfe. Jan will ihn trotzdem ins Heim stecken, weil "am Ende ist es das Beste für uns alle". Ein Satz, der eigentlich immer nur fällt, wenn es vor allem das Beste für einen selbst ist. Bis sich Udo nachts auf der Autobahn mit einer Topfpflanze unterm Arm verläuft. Da wird auch seinem Sohn klar, dass er bleiben muss.
"Check Check": Die erste Hauptrolle von Klaas Heufer-Umlauf
Die meiste Aufmerksamkeit wird die ProSieben-Produktion "Check Check" (Premiere auf Joyn bereits im Oktober 2019) sicher erregen, weil Klaas Heufer-Umlauf die Regie und gleichzeitig seine erste Serien-Hauptrolle übernommen hat. An kleinere Schauspieleinlagen traute sich der Moderator in den vergangenen Jahren immer wieder heran, doch ganz im Zentrum stehen wollte er nicht.
Das hat natürlich einen Grund: Der 36-Jährige ist nur ein durchschnittlich begabter Schauspieler. Weswegen er in "Check Check" nah an sich selbst bleibt. Jan trägt die gleichen Klamotten wie Klaas, er sagt Sätze, die auch Heufer-Umlauf einfallen könnten. Das sorgt natürlich dafür, dass es immer ein wenig zu bemüht, zu gekünstelt wirkt.
Dass das alles irgendwie doch funktioniert, liegt an der Handschrift von Ralf "Stromberg" Husmann, der mit an den Drehbüchern zu "Check Check" schrieb. Zurück in seiner Heimat muss sich Jan an einem Provinzflughafen verdingen, an dem so viel Verkehr herrscht wie am BER in Berlin.
Hier trifft er auf den alten Klassenkameraden Ertu (Kailas Mahadevan), seine Schwester Samira (Sara Fazilat), die Familienfreundin Ingrid (Petra Kleinert) und den Pedanten Harald (Jan Georg Schütte), der hier seine Bundeswehr-Fantasien auslebt. Eine Ansammlung schräger Charaktere, die typisch für Husmann ist.
Harald zum Beispiel wittert überall Terroranschläge und sagt Sätze wie: "Der Mensch hat mehr Körperöffnungen, als man meint." Er bestellt einen illegalen Elektroschocker aus Mexiko, um Hasen auf dem Rollfeld zu jagen. Und erwischt natürlich vor allem sich selbst.
"Ich will doch nicht mit meinem Leben deins kaputt machen"
Die Slapstick-Einlagen und den mitunter recht albernen Wortwitz kombiniert "Check Check" mit ernsten und melancholischen Momenten, vor allem in der behutsamen Inszenierung der Alzheimer-Erkrankung des Vaters. "Ich will doch nicht mit meinem Leben deins kaputt machen", sagt der in einem wachen Moment und verändert damit auch den eigenen Besserwisser-Sohn.
Jans Blick auf die verlassene Heimat wird ein anderer. Die Hektik der Grossstadt, das Überangebot der Möglichkeiten, sie erscheinen auf einmal gar nicht mehr so reizvoll. Jan muss sich fragen, ob die Provinz nicht das ist, wo er eigentlich hingehört.
Eine eindeutige Antwort findet er darauf in der ersten Staffel nicht. Was auch daran liegen dürfte, dass Joyn und ProSieben bereits an der Fortsetzung drehen.
Der ganz grosse Wurf ist "Check Check" dabei nicht. Manchmal ist der Wechsel zwischen Slapstick und Melancholie einfach zu holprig. Unterhaltsam ist "Check Check" trotz schauspielerischer Defizite, und knappem Budget trotzdem. Das allein in diesen Tagen schon viel wert.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.