Vox reaktiviert nach 14 Jahren sein Reisemagazin "VOXtours". In der ersten Folge geht es mit der neuen Moderatorin Anni Dunkelmann nach Südafrika. An Dunkelmanns Seite: "Let’s Dance"-Jurorin und Südafrikanerin Motsi Mabuse. Zusammen ergibt das viel Spass, wenig Fakten und ganz viel Gefühl.
Man hat es vielleicht vergessen oder sich noch nie Gedanken darüber gemacht. Es gab tatsächlich mal eine Zeit, in der das Programm von Vox aus mehr bestand, als aus "Shopping Queen", "Das perfekte Dinner" und Wiederholungen sämtlicher "CSI"-Staffeln, egal ob Miami, New York oder Las Vegas.
Das mag ziemlich vereinfacht sein und vielleicht erscheint die Vergangenheit in der Gegenwart immer ein bisschen bunter, aber dass sie bunter erscheint, mag im Falle von Vox auch ein bisschen am Reisemagazin "VOXtours" liegen. Das startete 1993, also vor 30 Jahren, mit
1993 starten etwa Serien wie "Ein Bayer auf Rügen", Shows wie "Nur die Liebe zählt" oder "RTL Samstag Nacht" und in Deutschland wurde das ShowView-System eingeführt. So sah sie aus, die deutsche TV-Landschaft, als Vox sein Reisemagazin lancierte. 2009 verschwand "VOXtours" dann wieder aus dieser TV-Landschaft, bis es dann 2023 an einem Mittwochabend wieder zurückkehrte.
"VOXtours" – Reiszielmagazin statt Reisemagazin
Für "Das perfekte Dinner" und Co. bedeutet das allerdings keinerlei Konkurrenz, denn "VOXtours" läuft nicht im VOX-Programm, sondern in dessen Sparten-Ableger VOXup. Die zweite grosse Veränderung betrifft die Moderation. Nach Dieter Moor – inzwischen Max Moor – Judith Adlhoch und Daniela Worel übernimmt nun Anni Dunkelmann die Moderation und reist für "VOXtours" durch die Welt. Ihr erstes Reiseziel ist am Mittwochabend Südafrika und wie diese Reise beginnt, sagt einiges über "VOXtours" aus.
"Endlich, Johannesburg", begrüsst Dunkelmann den Zuschauer aus Südafrikas Metropole und damit ist klar, dass "VOXtours" genau genommen kein Reisemagazin ist, sondern ein Reisezielmagazin. Denn zu einer Reise gehören mehr als nur Eindrücke aus dem Zielland, die eigentliche Reise beginnt schon vorher und beinhaltet Fragen nach dem Verkehrsmittel, der besten Reisezeit, Einreise-Bestimmungen, Sicherheitslage im Land, Impfempfehlungen, Kosten, Unterkünfte während der Reise und so weiter.
Diesen ganzen Ratgeber-Anteil spart sich "VOXtours" vollkommen und das ist noch aus einem zweiten Grund bemerkenswert. Denn es mag sein, dass vor 30 Jahren nachhaltiges oder besser nachhaltigeres Reisen noch keinen Stellenwert hatte, 2023 sieht das aber anders aus. Mal schnell im Billigflieger um die Welt jetten geht angesichts der Klimakrise eben nicht mehr. So gehört es zu einem Reisemagazin wie "VOXtours" eigentlich dazu, dass man sich auch mit Fragen nach dem ökologischen Fussabdruck und nachhaltigerem Reisen ins und im Zielland beschäftigt.
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"VOXtours" in Südafrika: Fun statt Fakten
Damit hat die Südafrika-Folge von "VOXtours" aber ebenso wenig am Hut wie mit einer tieferen Auseinandersetzung mit der Geschichte des Landes. Die Geschichte Südafrikas wird hier auf ein einziges Schlagwort reduziert: Nelson Mandela. Statt tiefer zu graben bis zur Kolonisierung Südafrikas, sich mit den verschiedenen Ethnien oder der aktuellen politischen Lage des Landes zu beschäftigen, besucht Dunkelmann lediglich eine Gedenkstätte und spricht dort mit der ehemaligen Köchin Mandelas über dessen Frühstücksgewohnheiten.
Nein, hier geht es nicht wirklich um Geschichte und Fakten, bei "VOXtours" in Südafrika läuft alles auf einer gefühligen Ebene ab und hierfür hat sich Anni Dunkelmann Verstärkung geholt. In Johannesburg trifft sie
Denn Dunkelmann und Mabuse gehen erst einmal shoppen, besuchen die Mandela-Gedenkstätte, lernen einen aktuell in Südafrika populären Tanz, lassen sich von Mabuses Tante und Mutter bekochen, probieren Weine und natürlich machen die beiden auch eine Foto-Safari. "Wir müssen unsere Welt schützen, Mann", entfährt es Mabuse dabei ganz ergriffen, als sie eine Elefanten-Herde sieht und so kommt doch noch ein bisschen Nachhaltigkeit in die Sendung – wenn auch spontan und sehr emotional.
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Anni Dunkelmann: "Typisch Südafrika, du verrücktes Ding"
Genau diese Emotionalität ist es, mit der sich "VOXtours" und Anni Dunkelmann Südafrika nähern. Und so hört man in den knapp 45 Minuten ständig wohlfühlige Sätze von Dunkelmann wie "Das war echt mega krass", "Südafrika ist bisher ein echtes Urlaubstraumziel", "Echt schön, diese Landschaft – und so unfassbar grün" oder "Typisch Südafrika, du verrücktes Ding." Ja, manchmal geht es ein bisschen viel um Anni Dunkelmann und ihre Gefühle, aber ist das schlimm? Jein.
An manchen Stellen ist es tatsächlich ein bisschen irrelevant, was Dunkelmann fühlt, etwa, als sie hadert, ob sie an einem Seil über eine Schlucht rutschen soll. Das dürfte die wenigsten Zuschauer interessieren, die eigentlich etwas über Südafrika erfahren wollten. Aber grundsätzlich ist diese ganze Emotionalität einfach eine andere Art, sich einem Land zu nähren. Wer also ein paar hübsche Ersteindrücke, nicht allzu viele Fakten oder die schönsten Spots für einen Instagram-Post bekommen und sich dabei keine grossen Gedanken über Ökologie machen wollte, der dürfte seinen Spass am Comeback von "VOXtours" gehabt haben.
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