Herzlich willkommen im "Club der guten Laune". Was im ersten Moment ein bisschen so klingt wie der Kinderhort eines Ferien-Clubs für deutsche Pauschaltouristen in der Dominikanischen Republik, ist in Wirklichkeit die Sat.1-Antwort auf ihr "Promis unter Palmen"-Desaster der vergangenen Jahre.

Eine Kritik
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Während "Promis unter Palmen" inzwischen offizielles Lehrmaterial für angehende Psychoanalytiker im Bereich "Toxische Verhaltensweisen" ist, soll der "Club der guten Laune" (aus praktischen Gründen und weil die Autorin recht schreibfaul ist, nennen wir das Format ab jetzt CDGL) ein Hort des liebevollen Miteinanders sein. Auf dem Papier stehen die Chancen dafür gut, denn tatsächlich sind intellektuelle Grenzfälle wie Bastian Yotta oder Prinz Markus von Anhalt nicht mit nach Thailand gereist. Dafür wirken einige Protagonisten des CDGL-Ensembles auf den ersten Blick so, als würden sie Thailand für das Land halten, in dem der im Tennissport populär gewordene Thai-Break erfunden wurde.

Das Line-Up, wie Kosmopolitinnen sagen, die mit ihren Anglizismen von der Thomas-Hayo-Akademie für Denglish angeben möchten, lässt sich für eine Debütstaffel allerdings wirklich sehen. Jedenfalls, wenn man Freund der gepflegten Trash-TV-Unterhaltung ist. Als da wären: Cora Schumacher, Julian F. M. Stoeckel, Marc Terenzi, Martin Semmelrogge, Vanessa Mariposa, Lorenz Büffel, Jenny Elvers, Sebastian Fobe, Theresia Fischer, Iris Abel und Joey Heindle. Wenn man so will, die letzten 14 Jahre Dschungelcamp im Schnelldurchlauf.

Joey Heindle macht auch gleich den Anfang und klärt das Publikum darüber auf, dass man "hier in einem A-Promi-Format gelandet" sei. Tatsächlich kommt in den Namen der elf Kandidatinnen und Kandidaten 12-mal der Buchstabe A vor. Wie man es von A-Promis erwartet, sorgt bereits das Intro mit einer kurzen Ansammlung von in den kommenden drei Stunden folgenden Szenen dafür, dass dem durchschnittlichen Reality-Ultra das Lästerwasser im Munde zusammenläuft, noch bevor der Vorspann beendet ist. Die Stoeckel rülpst, es geht um Schwanzgrössen, Sexshops, geile Ärsche, Kotzen, Bitches und Cora Schumacher schiebt irgendwem ihren Busen ins Gesicht.

11 Freunde müsst Ihr nicht sein

Für alle, die in den vergangenen Jahren unglücklicherweise immer kurzfristig etwas anderes vorhatten, wenn "Promi Big Brother" oder "IBES – Die Stunde danach" lief und sich bislang auch nicht zu einem "Promiflash"-Abo durchringen konnten, hier ein kurzer Überblick über die Kandidatinnen und Kandidaten, die um Sendezeit, Instagram-Follower, Verschonung vor dem Gerichtsvollzieher und 50.000 Euro kämpfen:

