Endlich müssen sich "Stromberg"-Fans ihren Helden, den ahnungs-, niveau- und irgendwie auch arglosen Bürofiesling Bernd Stromberg, nicht mehr nur vom heimischen Sofa aus anschauen. Am kommenden Donnerstag startet der Kinofilm zur Kultserie. Im Interview erzählt Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst, warum "Stromberg - Der Film" ein Frauenfilm ist, warum man keine Angst vor Til Schweiger haben muss und wie die Bettszene mit Bjarne Mädel alias Ernie Heisterkamp so war.

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Am Donnerstag moderiert Stromberg "Galileo" (13. Februar 2014 um 19:05 Uhr auf ProSieben) - was qualifiziert ihn denn als Moderator einer Wissenssendung?

Christoph Maria Herbst: Gar nichts und das ist, glaub ich, schon Teil des Unterhaltungswerts, den die ganze Sache dann hoffentlich haben wird. Ich als Christoph Maria Herbst wäre auch nie auf die Idee gekommen. Der Bernd Stromberg sieht das natürlich anders, weil der weiss ja alles.

Dann lassen Sie uns über den Kinofilm sprechen. Warum sollten "Stromberg"-Fans ins Kino gehen?

Herbst: Weil wir den Sack da schön zu machen. Die Leute, die wir jetzt zehn Jahre an die Hand nehmen durften, um ihnen den Kosmos "Stromberg" vor Augen zu führen und die diesen Kosmos auch nicht leid geworden sind, die wollen natürlich auch wissen, wie dieses ganze Trauerspiel, das ja doch auch teilweise lustig daherkommt, zu Ende geht.

Uns sind auch viele Bilder gelungen, die daherkommen wie ein Wimmelbild, auf dem im Hintergrund unheimlich viel stattfindet und rechts und links etwas anderes. Auf die Kosten solcher Bilder kommt man natürlich erst, wenn man im Kino sitzt und die grosse Leinwand vor Augen hat.

Ausserdem nehmen die Fans einen Mehrwert mit nach Hause, wenn Anspielungen aus vorherigen Staffeln und Folgen kommen. Da freut sich der Fan dann und zwinkert seinem Freund zu, dass er verstanden hat, was da gerade auf der Leinwand verhandelt wird.

Und warum sollten Menschen, die mit "Stromberg" nichts anfangen können, ins Kino gehen?

Herbst: Das fällt mir natürlich schwer zu beantworten, dafür bin ich inzwischen zu betriebsblind. Ich beantworte diese Frage trotzdem immer, weil ich diese Rolle über alle Massen ins Herz geschlossen habe und es für mich eine grosse Freude war, diese Rolle über ein Jahrzehnt zu spielen. Aber das reicht natürlich einem Zuschauer, der mit "Stromberg" bislang nichts anfangen konnte, nicht als Werbung, diesen Film anzuschauen.

Ich glaube aber, dass wir sehr unterhaltsam daherkommen, dass wir hier und da auch zum Nachdenken verführen, aber immer auf eine unterhaltsame Weise. Niemand hebt da den moralischen Finger und ich denke, es ist am Ende vor allem ein Frauenfilm. Wir sind so emotional wie noch nie.

Ein Thema im Zusammenhang mit dem Film ist Crowdfunding. Das Geld kam rasend schnell zusammen - inwiefern hat das den Druck aber vielleicht erhöht? Fühlt man sich den Fans gegenüber noch mehr verpflichtet?

Herbst: Wir haben ja sogar noch mehr gemacht als Crowdfunding, denn das bedeutet ja nur, dass man mit einem Korbgeflecht in den Händen durch die Reihen geht und hofft, dass die Leute Almosen reingeben. Bei uns war es ein Crowdinvesting. Die Leute haben also wirklich Anteile erworben, womit sie die Chance haben, nicht nur die Anteile zurückzubekommen, sondern obendrauf noch eine Rendite. Das ist natürlich erst mal ein unerhörter Vorgang.

Den Druck, nach dem Sie fragen, habe ich persönlich nicht so gespürt. Den hat vor allem unser Produzent, der ja auch noch der Autor ist, gespürt. Es war tatsächlich so, dass sich Ralf Husmann erst nachdem wir die Million im Deckel hatten, hingesetzt und dieses Kino-Drehbuch geschrieben hat. Der Mensch ist so krank, - das meine ich natürlich positiv - dass er nur unter Druck arbeiten kann. Ich selbst habe eh schon genug Druck, wenn ich die Figur spiele, daher könnte ich den Druck gar nicht erhöhen.

Als bekannt wurde, dass es einen Kinofilm geben würde, meinten Sie, Sie würden dem "Stromberg" aus der Serie treu bleiben – ist Ihnen das gelungen?

