Am Donnerstagabend läuft um 20.05 Uhr Jean-Stéphane Brons Dokumentarporträt "L'Expérience Blocher – Eine filmische Erfahrung" im SRF. Die Dokumentation ist ein Versuch, Christoph Blocher als Menschen zu sehen, obwohl man ihn sonst vor allem als umstrittenen Rechtspopulisten kennt. Wie geht der Filmemacher vor, um dieses Phantom der Schweizer Politik zu ergründen?

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Wie der ewige Pilger sitzt er in seiner Limousine und lässt sich durch die Schweiz fahren. Neben ihm seine Frau, die schweigt, wenn sie nicht gerade mit ihm Französischvokabeln für einen TV-Auftritt übt. Und immer ist die Kamera auf ihn gerichtet, während er wie ein abgekapselter Raumfahrer durch das Land gleitet und seine Ideen verbreitet – die der Mann hinter der Kamera nicht eine Sekunde lang teilt.

Christoph Blocher ist das, was man euphemistisch als "nicht unumstritten" bezeichnet: Ein Politiker der extremen Rechten, der mit populistischen Mitteln und zur Schau gestellter Bodenständigkeit Angst schürt, um sein Land vor allem gegen Zuwanderung von aussen abzuschotten. Ein Milliardär, der mit fragwürdigen Mitteln sein Vermögen vermehrt und dabei auch schon mal eine Schlüsselrolle in einem Skandal um Insiderhandel spielt. Ein Demagoge, der mit Witz und Wortgewandtheit Menschen auf seine Seite zieht.

Filmemacher Jean-Stéphane Bron steht in seinem Dokumentarfilm "L'Expérience Blocher" vor der Aufgabe, diesen Mann zu porträtieren, obwohl er seine Anschauungen und Handlungsweisen ganz und gar nicht gutheissen kann. Deshalb dreht sich der Film, wie der Titel ("Die Blocher-Erfahrung") schon suggeriert, auch nur vordergründig um die Person Blocher – denn eigentlich geht es um die Herausforderung, ihn zu zeigen, um den Umgang mit ihm. Es geht um Bron, der sich unschlüssig ist, wie er Blocher gegenübertreten soll.

Die Blocher-Erkundung

"L'Expérience Blocher" ist kein Exposé im Stil von Michael Moore und kein Time-Life-Bericht über das Leben und Wirken einer Person. Es ist ein Versuch, einen Mann als Mensch zu sehen, den man sonst nur als Rechtspopulisten kennt. Bron begegnet Blocher gewissermassen auf Augenhöhe – aber schreckt gleichzeitig auch davor zurück, den Mann reden zu lassen, weil er Angst vor hohlen Phrasen hat. So ist der Dialog zwischen den beiden auch verzerrt: Blocher redet in die Kamera oder wird bei Gesprächen mit anderen gefilmt, aber Bron redet nur als erzählerische Off-Stimme zu ihm und über ihn: Er gibt Blochers Worte als Kommentar wieder, zeichnet seine eigenen Gedanken auf, aber scheint den Mann selten tatsächlich anzusprechen. Das ergibt eine eigentümlich passive Dynamik: Der grosse Redner Blocher wird oft schweigend gezeigt, während Bron versucht, seine Ansichten und Kritikpunkte zurückzuhalten.

Und doch scheint überall durch, wie Bron sein Gegenüber sieht. Er erwähnt Blochers Vergangenheit als Lohndrücker, seine Geschäfte mit dem Apartheitsregime. Er legt fremdartige, subtile Ambientklänge über Blochers Reise, als würde im Horrorfilm der Tod durch das Land ziehen. Er verwendet Worte wie "kontaminieren", wenn es um Blochers Einfluss auf die Politik geht. Und wenn Blocher 2003 ins Parlament gewählt wird, lässt Bron elegische Streicher erklingen: Die Tragödie nimmt ihren Lauf, scheint er zu sagen.

Phantome kann man nicht verstehen

Das nachhaltigste Bild des Films ist das der Einsamkeit. Immer wieder wird Blocher alleine gezeigt: Im Pool, in seinem Haus, im Parlament. Man kann diese Momente so lesen, wie Blocher sich gerne sieht: als Einzelkämpfer. Man kann darin aber auch den alten Mann sehen, der nie vom Leben umgeben ist, auch wenn er noch so anbiedernd auf Volksfesten singt. Ein Mensch, dessen Ideen ihn von der Welt entfremden.

Natürlich scheitert Bron in seinem Ansatz, den Mensch Blocher zu ergründen. Als Porträt ist der Film adäquat, aber er zeigt wenig, was Blochers Gegner sowie seine Befürworter nicht schon wüssten. Seine Spannung bezieht der Film aber genau aus dieser Bruchstelle. "Sie werden zum Phantom dieser Geschichte, die zu Ende geht", sagt Bron zum Schluss, und es ist ein hoffnungsvoller Satz: Phantome kann man nicht verstehen. Man kann sich nur wünschen, dass sie verschwinden und kein Unheil mehr anrichten.

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