  • Theresia Fischer: Wurde bekannt, als sie zum Entsetzen von Thomas Gottschalk live im Finale von "Germany´s Next Topmodel" ihren knapp 50 Jahre älteren Freund heiratete. Sie hat zur Verstärkung sogar ihr sprechendes Murmeltier Herbert dabei, das während des Unterwassershootings der 14. Staffel GNTM um ein Haar ertrunken wäre. Damit man sie besser durch die Boulevard-Manege ziehen kann, hat sie inzwischen einen Nasenring.
  • Julian F. M. Stoeckel: Deutschlands einzige echte TV-Diva. Wird von sich selbst, seinen Freunden und Olivia Jones nur "Die Stoeckel" genannt. Hat den Turban wieder salonfähig gemacht. Ich respektiere sehr, dass er sich weiterhin die Mühe macht, mit TV-Jobs Geld zu verdienen. Als Erfinder der berühmten Stöckel-Schuhe hat er finanziell bereits mehr als ausgesorgt. Demnächst machen die Stoeckel und ich gemeinsam die roten Teppiche der Fashion Weeks unsicher. Darauf freue ich mich schon sehr.
  • Joey Heindle: Der Dschungelkönig von 2013 und "Promi Big Brother" Vizekönig von 2019 hat pünktlich zum Sendestart eine neue Single veröffentlicht, von der ich nach dem ersten Hören dachte, sie hiesse "Herzdöner". Kurz bevor ich ihm für diese Glorifizierung von aus Massentierhaltung stammendem Gammelfleisch den Goldenen Clemens Tönnies Gedenkorden am Band verleihen wollte, hat er mich aber darüber aufgeklärt, der Song hiesse "Herz Donner".
  • Iris Abel: Die grosse Liebe von "Promi Big Brother"-Finalist Uwe Abel (aktuell laut Klatschpresse wohl getrennt) kennen Feuilleton-Leser aus "Bauer sucht Frau", wo sie sich in ihren damals noch unter dem bei Veganern recht problematischen Künstlernamen "Schweinebauer Uwe" firmierenden späteren Ehemann verliebte.
  • Jenny Elvers: Lief schon unten ohne durch einen Film von Til Schweiger und blickt auf eine bewegte Karriere zwischen Heiner Lauterbach, "Playboy" und "Let´s Dance" zurück. Es halten sich seit Jahrzehnten die Gerüchte, sie hätte als blutjunge Heidekönigin in ihrer Heimat Amelinghausen eine Affäre mit Jan Vetter gehabt haben. Vetter wurde später unter dem Pseudonym Farin Urlaub und seiner Band Die Ärzte recht bekannt und extrem reich.
  • Sebastian Fobe: Äh, ja?
  • Cora Schumacher: Nomen es omen, wie wir Lateiner sagen. Die Ex-Frau von Ralf Schumacher hat eine beinahe so glamouröse Trash-TV-Vergangenheit wie Joey Heindle, dank eines grosszügigen Scheidungsarrangements allerdings deutlich mehr altersvorsorgerelevante Rücklagen. Man sagt, sie hätte mehr Millionen auf der Bank als Tattoos auf dem Konto. Als alte Motorsport-Ikone war sie darüber hinaus regelmässig beim Boxenstopp und hat einige Verschleissteile erneuern lassen.
  • Lorenz Büffel: Kennt man in erster Linie dann, wenn man schon mal volltrunken im Oberbayern auf Mallorca seinen Hit "Johnny Däpp" mitgegrölt hat. Der Text beinhaltet exakt zwei Vokabeln und besteht im Prinzip aus einer vierminütigen Repetition von "Johnny" und "Däpp", vermutlich eine Anspielung auf einen amerikanischen Schauspieler, der mit Büffel optisch und auch hinsichtlich der Talentvergabe etwa so viele Gemeinsamkeiten hat, wie Albert Einstein und Joey Heindle. Genau: Heindle kann besser singen.
  • Vanessa Mariposa: Siehe Sebastian Fobe.
  • Marc Terenzi: War mal mit Sarah Connor verheiratet und hatte danach mehr Beziehungen mit D-Promis als Robert Lewandowski Tore für den FC Bayern geschossen hat. Darunter Gina Lisa Lohfink oder aktuell (aha) Jenny Elvers. Seine einzige wahre Liebe soll aber der Sänger Jay Khan sein, mit dem er kürzlich eine neue Boyband gründete, deren Namen ich vergessen habe. Und das mit 44 Jahren – sehr mutig. Also, Terenzi ist 44 Jahre, nicht ich.
  • Martin Semmelrogge: Als der stimmegozentrische Schauspieler 1981 mit "Das Boot" international bekannt wurde, war ein Grossteil der anderen Teilnehmer am CDGL noch nicht geboren. Nach einigen eher mässig gut durchdachten Aktionen in seinem Privatleben wurde Semmelrogge mehrfach wegen Verkehrsdelikten, Drogenbesitzes und Ladendiebstahl verurteilt. Sein Comebackversuch als Robin Hood der Gartenmöbel missglückte, als er zwar die Terrassenstühle und -tische seines Freundes Uwe Ochsenknecht klaute, sie aber nicht den Armen, sondern sich selber auf die Veranda stellte.