Herbst: Ja, das ist uns gelungen. Letztlich, wenn man vor der Kamera steht, merkt man ja nicht, dass man gerade was fürs Kino macht. Es ist nicht so, dass wir uns jetzt besonders viel Mühe gegeben haben, nur weil wir einen Kinofilm machen. Das würde im Umkehrschluss ja bedeuten, dass wir die fünf Staffel nur als Aufwärmphase missbraucht haben, weil wir jetzt endlich auf die Leinwand kommen. Dem ist natürlich nicht so.

Was sich unterscheidet, ist vielleicht die Tatsache, dass wir nur ein paar Minuten im Capitol-Gebäude sind und den Rest ausserhalb. So was kann man in einer TV-Serie nicht machen, weil das zu teuer ist. Das ist ein grosser Unterschied. Ansonsten sind wir uns aufs Schönste treu geblieben und es muss keiner Angst haben, dass Til Schweiger und Veronika Ferres auf einmal auftauchen. Wir erzählen genau den kleinen "Stromberg"-Kosmos, wie die Menschen ihn mögen.

Das Ende des Films ist ziemlich überraschend. Ausserdem soll nach dem Kinofilm Schluss sein mit "Stromberg". Haben Sie sich selbst ein solches Ende für die Figur vorgestellt?

Herbst: Nein. Dann hätte ich wohl auch die Bücher alle selbst geschrieben. Aber Gott sei Dank gibt es bei "Stromberg" eine gute Arbeitsteilung, da macht jeder das, was er am besten kann und Husmann kann eindeutig am besten diese Bücher schreiben. Meine Fantasie hätte für diesen Film niemals ausgereicht. Die hat aber auch während der Staffeln schon nie ausgereicht, mir vorzustellen, wohin man diese Figur und auch alle anderen Figuren treiben kann.

Dass der Ernie irgendwann mal so hoch-depressiv erzählt wird wie in einer Staffel, hätte ich nie gedacht. Erst recht nicht, dass wir Stromberg einmal zuschauen, wie er einer Frau einen Heiratsantrag macht. Deswegen hat mir dieses Format und diese Figur immer so viel Spass gemacht. Wir durften uns immer erlauben, die Figur nicht immer auf der Stelle tretend, wie beispielsweise Inspektor Derrick, zu erzählen. Wir haben ihn Dinge erleben lassen, die man sonst in der deutschen Serien-Welt nicht so erlebt.

Wo sehen Sie Bernd Stromberg in fünf Jahren?

Herbst: Gute Frage. Er wird immer wieder auf die Nase fallen und immer wieder aufstehen. Ich glaube, Stromberg ist sehr wendig. Er wird immer gucken, dass er einen überdachten Parkplatz hat - das ist das Wichtigste in seinem Leben. Und er wird es immer wieder schaffen, auf die Füsse zu fallen. Dabei wird er aber immer ausgestattet sein mit seinem Fettnäpfchen-Gen.

Werden Sie ihn vermissen?

Herbst: Sehr. Aber wir leben glücklicherweise in einem digitalen Zeitalter, in dem man solche Dinge ohne Qualitätsverlust archivieren kann. Wenn meine Sehnsucht wirklich überhandnimmt, dann greife auch ich einfach zu der einen oder anderen Staffel und guck mir dann nochmal mit wässrigen Augen die eine oder andere Folge an.

In unserem letzten Interview haben Sie behauptet, "Stromberg" werde weniger pornographisch als der ebenfalls durch Crowdfunding finanzierte Erotikfilm "Hotel Desire". Und jetzt landen Sie mit Ernie in der Löffelchen-Stellung im Bett – wie konnte das passieren?

Herbst: Wenn ich damals schon gewusst hätte, dass ich mit dem Ernie zusammen eine Bettszene habe, dann hätte ich wahrscheinlich die Rolle abgegeben. So hat man aber auch mich wieder mit sehr viel Geld davon überzeugt, dass ich das spielen muss, weil es einfach der Wahrheitsfindung dient. Es gibt aber im Gegenzug auch andere Szenen, in denen ich grosse Brüste anfassen darf. Das hat dann schnell dafür gesorgt, dass mein Blitz-Herpes, den ich bekommen habe, als ich mit Kollege Heisterkamp im Bett lag, wieder verschwunden ist.

Dann erübrigt sich die Frage, ob's denn schön war ...

Herbst: Doch, natürlich war es schön und ich würde es immer wieder tun. Es war nicht alles schlecht.

"Stromberg - Der Film" startet am 20. Februar 2014 in den deutschen Kinos.

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