Lasst die Spiele beginnen

Zur Einstimmung gibt es direkt knallharte Zuschauerbindungsaussagen. Marc Terenzi beichtet, er hätte sich mit seinem früheren Rockstar-Leben beinahe umgebracht. Offenbar entschied er sich dann kurzfristig, doch lieber nur die musikalischen Geschmacksnerven seiner Fans zu beerdigen. Cora Schumacher öffnet ihr Kopulationstagebuch und berichtet von "Bums-Buben" und "Knatter-Knaben", mit denen sie mittlerweile durch ist. Im Alliterations-Dreierpack hat sie zwar die "Rammel-Rabauken" vergessen, aber da ist das Sat.1-Publikum generös: knattern oder bumsen, egal – Hauptsache Genitalien. Für den CDGL wünscht sie sich "was zum bumsen, was für den Intellekt und was Lustiges". Aber das sind natürlich gleich drei Wünsche auf einmal. Zu Hause bei Ralf Schumacher vor dem Fernseher knallt derweil das Fremdscham-Level vermutlich schneller aus der Kurve als sein Bolide bei seinem letzten Formel-1-Sieg 2003 in Frankreich.

Die Stoeckel wirkt schockverliebt in Vanessa Mariposa. Den zweiten Teil seines Satzes "Sie ist eine unfassbar schöne Frau", der "fast so schön wie Marie von den Benken" lautete, schneidet Sat.1 weg. Anzeige ist raus. Vielleicht lag es aber auch an der begrenzten Sendezeit. Die Stoeckel muss immerhin auch noch Martin Semmelrogge anmoderieren, da das Jungvolk in der CDGL-Crew den "Bang Boom Bang"-Star nicht kennt: "Das ist ein ganz grosser Schauspieler". Wobei: Semmelrogge ist 1,67 Meter. Unter uns: Da ist ja sogar Matthias Schweighöfer (1,80 Meter) grösser.

Das erste Clubspiel im Partydorf der Insolvenzverweigerer gewinnt Marc Terenzi im Hundekostüm. Es folgen allerlei weitere Peinlichkeiten im Challenge-Modus ohne grössere weitere Erkenntnisse. Vielleicht mal davon abgesehen, dass sich Glitzer-Tutanchamun Stoeckel im Pool "eine feuchte Scheide" holt. Das Ferkel. Joey Heindle dagegen vermutet, man müsse den Wasser-Parkour absolvieren "wie eine Anakonda, die sich durch die Wüste cracked!" Unabhängig davon, dass Anakondas eher in tropischen Gewässern anzutreffen sind als in der Sahara und die einzige Schlange im CDGL eigentlich Cora Schumacher sein sollte: Echt, Joey, Schuppenkriechtiere auf Crack?

Am Ende gibt es ein Rauswurf-Finale am Pool, bei dem sich die Macher von "Prince Charming" vor Eifersucht "Quotenflopp" auf den Arsch tätowieren. Martin Semmelrogge und Iris Abel sind nominiert und das erste Pool-Gewinnerteam aus Cora, der Stoeckel, Vanessa, Sebastian und Joey machen die Heidi Klum und nehmen mit 3:2 Stimmen hauchdünn Iris aus dem Rennen.

Unentschuldigt fehlt während der gesamten 180 Minuten in der quälenden Panik, dass andauernd ein hysterisches, sprechendes Murmeltier mit der Stimme von Theresia Fischer einen längeren Sprechpart erhalten könnte, die von Sat.1 vollmundig angekündigte Jenny Elvers. Ob sie im Kostüm des Maskottchens versteckt ist, das wie eine Mischung aus Teletubbie, Orange und Sonnenkönig Ludwig aussieht und aus unerfindlichen Gründen dauernd wie ein verirrter Tourist im Bild rumsteht? Nächste Woche jedenfalls, das kann man dem Teaser für kommenden Mittwoch entnehmen, ist sie dabei. Und sorgt für Launentemperatur deutlich unter dem Gefrierpunkt bei Cora Schumacher, die eine neue Konkurrentin um ihr Love-Interest Marc Terenzi identifiziert. Drama, Drama, Drama – und ich bin für Sie dabei! Bis dann!

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